Freitag, 28. November 2025

Rentenstreit: Die alten Frauen sind zu teuer

Diese offizielle Grafik aus der Bundeszentrale für politische Bildung veranschaulicht Deutschlands zentrales Rentenproblem: Frauen haben eien Kultur des verantwortungslosen Überbezugs entwickelt,d er die Rentenkasse Jahr für Jahr etwa 120 Milliarden Euro kostet.

Die Soziale Marktwirtschaft funktioniert nicht mehr, das Aushandeln von Kompromissen zwischen Koalitionspartnern stockt, bis in die einzelnen Parteien zieht sich das wüste Geschimpfe übereinander, weil jede Interessengruppe die anderen dafür verantwortlich macht, dass das Geld hinten und vor nicht reicht. Es geht um Grundsätzliches, immer. Unversöhnliche Gegenpositionen treffen aufeinander, denn alle Beteiligten sind auf einer heiligen Mission, die es ihnen verbietet, sich von Hausverstand und Augenmaß leiten zu lassen.  

Haltelinien und Höchstbeitrag 

Natürlich kann keine Regierungskoalition Probleme von heute lösen, ehe sie nicht die von morgen und übermorgen abgeräumt hat. Kein Herbst der Reformen darf beginnen, bevor nicht das Rentenniveau der Zeit im kommenden Jahrzehnt festgeschrieben wurde. Haltelinien, Höchstbeitrag, kostenloser Steuerzuschuss aus der Staatskasse und ein verpflichtendes soziales Jahr für Ältere - viel ist ausprobiert worden an Lösungen für den Unterhalt der wachsenden Zahl an Rentnerinnen und Rentner, die insbesondere die Babyboomer-Generation hervorbringt.

Diese Menschen, in ihrer Jugend noch an 40-Stunden-Wochen und Acht-Stunden-Tage gewohnt, liegen der Gesellschaft wie ein Alpdruck auf der klammen Kasse. Ein Millionenheer, das tagtäglich hunderte  Millionen Euro beansprucht, weil frühere, längst abgelöste und häufig bereits verstorbene Politikergenerationen ihm unhaltbare Versprechungen gemacht haben. Richtig ist, dass viele heute Ältere bereits ihren Beitrag für die Gesellschaft geleistet haben.

 In ihren produktiven Jahren haben sie  Wehr- oder Zivildienst geleistet, sie haben jahrzehntelang gebuckelt, teils in körperlich anstrengenden Jobs. Sie haben Kinder und Enkelkinder aufgezogen, zwar nicht viele, aber doch deutlich mehr als diese Kinder und Enkelkinder zur Welt bringen werden. 

Anerkennung und Respekt 

All das verdient Anerkennung und Respekt, doch Anerkennung und Respekt stopfen keine Löcher in der Rentenkasse. Herbert Haase, der im sächsischen Grimma forschende Chef des Climate Watch Institutes (CWI), hat angesichts der verfahrenen Verhandlungssituation im politischen Berlin nach einer Lösung für den sogenannten "Rentenstreit" gesucht. Mit einem fachübergreifend besetzen Team aus Gerontokraten, Mathematikern,  Klimawissenschaftlern, Versicherungsexperten und Medizinern habe man die Rentenfrage grundsätzlich angehen wollen, beschreibt der Gründungsdekan des im Rahmen der Bundesbehördenansiedlungsinitiative (BBAS) geschaffenen High-Tech-Forschungsstandortes CWI. "Fakt ist, dass wir bisher gar nicht wussten, von welchem Problem wir eigentlich reden."

Haases Team hat es entdeckt, erfasst und jetzt im britischen Wissenschaftsjournal "Halleys Actuary" ausführlich erläutert. In der Studie "Female life expectancy as the core of the financing problems of the statutory pension system" beschreiben die Wissenschaftler erstmals den wahren Auslöser der vielbeklagten wachsenden Belastungen für die jüngeren Generationen. Der Titel, ins Deutsche übersetzt "Weibliche Überlebensdauer als Kern des Finanzierungsproblems der gesetzlichen Rente", verrät schon, wo Haase und seine Mitarbeitenden den Knackpunkt für eine auskömmliche Rente für alle sehen. "Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen in Deutschland beträgt derzeit rund 83,2 Jahre", rechnet Herbert Haase vor, "das sind etwa fünf Jahre mehr, als Männer zu erwarten haben, und deutlich zu viel für die Rentenkasse."

