Mittwoch, 15. Januar 2020

Klimahysteriker: Das Unwörterbuch der Unmenschen

Hysteriker im Klimakampf
Hysteriker glauben an akut drohende Gefahren, dürfen aber nach einem Verdikt der Uni Darmstadt nicht mehr als solche bezeichnet werden.
"Jahr­tau­­send-Hys­te­rie" durfte damals ganz offiziell noch gesagt werden, als der Millenniumsbug hunderttausenden Medienberichten zufolge drohte, die Welt in einen Abgrund aus Untergang, Hunger und Krieg zu stürzen. "Jahr­tau­­send-Hys­te­rie" war erlaubt. Wer es sagte oder schrieb, galt als besonnener Zeitgenosse, der sich einem Phänomen verweigerte, in dem sich nach Überzeugung der amerikanischen Literaturwissenschaftlerin und Medizinhistorikerin Elaine Showalter individuelle Hysterien mit gesellschaftlichen Strömungen der Moderne zu psychischen Epidemien verbinden.

Verdikt gegen Bezeichnung


Treten solche Phänomene heute auf, ist hingegen schnell von einem "Unwort" die Rede. Die Sprachpolizei, gebildet kraft eigener Ermächtigung von Sprachwissenschaftlern der Technischen Universität Darmstadt, erklärt dann "Klimahysterie" zum "Unwort des Jahres 2019". Der Begriff würde "Klimaschutzbemühungen und die Klimaschutzbewegung diffamieren und Debatten diskreditieren", begründen die "Scientists for saubere Sprache" ihre Entscheidung. "Unwort", bis vor 29 Jahren nicht einmal im Duden vertreten, unterstellt, dass es Worte geben kann, die keine sind, hatte eine Jury aus ehrenamtlich tätigen Sprachhütern im vergangenen Jahr mitgeteilt. Damit erinnere der Begriff an die dunkelsten Tage der deutschen Geschichte, als Menschen zu "Unmenschen" erklärt und anschließend zur Vernichtung freigegeben worden waren.

Manchmal darf also Hysterie Hysterie heißen. Manchmal aber nicht. Dabei ist die Mechanik hinter dem Ausbruch der Klimahysterie dieselbe wie einst hinter der Jahrtausend-Hysterie: In kürzester Zeit apokalypsiert sich die Vorstellung von Zukunft in weiten Teilen der veröffentlichten Meinung. Stimmen die Signale, spricht der Volkskörper schnell in seiner scheinbaren Gänze darauf an: Eine Signalanlage für einen Schienenstrang im fernen Australien kann plötzlich durch Tweets zweier Schulmädchen zum Symbol für den Untergang der Menschheit durch das unverantwortliche Handeln eines deutschen Konzernführers gemacht werden. Ein aufgeregter Tanz um Wollen, Müssen und Sollen folgt. Bis die hysterische Aufwallung vom nächsten Schwapp aus der Aufregungstkanne hinweggespült werden wird.

Reaktion auf skurrile Signale


Seit dem Beginn der modernen Hysteriegeschichte den 1870er Jahren in einer Pariser Klinik ist das so. Das gesellschaftliche Nervensystem reagiert nicht zwingend auf wichtige, immer aber auf skurrile Signale. Die Hysterie als Neurose mit traumatischen Ursachen packt aus historischen Gründen Deutschland besonders, wenn sie packt - ein kulturelles, aber vor allem ein deutsches Phänomen in einem "psychoanalytischen Jahrhundert", das hysterische Syndrome nicht als eine Krankheit betrachtet, sondern als Codierung einer vom Patienten nicht verbalisierbaren Neurose. Showalter hat eine Formel dafür entwickelt. "Hysterische Syndrome und soziale Krisen, multipliziert mit medialer Aufmerksamkeit, summieren sich zu kollektiven paranoiden Epidemien mit fanatischen Zügen."

