Donnerstag, 24. Juni 2021

Klima-Studie: Jobboom dank Mobilitätsausstieg

Im Kontrollbereich der Mobilitätserlaubsnisbehörden wird künftig viel Arbeit anfallen.

In den Fahrzeugfabriken geht die Angst um, bei de Zulieferern der großen deutschen Automobilhersteller herrscht Furcht - der vom Bundestag beschlossene Mobilitätsausstieg bedroht vermeintlich tausende Arbeitsplätze. E-Autos haben weniger bewegte Teile, die geschrumpfte Flugzeugflotte benötigt weniger Techniker und Piloten, selbst Arbeitsplätze von Stewardessen stehen auf dem Spiel. Ähnlich sieht es bei Zubehör-Herstellern aus, Navigationssysteme, Handyhalter, Kofferraumteppiche - alles auf Abruf, so meinte man bisher zumindest.

Keine Angst vor Jobverlust

Eine neue Studie zu den Folgen der anstehenden umfassenden Verkehrswende macht nun aber Hoffnung. Danach birgt der weitgehende Mobilitätsausstieg tatsächlich mehr Chancen als Risiken auf dem Arbeitsmarkt. Die Forscher des Klimawatch-Institut (CLW), das erst im Zuge des Braunkohleausstieg in einer aufgelassenen Grube in der Nähe des dunkeldeutschen Grimma angesiedelt worden war, sehen optimistisch in die Mobilitätszukunft. Mit Hilfe eines "Großcomputer, der mehrere Räume im Institut füllt", wie Forschungsleiter Herbert Haase beschreibt, gelang es den Wissenschaftlern, zu berechnen, dass eine vom Klimaschutz und der Digitalisierung getriebene Mobilitätswende in Deutschland bis zum Jahr 2040 mehr Arbeitsplätze schaffen wird als sie vernichtet.

Gute Nachrichten für alle, die heute noch Angst vor Arbeitsplatzverlust und eingeschränkter Beweglichkeit haben. "Nach unserem Szenario geht der Umbau hin zu einer ökologischeren Mobilität  nicht wie von Gegnern des Umbaus des Automobilstandortes Deutschland propagiert mit einem Arbeitsplatzabbau, sondern sogar mit einem Zuwachs an Beschäftigung einher", zitiert Haase aus dem 652-seitigen Forschungsbericht. 

Auf der Grundlage von Annahmen

Das von den CLW-Forschern entworfene Szenario basiert dabei auf der Grundlage von Annahmen, die sich wiederum auf Experteninterviews und vorliegende Literatur stützen. "Eingeschränkte Bewegungsrechte gehen danach einher mit einem höheren Bewegungsdrang", sagt Haase. Wer nicht könne, der wolle erst recht. Dadurch steige die Zahlungsbereitschaft - wo private Kraftfahrzeuge weitgehend verboten seien, werde auf Mietmobile umgestiegen werden. "600.000 neue Jobs im Taxigewerbe Minimum, sieht Haase entstehen. Nach dem Verbrenner-Aus im kommenden Jahrzehnt und mit dem absehbaren Verbot für autonomes Fahren in Deutschland werde diese Zahl weiter steigen. Setze sich die Auffassung durch, dass auch Elekrofahrzeuge eigentlich nicht gut für die Umwelt seien, rechne CLW mit weiteren 1,6 Millionen neuen Jobs. "Wir werden einen Fahrradrikschaboom erleben und Last- und Sänftenträger werden ins Stadtbild zurückkehren."

Der Forscher ist grundsätzlich optimistisch beim Ausblick bis zur Mitte des Jahrhunderts. "Schon im Jahr 2040 wird der jetzt langsam angeschobene Prozess des Ausstieges aus der individuellen Mobilität zu rund 220.000 wegfallenden und dafür zu 280.000 zusätzlich aufgebauten Arbeitsplätzen geführt haben." Neben Jobs in Transport und Logistik, in Fahrradwerkstätten und in der Schuhindustrie rechne er fest auch mit einem Personalaufwuchs in den Kontrollbereichen. 

Ausweitung des Kontrollbereichs

Wie jedes Verbot wird auch das des ausnahmsweisen Betriebes von Verbrennern scharf kontrolliert werden müssen, zudem werden in einem landesweit gespannten Netz von Kontrollsperren und Check Points Genehmigungsurkunden für Überlandfahrten geprüft werden müssen, um bei Verstößen mit Sanktionen zu reagieren." Im Kontrollgewerbe allein könne die Verkehrswende zehntausende Jobs schaffen. 

Der "große Wandel", wie es Herbert Haase nennt, beschere auch der bisherigen Autoindustrie neue Perspektiven. "Es gilt, leichte und stabile Rikschamodelle zu entwickeln, es muss eine Sänftenindustrie aufgebaut werden und wir sollten auch nach Ostasien schauen, wo es eine lange Tradition der Lastenträgerei gibt." Denn mit dem Ende des Verbrennungsmotors und den aufkommenden Zweifeln an den bisher so gefeierten batterieelektrischen Antriebe nehme die Komplexität bei der Suche nach Alternativen zu. "Wenn wir nur die Binnenschifffahrt nehmen", sagt der Klimaforscher, "dann öffnet sich durch den Wegfall des Dieselantriebes ein großes Tor hin zur Rückkehr des Treidelns". Um diese ökologisch nachhaltige Antriebsform aber wirklich flächendeckend anbieten zu können, brauche es  Treidel-Pfade an allen Flüssen. "


2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ok also...für jeden wegbrechenden Job in der "Hochlohn"-industrie werden also mehr neue Jobs im niedrigen bis niedrigstem Lohnerwerb verheißen...YAY...uärks!!!
Ist schon schick wenn man sich mit 100 Mann oder so abmüht ein beladenes Binnenschiff rheinauf zu ziehen...oder sich oder all seine Lasten auf einen per Smartphone abrufbarem Rikschasklav...ehh -mitarbeiter auszulagern...oder, wenn man mal fahren muss einen auf Trinkgeld hoffenden Taxifahrer an seiner Seite zu wissen, der auch nicht wirklich gut verdient...aber was tut man nicht alles für die heilge Kuh "Klimaschutz":
JA...Dinge sollten sich ändern...aber so?! Weiteres Prekariat...weitere Umverteilung von arm nach reich?!
Da sind wir in der G7...und uns fallen nur DIESE Lösungen ein?!
Menschheit, geh dich eingraben...:(

Anonym hat gesagt…

'Eine umfassende Verkehrswende birgt mehr Chancen als Risiken'

Ja, das birgt sie. Wenn man das als Opener liest und wenn 'dpa' drunter steht, kommt es direkt aus dem Ministerium.