Die armutsfeste Rente ist möglich 

Nicht irgendwelche Jahre, sondern die, um die es geht. Selbst die angeschlagene und angesichts fehlender Zukunftsindustrien ins Ungewisse taumelnde deutsche Wirtschaft wäre nach Überzeugung der Forscher leicht in der Lage, eine zumindest armutsfeste Rente für alle zu erwirtschaften. "Würden Frauen nicht so deutlich älter werden als Männer." Die durchschnittliche Dauer der Rentenzahlung für die liege bei knapp 19 Jahren, versicherungsmathematisch entspreche das der vorausberechneten Bezugsdauer.

"Bei Frauen aber beträgt die Bezugsdauer mittlerweile mehr als 22 Jahre" warnt Haase. Daraus ergebe sich ein Rentenüberbezug von drei Jahren. "Und dieser Wert ist erst in den letzten Jahren so steil gestiegen", beschreibt. Noch im Jahr 2001 habe die durchschnittliche Rentenbezugsdauer für Frauen bei der Zeitspanne gelegen, die heute Männer in Anspruch nehmen.  "Bei Lichte betrachtet sind wir damit auch schon am Kern des Finanzierungsproblems der gesetzlichen Rente vorgedrungen", redet Herbert Haase nicht lange um den zentralen Punkt der Rentendiskussion herum, den Politiker wie Medien so entscheiden meiden, dass die weibliche Überlebensdauer in keiner Debatte  auch nur erwähnt wird.

Omas belasten das System 

Dabei sind es ausschließlich die alten Frauen, die das System belasten. Frauen leben im Durchschnitt drei Jahre zu lange. Die dadurch verursachten Kosten von etwa 390 Milliarden Euro entsprechen auf die Zeitdauer heruntergerechnet ziemlich genau den Mehrkosten von voraussichtlich 120 Milliarden Euro ab 2031, um die innerhalb der Union und innerhalb der Koalition so erbittert gestritten wird. Herbert Haase nennt das etwas abfällig einen "echten Berliner Theaterzwist" und er ist sich sicher: "So lange alle Parteien das Frauenproblem leugnen, wird jede Reform ins Leere laufen."

Was es brauche, seien kreative Wege, Verantwortung gerechter zu verteilen. Wenn die deutsche Öffentlichkeit von Politik und Medien angehalten werde, die Frage zu diskutieren, wie wir uns die Rente noch leisten könnten, gehöre es sich, ihr über die Ursache der Kalamitäten reinen Wein einzuschenken. "Es ist ja eben nicht so, dass die gesamte Generation der Boomer unverantwortlich viel länger wird." Statistische Zahlen zeigen zwar, dass auch die Rentenbezugsdauer von Männern sich erhöht hat. Seit 1960 kletterte sie von 9,6 Jahren auf 18,5 Jahre 2020, ein Anstieg von 193 Prozent. Doch die Frauen machen den Unterschied: Ihre Bezugsdauer sprang im gleichen Zeitraum sogar um 212 Prozent nach oben.

Die Last der Obligationsomas 

Herbert Haase und seine Kolleg*innen sehen in den sogenannten "Obligations-Omas" hier die Wurzel des deutschen Rentenproblems. "Wir diskutieren und diskutieren, reden aber fortlaufend an den Kernfragen vorbei: Können wir uns die alten Frauen noch leisten? Wie viele? Und wie lange?" Dass die Antwort nicht in der gesamten alternden Bevölkerung zu finden ist, liegt für den Sozialwissenschaftler auf der Hand. "Die großen Jahrgänge der zwischen Mitte der 50er und Ende der 60er Jahre Geborenen, die Boomer, nähern sich dem Ruhestandsalter oder sind schon da", sagt er, "und wenn alle so sterben würden wie die Männer, könnte jedem der gewohnte Lebensstandard im Alter garantiert werden".

Die Frauen aber machen der versichungsmathematischen Rechnung, die von der im Grundgesetz festgeschriebenen Gleichstellung der Geschlechter ausgeht, einen dicken Strich durch die Rechnung. Das deutsche System der Umlagefinanzierung, über Jahrzehnte als ausgesprochen stabil gerühmt, stößt an seine Grenzen, wenn eine gesellschaftliche Gruppe den geschlossenen Generationenvertrag so zum eigenen Vorteil auslege wie es die älteren und alten Frauen tun, warnt Haase. "Theoretisch sollen ja  werden die Rentenzahlungen für die Ruheständler*nnen aus den Beiträgen der zum jeweiligen Zeitpunkt aktiven Jahrgänge der Arbeiter*nnen und Angestellt*innen bezahlt werden", umschreibt er die ursprüngliche Idee. 