Etwa das beschreibt den Klimatod als auffälligste hysterische Epidemie aus jüngster Zeit. Die "Hystorie" des Aufkommens eines pausenlos klingelnden Daueralarm beginnt bei Greta Thunbergs Entdeckung durch die Medien und folgt seitdem festen Regeln. Fordert die 17-Jährige, ein Weltkonzern wie Siemens „müsse“ ein bestimmtes Geschäft absagen, schlagzeilt die Klimapresse nach einer Weigerung folgerichtig, „trotz der Forderung bleibe der Konzern bei seiner Entscheidung, das Geschäft weiterzuverfolgen“.

Irre Weigerung, sich nackt auszuziehen


Das gleicht dem Manne, der beim Spaziergang auf der Straße von einem Fremden aufgefordert, sich zu entkleiden, stur eine Weigerung ausspricht. Und anschließend dafür kritisiert wird, man müsse doch auf solche Hinweise reagieren. Doch Sozialarbeiter oder Psychotherapeuten, die eine solche verquere Reaktion als Störung definieren, treffen inzwischen auf ein kulturelles Umfeldes, das sich selbst als behandelnden Patienten begreift. Wenn Politik und Parteien, Zeitungen und Fernsehen, Filme und Romane ein Syndrom in einer Breite aufgreifen, die suggeriert, es sei einerseits absolut akut, andererseits durch bestimmte strenge und schmerzhafte Maßnahmen umgehend lösbar, entsteht für jeden Patienten die Möglichkeit, sein eigentlich individuelles Problem in das gesellschaftlich Syndrom zu integrieren und von der der Gesellschaft Behandlung zu verlangen.

Schon ist die Hysterie gesellschaftsfähig und sie bekräftigt die eigene Bedeutung nun durch immer neue ernste Fälle von Verstößen, die "aufgedeckt" werden, die als Hochrechnungen zeigen, wie schrecklich alles ist, und die in Umfragen gipfeln, wonach das jetzt auch wirklich ganz viele Menschen auch meinen.

Fake News, und seien sie noch so skurril, werden zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen, sobald das Modell kulturell akzeptiert wird und die Patienten ihre individuellen Leiden daran haben anpassen können. Den Medien und der epidemischen Industrie ist die Wahrheit egal - je mehr, desto besser. Nun beginnt eine gezielte Suche nach Schuldigen. Feindbilder werden gezeichnet und ermöglichen pogromartige Verfolgungen. Stellt jemand eine skeptische Frage nach dem tatsächlichen Ausmaß dessen, was die Hysterie begründet, wird er zum Leugner, zum Verharmloser, zum Vernichter, zum Feind.

Das Showaltersche Modell erklärt den Mechanismus anhand von Beispielen hysterischer Epidemien wie dem Rinderwahn, erkennbar sind aber Parallelen zu dem, was rund um den Klimawandel geschieht.

Unmensch, wer nicht auch augenblicklich hysterisch zu werden bereit ist.

Unwort alles, was helfen könnte, das Krankheitsbild zu beschreiben.


Elaine Showalter: Hystorien. Hysterische Epidemien im Zeitalter der Medien. Aus dem Amerikanischen von Anke Caroline Burger. Berlin Verlag, Berlin, 1997, 320 Seiten, 0,97 Cent



5 Kommentare:

Jodel hat gesagt…

Was ich nicht ganz verstehe ist die Langlebigkeit dieser Massenhysterie. Mindestens seit dem Kyoto-Protokoll 1997 sind wir doch im Daueralarm. Ständig wir alles immer noch schlimmer und noch unumkehrbarer, obwohl sich alle bisherigen Prognosen durchgehend als falsch herausgestellt haben. Alle dem garantierten Untergang geweihten Inseln, Gletscher, Küstenstädte, Tiere usw. sind noch da. Und auch Australien wird nicht unbewohnbar werden.
Trotzdem reicht es schon nicht mehr das wir durchgehend fünf vor zwölf haben. Laut offizieller Meinung sind wir doch längst bei viertel nach zwölf. Und der Zeiger kennt auch in Zukunft garantiert nur eine Richtung. Bis wohin wollen wir die Uhr den noch vordrehen?

