Freitag, 25. November 2022

Umbenennung: Ein Airport für den Führer

Der Verdacht liegt nahe, dass die Umbenennungsinitiative in Sachsen nicht ohne Hintergedanken losgetreten wurde.

E
r ist klein und hässlich, abgelegen und wirtschaftlich ein Massengrab für Millionen. Daher wohl nun die an den Stadtrat in Leipzig herangetragene Idee zweier Brüder, den Flughafen Leipzig/Halle in "Führer-Airport" umzubenennen. Überall in Deutschland klingelt es da zumindest bei Älteren: Klein, hässlich, Massengrab? Über Jahrzehnte hinweg beherrschte ein Mann mit all diesen Eigenschaften die öffentliche Debatte in Deutschland. Erst Pandemie und nachfolgender Krieg hatten dafür gesorgt, dass er seine führende Stellung in den Medien verlor.  

Wie das Messer in der Eisenzeit

Doch immer wieder taucht er trotzdem auf wie ein nur knapp unter der Wasseroberfläche liegendes Riff: Vergleiche mit diesem Führer gehören wie selbstverständlich zum Handwerkszeug jedes Öffentlichkeitsarbeiters im politischen Berlin, der sogenannte "Hitlervergleich" er sitzt locker wie in eisenzeitlichen Stammesgesellschaften das Messer. Seit der Abschaffung der DDR-Fahrerlaubnis erinnert der "Führerschein" an den Mann, der Deutschland durch zwölf dunkle Jahre führte. In Sachsen gibt es heute schon die "Fuehrergruppe", Verlage veröffentlichen "Reiseführer" und "Gourmetführer".

Höchste Zeit, auch ein großes Gebäude, einen Platz oder eben einen Flughafen auf den Namen "Führer" zu taufen, mit Rücksicht auf das außerdeutsche Ausland, das eine Benennung mit dem Taufnamen des einstigen Führers und Reichskanzlers womöglich als falsches Signal missdeuten könnte. Beim Namensgeber, auf den die Petendenten in Sachsen sich formal beziehen, handelt es sich deshalb um Christian Führer, eine regional "wohlbekannte Persönlichkeit" (Leipziger Zeitung), die als Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche im Zuge der weitgehend ungenehmigten illegalen Proteste in der DDR 1989 gelegentlich auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen gewesen war. im Hintergrund aber schwebt die große Historie: Der andere, immer noch bekanntere Führer, war im Zuge seiner Amtstätigkeit in den 30er Jahren mehrfach auf dem Flugfeld bei Leipzig eingeschwebt, damals noch unbehelligt von heute üblichen Protesten.

Ein Freund von Reformen

Führer war 2014 verstorben, ohne noch miterleben zu dürfen, wie seine Vision von Hartz IV als "endlich eingeleiteter Beginn notwendiger Reformen unseres Sozialstaates" ab 2015 zu einer bunteren, diverseren Gesellschaft beitrug, ehe es dann im späten Herbst 2022 abgeschafft wurde.

Ein Führer-Flughafen hätte dem in Leipzig geborenen Theologen sicherlich gefallen, erst recht, weil der Leipziger Flughafen überwiegend davon lebt, Güterverkehr für die multiglobale Milliardenmarke Amazon abzuwickeln. Führer hatte stets dazu aufgerufen, aktiv an der Abschaffung des kapitalistischen Wirtschaftssystems mitzuarbeiten, weil der globale Kapitalismus nicht zukunftsfähig sei. Profitorientiertes Wirtschaften zerstöre die Umwelt und die Menschen, menetekelte er im Vorgriff auf Klimauntergangspropheten wie Greta Thunberg, Luisa Neubauer und Carla Hinrichs.

Ein Gegner des Kapitalismus

Führers spätes Ideal war eine Wirtschaftsform des Teilens all dessen, was da ist. Und was nicht, das eben nicht. Wie besser ließe sich das baulich verkörpern als durch einen Airport, auf dem beständig Maschinen landen, deren Sitze sich Menschen oft noch warm gegenseitig überlassen und deren Frachträume oft zwei- oder dreimal am Tag mit neuen Waren aus China voll- und wieder leergeräumt werden, um die Bewohner einer industriell weitgehend ausgebluteten Region mit dem notwendigsten an Medizin, Bekleidung, Nahrung und elektronischen Geräten zu versorgen?, dachten sich die Brüder Ronny und Daniel Würfel aus Großstolpen bei Leipzig, auf deren Idee der Vorschlag zurückgeht, das 1927 noch unter Führer-Vorgänger Wilhelm Marx eröffnete Luftdrehkreuz auf den Namen des Sachsen zu taufen. 

Die Aussichten des neuen Führer-Flughafen sind auch aufgrund der Alliteration nicht schlecht. Es gilt in Deutschland als gute Tradition, Flughäfen nach früher führenden Politikern zu nennen - vom Willy-Brandt-Flughafen in Berlin bis zum Franz-Joseph-Strauß-Flughafen in München erinnern mehrere der klimaschädlichen Start- und Landeplätze heute schon an einige der besten der Besten, die die Bevölkerung jemals hervorgebracht hat. Dem Brauch folgend, war eigentlich der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher erste Wahl für einen eigenen Flugplatz. Dem neuen Trend zur Diversifizierung folgend schlug dann allerdings die SPD den ghanaischen Philosophen Anton Wilhelm Amo vor, dessen Buch "Über die Rechtsstellung der Mohren in Europa" wegen des rassistischen Titels nicht mehr verlegt werden darf. 

Ein guter Kompromiss

Amo gilt als erster in Europa promovierter Afrikaner, auch wenn er später gemobbt und nach Afrika zurückgetrieben wurde, der Vorschlag als clevere Spitze der deutschen Sozialdemokratie gegen die FDP. Niemand wird sich nun noch auf eines von beiden einigen können, so dass Führer-Flughafen ein guter Kompromiss wäre, über den sich alle freuen könne, selbst die bekanntermaßen recht konservativen Sachsen.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nun, Richard Wagner war ein berühmter Leipziger. Ein einzelner Akkord von ihm (Tristan-Akkord) hat Einträge in 20 Wikipedien. Christian Führer hat als Komplettmensch nur Interesse bei sieben Wikipedien gefunden. Aber leider hat Wagner ja auch den echten Führer herbeikomponiert.

Anonym hat gesagt…

Also gestern war bei den öblichen Vertächtigen (Zettdeheff, Änntehfau) den ganzen Abend wieder Hitler-Hitler-Hitler. Danach: Hitler-Hitler-Hitler. Figaro hier - Figaro da ...

Anonym hat gesagt…

Petry sagt:
24. November 2022 um 17:16 Uhr

Aber Hallo. Das die Ukraine bis zum heutigen Tag noch in der Lage ist ...


Meister Yoda: Nicht lassen sie können es. Schamgefühl sie nicht haben.
Sahg mir wo die Bluhmen sint ....