Männer verzichten, Frauen nicht 

Das wäre zumindest mit Hilfe von Milliardenzuschüssen der Steuerzahler möglich, würden alle Anspruchsberechtigten nur den Anteil an Auszahlungen des Umlagesystems für sich reklamieren, den der durchschnittliche deutsche Mann zwischen Renteneintritt und Todestag vereinnahmt. Dem sei aber eben nicht so. "Wir haben eine große, mehr als die Hälfte der Rentner*innen umfassender Gruppierung, die mehr nimmt." Im Durchschnitt liege die Überbelastung, die eine Überalte für die Rentenkasse bedeute, bei solzen 36.000 Euro. "Angesichts von Millionen Fällen fehlt dieses Geld dann natürlich anderswo."

Die Hoffnmung der Wissenschaftler aus sachsen liegt auf der Rentenkommission, die die Bundesregierung eingesetzt hat, um das Thema bis zur Mitte der Legislatur zu vertagen. Die Gruppe an Exoperten soll bis 2027 Vorschläge für eine grundlegende Reform ausarbeiten, die Studie aus Grimma liegt der Runde vor. "Damit wird sich keiner der Beteiligten mit einer Unkenntnis der problematischsten Entwicklung für die Rentenfinanzen herausreden können, die eben nicht in niedrigen Geburtenzahlen, irgendwelchen nebulösen demografischen Verschiebungen und der allgemein gestiegenen Lebenserwartung liegt, sondern in der exzessiven Ausnutzung erworbener Rentenansprüche durch Rentner eines bestimmten Geschlechts."

Ausgenutzte Solidarität 

Haase ist klar, dass auch diese Auszahlungen über die normale Solidarität hinaus sich nicht einfach streichen lassen, weil sie den Versichert*innen seinerzeit gesetzlich zugesichert worden sind. "Es gilt das Prinzip des Vertrauensschutzes, auch für Menschen, die das von der Gemeinschaft in sie gesetzte Vertrauen selbst dreist missbrauchen."  Das System ähnele einem Supertanker mit extrem langsamer Reaktionszeit und einem viele Kilometer langem Bremsweg, zitiert Haase die offizielle Sprachregelung, mit der die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) das Ausbleiben von Reformen begründet. 

Dabei liege die Lösung auf der Hand: "Die Zuschüsse zur Rente sind heute mit 120 Milliarden Euro im Jahr der mit Abstand größte Posten im Bundeshaushaltaushalt", weiß Haase. Gar nicht so rein zufällig seien diese 120 Milliarden Euro genau die Summe, die Jahr für Jahr an überalte Frauen fließe. 

Es braucht einen Solidarvertrag 

"Wir haben eindeutig ein Frauenproblem", sagt der Wissenschaftler. Bei aller Einigkeit darüber, dass der Anstieg der Rentenausgaben gebremst werden müsse, vermisse er den Willen, den Generationenvertrag um einen Solidarvertrag innerhalb der Generationen zu ergänzen. "Dabei wäre das die fundamentale Frage für den gesellschaftlichen Zusammenhalt." Haase verweist auf einen bevorstehenden Ansturm von besonders teuren Rentnerinnen auf die ohnehin leeren Rentenkassen. 

Bis zum Ende der 30er Jahre würden fast sieben Millionen Babyboomer-Frauen das Rentenalter von 67 Jahren erreichen. Sie werden im Durschnitt bis in die 60er Jahre hinein Leitungsansprüche gegen die nachfolgenden Erwerbsgenerationen geltend machen. Die Gesamtsumme, um die es gehe, liege bei  4,5 Billionen Euro. "Mindestens 600 Miliarden davon können gespart werden, wenn es uns endlich gelingt, die unsiolidarische Besserstellung von Frauen zu beenden."


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Regierung sollte eine Ausschreibung für eine KI machen, die das Problem löst.

Anonym hat gesagt…

Omas und Opas gegen rääächts bitte bevorzugt bedienen. Erst recht wenn sie Pensionsempfänger sind!