Bei jeder Hysterie in der Vergangenheit hatte das Publikum doch irgendwann von dem Mumpitz die Schnauze voll weil die Hohepriester das Ganze übertrieben haben oder der Spaß einfach zu teuer wurde. An beidem fehlt es doch auch hier nicht mehr. Wieso kommt diesmal die Masse nicht wieder zur Vernunft? Oder bin ich hier nur zu ungeduldig?
Ich habe es einfach so satt mich den lieben langen Tag von denen, die ich auch noch verhalten muss, als Klimaleugner und Umweltsau beschimpfen zu lassen. Nimmt denn das nie ein Ende? Geht das bis zum Ende meiner Tage so weiter?

Anonym hat gesagt…

@ Jodel: Mit Gerhard Polt: Doch, das geht. --- Zum Beispiel gilt es seit knapp zweitausend Jahren für etliche als klar wie Kloßbrühe, daß ein meschuggener Wanderprediger Gott selbst und gleichzeitig Gott X 0,3 Periode wäre. So, wie die CO2-Beklopptheit auch, seltsamerweise nicht auf der ganzen Welt.

Anonym hat gesagt…

Ein Chinese, ein Inder, ein Ami und ein Deutscher stehen am Rande einer tiefen Schlucht.
Der Deutsche: “Leute, Leute!
Das ist das Ende der Welt, das da vor uns liegt.
Wenn wir nix tun, dann ist's vorbei!!!
Wir müssen was machen, um die Welt zu retten. Jetzt, ja jetzt können wir noch mit guten Beispiel VORAUSGEHEN“
Der Chinese, der Inder und der Ami:“Ja, okay, dann mach mal...“


*und die Moral von der Geschicht aus deutscher Sicht..?
PLATSCH!!!
Der Chinese, der Inder und der Ami freuen sich.

Jodel hat gesagt…

@Anonym2
Die Christen lasse ich hier auf dem aktuellen Niveau nicht gelten. Jeder kann von mir aus jeden Mumpitz glauben, wie es ihm beliebt, solange er mich nicht bekehren will. Soll doch jeder nach seiner Facon selig werden. So lange die ihr eigenes Süppchen kochen, ist mir das alles recht.
Aus dem christlichen Laden ist doch jegliche Hysterie raus, die sie zu einmal hatten. Jeder kann aus- und eintreten wie er will. Zum Gottesdienst geht außer an Weihnachten nur noch ein Häuflein unerschrockener. Die letzte Hexe wurde vor über 200 Jahren verbrannt. Wenn einem heute die Exkommunikation angedroht wird, ist das mehr zum lachen als gefährlich.

Wenn die Klimawandeljünger auf dem gleichen Hysterielevel wie unsere Kirche wären, wäre
alles in Butter. Eine Hand voll Irre, die die Apokalypse gleich um die nächste Ecke vorausahnen, gab es zu allen Zeiten in allen Gesellschaften. So lange die Mehrheit das Schiff auf Kurs hält, ist das auch nie ein Problem. Doch immer wenn der Wahnsinn endemisch wird, kommen die schlimmen Zeiten. So auch dieses mal.

Muss den wirklich alles in Trümmern liegen, bevor der brave Michel sagt, dass er jetzt aber genug am Nasenring durch die Manege gezogen wurde? Welchen Hysterielevel müssen wir denn noch erreichen, bevor das Pendel endlich wieder in die andere Richtung schwenkt?

Anonym hat gesagt…

@ Jodel: Schon richtig. Der psychische Mechanismus ist zwar nicht ganz derselbe, aber doch recht ähnlich.
Der Unterschied ist, daß es damals Schklawen und minderrangigen Steuerpflichtigen in prekärer Lage Hoffnung gab - wenn auch irrationale.
Heutzutage ist es eher (oft, nicht immer) Wohlstandsverblödung, nach dem Motto wenn es dem Esel zu wohl geht ...