Samstag, 30. Juli 2011

Oh, wie schön ist Afrika

Man könnte, ja, man müsste angesichts dieser Zahlen, die die Krankenasse Barmer GEK vorgelegt hat, umgehend depressiv werden. Im vergangenen Jahr wurden demnach 8,5 von 1000 Versicherten wegen psychischer Erkrankungen im Krankenhaus behandelt - eine Verdopplung innerhalb der letzten zwanzig Jahre, denn kurz nach dem Mauerfall litten nur 3,7 von 1000 Versicherten unter so starken Depressionen, dass sie zur Behandlung eingewiesen werden mussten.

Alles wird immer schlimmer, und das nicht nur in Deutschland. Burn-out-Syndrom, Angststörungen - "seit 2010", jubelt der "Focus", der über die allerneuesten Zahlen verfügt, habe sich die "Zahl der depressiven Erkrankungen verdoppelt. Und am schwersten betroffen sind ausgerechnet die Länder, in denen Menschen den höchsten Wohlstand genießen, leiden überdurchschnittlich viele an psychischen Erkrankungen, hat eine länderübergreifende Studie unter Leitung von Evelyn Bromet von der State University of New York ergeben. 89.000 Menschen aus 18 unterschiedlichen Nationen wurden dazu zu ihrem seelischen Wohlbefinden befragt, hochgerechnet aus deren Angaben ergab sich eine Zahl von weltweit 121 Millionen Menschen, die an Depressionen leiden.

Leisten können sich das aber offenbar vor allem Bürger aus den reicheren Nationen. Hier liegt die Chance, an einer Depression zu erkranken, bei 15 Prozent, während in Afrika oder in den ärmeren Ländern Asiens nur eine von 11 Prozent besteht. Auch die Zahl der depressiven Episoden lag mit 28 Prozent in den Ländern mit einem höheren BIP deutlich höher als in den Ländern mit einem niedrigeren BIP, die auf nur 20 Prozent kommen. Unter einer depressiven Episode versteht man einen Zeitraum, in dem nichtdepressive Menschen Symptome zeigen, die eine Depression ausmachen

Allerdings konnten die Forscher feststellen, dass die Hauptgründe für Depressionen in jedem Land gleich sind. So ließ sich herausfiltern, dass Trennung und Tod die wichtigsten Gründe für eine Depression sind. Hunger oder Krieg hingegen scheinen keine Rolle zu spielen. Diese Ergebnisse scheinen eine alte Weisheit des legendären halleschen Sanitärrates Dr. Appel zu bestätigen, nach dessen Überzeugung "Hunger der beste Arzt" war. Wo aber nicht gehungert werden kann, blühen die Depressionen. Neidisch gehen die Blicke ans Horn von Afrika, wo nur gestorben, nicht aber unter mangelndem Selbstbewusstsein, Schlafproblemen, Appetitlosigkeit, Traurigkeit und Konzentrationsmängeln gelitten wird.

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