Mittwoch, 8. Juli 2020

Umbenennung: "Washington Post" sucht neuen Namen

Washington hielt Sklaven und er genderte nicht:Die nach dem Gründervater der USA benannte Zeitung "Washinton Post" erwägt jetzt, sich im Zuge der Black lives Matter-Aufstände in "Floyd Post" umzubenennen.


Die Entscheidung reifte lange. Doch nachdem die US-Tageszeitung "Washington Post" selbst wohlwollend über eine Initiative von Lehrkräften und Studenten der Washington und der Lee University berichtet hatte, die beim Kuratorium der beiden Universitäten die Entfernung des Namens von Robert E. Lee und des früheren US-Präsidenten George Washington beantragt hatten, blieb keine andere Wahl. Es sei "nicht länger akzeptabel", mit Lee oder Washington in Verbindung gebracht zu werden, hieß es im Blatt. "Beide waren Täter des Rassenterrors, und beide Namen sollten entfernt werden."

Betroffen wäre auch die traditionsreiche Zeitung, die sich nach dem Vater der Nation benannt hat - einem Sklavenhalter. Das anhaltende nationale Gespräch über Rassismus könne zu dauerhaften Veränderungen führen, hieß es dazu in der "Post" und beginnen müsse das damit, "dass wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen und ehrlich sagen, wohin wir wollen".

Weg von Lee, der schon wegen seiner Rolle als Befehlshaber der konföderierten Armee abzulehnen sei, obwohl er als Universitätspräsident ein gefeiertes Programm für freie Künste ins Leben gerufen hatte. Dagegen aber stehe "seine abscheuliche Behandlung von Schwarzen" - ein Vorwurf, der auch Washington, dem Namensgeber der Zeitung, gemacht wird.

Washingtons Name sei beleidigend, obwohl er der erste Präsident des Landes war, nachdem er die Kontinentalarmee im Unabhängigkeitskrieg angeführt hatte. "Aber Washington versklavte mehr als 300 Schwarze", schreibt der Assistenzprofessor Brandon Hasbrouck: "Er bestellte eine Peitsche, und unternahm noch als Präsident aufwändige Reisen von und nach Philadelphia, um zu vermeiden, dass ein Gesetz von Pennsylvania ausgelöst wurde, das versklavten Schwarzen nach einer bestimmten Zeit im Staat einen Weg in die Freiheit ermöglichte." Gruseliges Detail: Washingtons Zahnersatz habe Zähne enthalten, die seinen Sklaven gezogen worden waren.

Dies seien keine Handlungen eines Mannes, der gefeiert werden sollte, indem sich ein liberales Blatt wie die Post mit seinem Namen schmücke. 1877, als die Post gegründet wurde, konnte das noch niemand wissen. Doch heute liegen die Tatsachen unübersehbar auf dem Tisch: Die "Washington Post" kann nicht einerseits ihrem Motto "Demokratie stirbt in der Dunkelheit“ folgen. Und andererseits selbst einen wahren Fürsten der Finsternis als ihren Namenspaten behalten.

Eine Änderung des Namens, um die Verbindung zu Tätern des Rassenterrors zu lösen, verlangt nicht allzu viel", fordert Brandon Hasbrouck mit Blick auf die vielen farbige Studenten, Administratoren, Support-Experten und Professoren, die schmerzhafte Missbraucherfahrungen gemacht haben, die zu oft nicht ernstgenommen worden seien. Einige haben gefragt, wie eine Zeitung, die sich für die wahren Werte der Demokratie und der Freiheit einsetze, nach Washington benannt sein kann.


Die Verehrung des ersten ersten Mannes der Vereinigten Staaten signalisiere "implizit die anhaltende Unterstützung für rassistische Unterordnung und Gewalt", folgert der Professor. Eine ehrliche Darstellung der Geschichte und der Rolle ihrer Machtstrukturen sei lehrreich und für dauerhaften Fortschritt notwendig. Doch obwohl auch viele weiße Mitarbeiter der Post zu Recht über die jüngsten Fälle von Entmenschlichung der Schwarzen empört sind, schweigen doch immer noch viele, wenn es wie bei der Frage der Umbenennung der ältesten Zeitung der USA "sozial weniger akzeptabel ist, sich zu äußern!"

Sollte nicht der Name wenigstens von der Titelseite verschwinden? Noch gibt es keine entsprechende Petition, doch an der gleichnamigen Washington Universität läuft eine Diskussion, weil  Studenten die Möglichkeit fordern, Bilder von Lee und Washington aus ihrem Diplom zu entfernen. Der Riss geht quer durch alle Farben: Ein erheblicher Teil der Weißen an der Fakultät unterschrieb nicht. Aber mehrere farbige Studenten erhielten Hassbotschaften. Und es gab dennoch keine Solidaritätserklärung ihrer weißen Kollegen.

Für Hasbrouck ein Affront. Die Umstände rund um eines der größten Blätter im Land seien nicht anders. Mit dem Aufstieg der Black Lives Matter-Bewegung sei ein Verbindung mit Rassisten nicht mehr zu ertragen. "In seiner Arbeit zur kritischen Rassentheorie hat Professor Derrick Bell argumentiert, dass das Interesse der Schwarzen an der Erreichung der Rassengleichheit nur dann berücksichtigt wird, wenn es mit den Interessen der Weißen konvergiert", analysiert der Professor. Washingtons Name sei wohl für einige immer noch akzeptabel, möglicherweise weil sie glaubten, dass seine Tugenden seine Sünden überwiegen. Doch dies könne nicht hingenommen werden: Es ist sozial, wirtschaftlich und politisch inakzeptabel, mit Washington oder Lee in Verbindung gebracht zu werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es macht Spaß zuzusehen, wie die liberals in der Jauche untergehen, die sie selber anrühren.