Dienstag, 31. März 2020

Corona in den Medien: Die schrecklichen Bilder der Anderen

Die Google-Bildersuche zeigt, wie Medien die Corona-Situation in den USA darstellen: Kurz vor Katastrophe, ein Desaster.
Es könnte eines Tages mindestens ein Kapitel in einem Lehrbuch über Krisenmanagement werden: "How to handle a disaster" wird detailgenau nachvollziehen, wie es der deutschen Bundesregierung gelang, aus den privaten und halbstaatlichen Medienhäusern des Landes eine Waffe zu schmieden, die im Regierungsauftrag Regierungshandeln für gut, richtig und alternativlos erklärte. Und daran sogar festhielt, wenn dieses Regierungshandeln sich binnen weniger Stunden von einem definitiven Hüh in ein entschiedenes Hott verwandelte.

How to handle a disaster 


Sie machten einfach alles mit, verbreiteten getreulich jeden Quatsch, jede erkennbare Unlogik und jede Durchhalteparole ohne sachlichen Gehalt. Ob es galt, das Tragen von Masken zu verdammen, weil ohnehin keine zu haben waren, oder die niedrigen Todesraten in Deutschland mit den angeblich so hohen Testzahlen zu begründen - die Logik hatte Pause in den Schreibmaschinengewehrstellungen der vordersten Virus-Erklärungsfront. Nur nicht beunruhigen, nur nicht nachdenklich machen, nur nicht Regierungshandeln infragestellen war die Devise.


Hätte es jemand von ihnen verlangt, sie hätten zweifellos auch häufiges Fiebermessen als besonders fiebersenkende Behandlungmethode verkauft. Das Trinken von Alkohol als Vorsorgemaßnahme schaffte es zumindest.

Corona in Deutschland ist dagegen medial eine saubere Sache.
So gnadenlos kritisch deutsche Journalisten mit dem Krisenmanagement in anderen Staaten ins Gericht gehen, so zart und mitfühlend berichterstatten sie über die eigene Regierung. Russland etwa hat nach dem Dafürhalten deutscher Korrespondenten komplett versagt, China hat alle mögliche verschwiegen, die Briten sind viel zu spät wachgeworden, die Schweden gehen einen gefährlichen Sonderweg, die Österreicher hätten früher handeln müssen und die USA, in Person des alten Endgegners Donald Trump, zeigen nun endlich, dass alles am mächtigsten Land der Welt falsch ist. Das Gesundheitswesen, der Regierungschef, die Abriegelung der Grenzen, die zu späte Abriegelung der Grenzen, der Versuch, ein Medikament zu kaufen, dass es gar nicht gibt, und das Scheitern dabei.

Statistische Tricks helfen verschleiern


Für die Berichterstatter aus Hamburg, Berlin, München und Frankfurt ist es nur verdient, dass die USA nun ganz vorn liegen in der Corona-Hitparade. Am schlimmsten betroffen sei Trumps Land, ein Katastrophengebiet, schreiben sie, und die klammheimliche Freude darüber ist kaum zu überlesen. das haben sie nun davon, die Amerikaner, dass sie nicht auf deutsche Medien gehört, sondern Trump gewählt haben! Bereuen werden sie das noch, hoffentlich.


Dass es, um solche Superlative zu produzieren, einiger Kreativität mathematischer Ideen bedarf, stört nicht weiter. Wer schweigt, gewinnt, wer mit blanken Zahlen lügt, ohne sie in einen Kontext zu betten, erreicht, was er will. Die USA haben 327 Millionen Einwohner, von denen 150.000 infiziert sind. Deutschland hat 83 Millionen Einwohner und mehr als 60.000 Infizierte. In den USA ist damit knapp jeder 2.000. Bürger Corona-Patient.

In Deutschland ist es bereits jeder 1.200.

Aus nahezu doppelt so schwerer Betroffenheit die frohe Botschaft zu backen, der andere sei ganz schlimm dran, das zeigt wahre Meisterschaft in der Königsdisziplin politischer Manipulation: Lügen mit der Wahrheit. Man benutzt absolute Zahlen, die damit jede Vergleichbarkeit verlieren. Und zielt damit auf eine Externalisierung aller Misserfolge, denn lautes Wehklagen über das Versagen anderer hilft stets bei der Ablenkung vom eigenen Versagen.

Verräterische Bildsprache


Noch meisterhafter, wenn dieser Superlativ überhaupt existiert, ist nur der Umgang mit Bildern, vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien. Die zeigen immer wieder gern apokalyptische Szenen aus Italien und Spanien, Krankenhausflure mit Notbetten, vermummte, übernächtigte Schwestern und Ärzte, verzweifelte Angehörige und Militäreinheiten, die Tote abtransportieren. New York als Krisengebiet kurz vor der Kapitulation. Notfriedhöfe in Barcelona. Schlimm, schlimm, schlimm. Krankenpfleger klagen da, Ärzte schreiben verzweifelte Briefe, Patienten appellieren röchelnd an alle Gesunden und ein Hauch von Notstand hängt über den Supermärkten.


