Mittwoch, 31. Januar 2018

Blinder Fleck: Das Nunes-Memo und die deutschen Medien

Diesmal ist es nur das Handelsblatt. Keine andere deutsche Zeitung, kein Fernsehsender und kein Nachrichtenmagazin berichtet über das "Nunes-Memo", in den sozialen Netzwerken seit Tagen unter dem Hashtag #FisaGate als qualmender Revolver einer möglichen Verschwörung in den USA gehandelt. Inhalt mutmaßlich: Fakten und Mutmaßungen, die darauf schließen lassen werden, dass die gesamten, über Monate weltweit und vor allem in den am schlimmsten betroffenen Gebieten zwischen Berlin, München und Hamburg vielbeschriebenen Russland-Ermittlungen rund um US-Präsident Trump Folge eines Plans waren, den bei Demokraten und Europäern gleichermaßen verhassten Milliardär wenn schon nicht aus dem weißen Haus heraushalten, denn ihn doch möglichst bald wieder hinausjagen zu können.

Wochenlang hatte der - republikanisch dominierte - Geheimdienstausschuss im US-Abgeordnetenhaus um eine Veröffentlichung der Papiere gestritten, wochenlang hatte die deutsche Presse kein Wort darüber verlauten lassen, um die Leserschaft nicht unnötig zu verunsichern. Es hätte ja sein können, dass die drohende Veröffentlichung doch ausfällt. Dann wäre wieder Platz gewesen, die alten, guten Verschwörungstheorien von den russischen Bots und Facebook-Anzeigen wiederzukäuen, die Trump für ein ganz, ganz kleines Geld zum Sieg über die viel hübschere und nettere Hillary Clinton getragen hätten.

Am Montagabend dann aber fällte der Ausschuss den Beschluss, die Aufzeichnungen über angebliche Fehler von FBI-Leuten im Umgang mit den Russland-Untersuchungen im Umfeld der Präsidentenwahl 2016 zu veröffentlichen, in denen Demokraten und FBI gleichermaßen belastet werden sollen. So soll Nunes notiert haben, dass die Verlängerung einer Abhörerlaubnis gegen den Trump-Vertrauten Carter Page im Jahr 2016 mit privat finanzierten Spionageergebnissen begründet wurde - die Demokratische Partei bezahlte dafür, das staatliche FBI gegen den Präsidenten in Stellung zu bringen.

Das Bemerkenswerte an dem Vorgang: Das Nunes-Memo hat nicht nur einen Wikipedia-Eintrag, es macht auch Schlagzeilen von der New York Times über den Guardian, CBS, CNN, Forbes bis zur Los Angeles Times und Politico. Nur beim "Spiegel", bei der Süddeutschen und bei der Zeit schlägt es nicht einmal  winzigste Wellen. Es existiert einfach nicht.

Als wäre der Vorgang, von der "Welt" immerhin noch verschämt verbrämt als "Trump erklärt dem FBI den Krieg", keine Zeile wert, übergeht eine ganze Branche, sonst jederzeit bereit, noch das unsinnigste Gerücht über Schlüpfertänze und wissentlich falsch übersetzte "Shitholes" in Titelseiten zu gießen, schwiegt fein still und kollektiv, abgesehen natürlich von leiser Kritik daran, dass Trump keine neuen Russland-Sanktionen verhängt..

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Typische Strategie der Lügen-Matrix-Diskurshoheiten. – In eher weniger komplexen Zusammenhängen greifen sie schlicht zur Verdrehung der Fakten, sprich einfacher Wechsel der „Vorzeichen“ in ihrem „ethischen Koordinatensystem“. – Ist die Sachlage indessen komplexer, und würden simple „Invertierungen“ doch zu krassen Inkonsistenzen und Inkohärenzen führen, muss halt das „Dröhnende Totschweigen“ herhalten. – Denn wovon der Pöfel garnix mitkriegt, kann er auch keine „Kontroversen“ heraufbeschwören, kann sich auch nicht darüber echauffieren, so er evtl. die Verlogenheit der Darstellung durch die Diskurshoheiten und Dressureliten durchschaut.

Anonym hat gesagt…

Da fällt mir ein pööösartiges Wortspielchen ein, nämlich, jetzo ischt mir endlich komplettemangly klaro, weshalb unser „Schturmgeschütz der Demokratur“ SPIEGEL heisst. –
Denn Spiegel haben die bekannte Eigenschaft „lächts und rinks zu vertauschen“, bzw. Vorzeichen einer Koordinaten-Achse zu wechseln.-
Ergo: Invertierte man simplemangly all die infamen, perfiden, impertinenten, penetranten Lügen-Narrative, all die Mantras, Phrasen, Insinuationen, Halluzinationen, deliriösen Schtories in ihr adversatives Gegenteil, hätte man den Quell „Reinster Wahrheit“ angebohrt.

Anonym hat gesagt…

Danke, dass PPQ diese unterschlagene Meldung aufgreift!

ppq hat gesagt…

jetzt haben sie so lange überlegt und gehofft, dass sie es gar nicht erwähnen müssen. und dann fällt ihnen nur das ein

http://www.spiegel.de/politik/ausland/donald-trump-vs-fbi-memo-soll-veroeffentlicht-werden-darum-geht-es-a-1190836.html

Gerry hat gesagt…

Da brechen sie sich aber einen ab, um das Ding möglichst unbedeutend erscheinen zu lassen.

ppq hat gesagt…

im dienst der wahrheit

herbert hat gesagt…

Hallo,
zuerst mal: Vielen Dank für all die Informationen, die ich schon jahrelang mitlese.
Sie heben mein Weltbild verändert - vor allem wegen des NSU Artikels"Pull the forearm fully rearward".
Und die Kündigung meines jahrzehntelangen Speigel Abos bewirkt.
Mein musikalischer Beitrag zu Nunes Memo - als Zeichen der tiefen Verachtung unserer Systemmedien (Blockmdien, Staatsfunk AK): : Out demons out von der Edgar Broughton Band.
Bitte schreibe noch lange weiter so engagiert auf diesem Deinem hohen Niveau - Jedesmal ein Genuß!

https://www.youtube.com/watch?v=Ce-v2EyG52Y

ppq hat gesagt…

danke, so lange es spaß macht, geht es weiter