Montag, 17. November 2008

Das DDR-Fernsehen ist auch wieder da

Nach dem bewährten Berlin-Verbot setzt die Bundesregierung wegen der allumfassendsten Wirtschaftskrise seit dem Untergang der "Exxon Valdez" und dem Ausfall von Michael Ballack im WM-Finale nun auch im Fernsehen auf Nummer sicher. Noch wird lustig so getan, als ob alles ballaballa wäre, Uri Geller ruft Ufos an, im Ersten verlesen seriös verkleidete Herren Pressemitteilungen aus dem Kanzleramt, im Souterrain retten Peer Steinbrück und Frank-Walter Beck reihenweise Firmen. Urban Priol aber, dem kleingewachsenen Kabarettisten mit der Starkstromfrisur, der im ZDF nach Mitternacht Unsinn reden darf, war es jetzt vergönnt, erstes deutschen Zensuropfer seit dem mauerfall zu werden.

In seiner Sendung "Neues aus der Anstalt" machte der Spaßvogel unter den Nachtfalken im Öffentlich-Rechtlichen einen kleinen Scherz auf Kanzlerinnenkosten: „Die Einlagen der Bürger sind sicher“ „schön unverbindlich daher geplappert, kein Gesetz das es irgendwie regelt, hübsches Versprechen, weiter nix. Na aber gut, was von Politversprechen zu halten ist, das kennt sie ja noch aus ihrer Heimat“, orgelte der Mann im Hawaiihemd. Beim Stichwort "ihrer Heimat" drehte sich Priol, der seine Sendungen live anfertigt, zu den Monitoren auf der Bühne um. Und aus denen schaute nunmehr Walter Ulbricht heraus, der knödelte: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“.

Es hat schon allein nach den Vorgaben des Grundgesetzes natürlich niemand die Absicht, Zensur zu üben, denn eine Zensur findet in Deutschland ja nicht statt. Es muss also ein technischer Fehler sein, der dazu führt, dass die ZDF-Mediathek an der Stelle, an der die Live-Sendung noch Walter Ulbricht einblendete, plötzlich ganz unauffällig nur einen kleinen, unübersehbaren Bildausfall zeigt. Und danach ohne den Schwenk zu Ulbricht das für den uneingeweihten Betrachter nun rätselhafterweise hochamüsierte Publikum zeigt. Anders als im Original:


3 Kommentare:

Eva hat gesagt…

Besser wäre natürlich, es gäbe eine Aufzeichnung der Live-Sendung.

Vielleicht sollte man mal auf eatlime.com danach suchen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Original und Fälschung im Vergleich

http://anti.teamidiot.de/nusse/2008/11/zdf_zensiert_mediathek_1/

Anonym hat gesagt…

Ich habe an Herr Schramms Pressefrau Isa Fritz geschrieben und die hat mir folgendes Statement des ZDf weitergeleitet:


lieber herr ********,
vielen dank für ihre e-mail.

gerne leite ich auch an Sie die erklärung des zdf zum ulbricht-schnitt
weiter:

Sehr geehrter Herr Tutas,

vielen Dank für Ihre Zuschrift zu unserer Sendung "Neues aus der Anstalt",
die uns zuständigkeitshalber über die Agentur Urban Priols "Die
Kulturagenten" zur Beantwortung erreicht hat.

Ich darf Ihnen versichern, dass hier keinerlei zensurbedingte oder sonstige
Einflüsse auf uns als Redaktion oder das ZDF insgesamt gewirkt haben, das
Walter Ulbricht-Zitat "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten"
nicht in der ZDF-Mediathek anzubieten. Vielmehr sind es rechtliche Gründe,
die es uns als ZDF verbieten, die betreffende Passage dort zeigen zu können.
Das ZDF sendet seit 1963, die Ausschnitte stammen aus dem Jahre 1961.
Folglich sind sie Fremdmaterial. Der Rechteinhaber gibt derzeit
grundsätzlich keine Materialien für den Online-Gebrauch heraus. Dies kann
sich künftig ändern, da weitere Gespräche zwischen ARD, ZDF und dem
Rechteinhaber anstehen. Deren Ausgang ist allerdings offen.

Dass es keine Zensur gibt können Sie auch daran erkennen, dass unsere
Oktobersendung in den Wiederholungen in unseren Partnersendern (ZDFinfo:
8.11.2008, 15:00 Uhr; Theaterkanal: 12. und 19.11.2008, jeweils 19:40 Uhr;
zuvor bereits 3sat, ZDF-Theaterkanal und ZDFinfo) mit besagter Szene
gesendet wurde/wird.


Mit freundlichen Grüßen

Horsthelmut Schimkat

von mir auch grüße, dieser senderechte-diskurs war uns vorher nicht
bekannt...

Isa Fritz

isa fritz
altensteinweg 29
79410 badenweiler
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fax: +49 (0) 76 32 / 82 82 11
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