Aus Deutschland gibt es solche Bilder nicht zu sehen. Es gibt im Grunde überhaupt keine Berichterstattung aus medizinischen Bereichen. Keine Videos von übernächtigten Schwestern, keine Brandbriefe zorniger Pfleger, keine infizierten Ärzte, die hustend ein Videotagebuch sprechen. Deutschland im Krisenzustand ist eine saubere Sache, medial. Alle halten zusammen, unterstützen die Regierungsmaßnahmen und werden mit optimistischen Bildern belohnt.

Keine Schlangen vor Testzentren, wie sie aus den USA als Beleg für das Versagen der Trump-Administration gezeigt werden. Keine Schwerkranken an Beatmungsgeräten. Keine Leichenkeller. Die Bilder aus Deutschland, die dem deutschen Publikum gezeigt werden, sind geradezu aseptisch sauber: Gut aufgeräumte Kliniken, blitzblank gewienert, vor denen gut gefönte Pressesprecher Beruhigungspillen ausgeben. "Gewappnet" und "gut vorbereitet" ist man und gerade dabei, die "Kapazitäten hochzufahren".


Kaum fällt dabei auf, wie drastisch sich die Bildsprache je nach Schauplatz der Berichterstattung variiert. Ringsum der Zusammenbruch, hier heile Corona-Welt. Selbst die Folgen der Ausgangssperren können so auf zweierlei Weise verkauft werden: Stellen sie in den USA ein Beispiel für die Überforderung der Behörden und den Zusammenbruch der Gesellschaft dar, sind sie in Deutschland ein Beweis dafür, wie einfach Entschleunigung und Rückbesinnung auf ein Leben ohne Leistungszwang und Terminhetze ist.

6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Ob es galt, das Tragen von Masken zu verdammen, weil ohnehin keine zu haben waren

CORONA-KRISE
Jena führt Mundschutz-Pflicht ein

Anonym hat gesagt…

Amazon-Lieferzeiten bei Einwegmasken zur Zeit bis Mai/Juni, die werden direkt aus China geliefert.

Ein Hauptherd in den USA ist New York. Bekanntlich ist Trump nicht der Bürgermeister von New York. Maßnahmen gegen eine Ausbreitung hätten von Bürgermeister De BLASIO [lol] und Gouverneur Cuomo verhängt werden müssen (beide Democrats).

Die Anmerkung hat gesagt…

Shit. Der Trump muß nicht mal Geld ausgeben, um wiedergewählt zu werden. Sauerei.

Der Hirschhausen reitet auch auf dem Maskentrip und will einfach nur lustig sein.

Die Anmerkung hat gesagt…

Das deutsche Drama in Bildern sind immer die Porträts der brillantesten Anticoronafighter deutscher Zunge. Der Sportklub RGI, bisher immer unangefochten deutscher Meiser mit Abo auf den Titel, schickt Chef Wieler in die nächste Runde des Kampfes.

Dass die Sterberate in Deutschland derzeit noch recht niedrig sei, liege daran, dass die Bundesrepublik "sehr früh und sehr viel" getestet habe, so Wieler.

Da biste scheiße dran, sag ich mir, wenn du erst 16 Uhr getestet wirst, und dann auch nur einmal. Das ist schon das zweite Mal, daß mir dieser Umgang mit dem Virus auffällt. Dann muß das ja funktionieren. Kann man sich die teure Suche nach Impfstoff und Shutdown und all den Scheiß sparen, wenn quicklebendiges Leben so billig zu haben ist.

Noch brillanter finde ich allerdings, daß die gesamte versammelte Schmierfinkenjournaille keine Fragen hat, nicht nachhakt, sondern im Gegenteil, diese in der Welt einmalige Strategie gegen die anstürmenden Horden aus Corona klaglos und wortwörtlich wiedergibt.

Womit habe wir das eigentlich verdient? Weiß da jemand genaueres?

Die Anmerkung hat gesagt…

Hier war es das erste Mal. Der Drosten. Halten wir fest, daß Drosten & Wieler das weltweit ungeschlagene Dreamteam im Coronafighting sind. Nur Mörderkim ist wahrscheinlich noch besser. Seit der die Grenzen dicht gemacht hat, hört man da nixhts mehr.

Gerry hat gesagt…

Herr Drosten hatte ja schon damals bei der Schweinegrippe völlig richtig gelegen. Von daher war es nur naheliegend, ihn wieder als führenden Experten gegen Corona ins Feld zu führen.