Freitag, 12. Dezember 2025

Weihnachtsmarkthacker warnt: Symbolsperren statt Sicherheit

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Ronald X ist ein weißer Weihnachtsmarkthacker. Hier rüttelt er testweise an einer elektronischen Straßensperre, die aus seiner Sicht leicht zu umfahren wäre.
Er gilt als Deutschlands bei weitem gefährlichster Mann – zumindest, wenn es um Sicherheit geht. : Ronald X hat allein Dezember dieses Jahres Anschläge auf Weihnachtsmärkte verübt, bei denen mehr 250 Menschen ums Leben kamen. "Natürlich nicht wirklich", sagt der sportliche Mittdreißiger, "aber wenn man es genau nimmt, hätte es so kommen können." Ronald X, der in Wirklichkeit ganz anders heißt, ist allerdings weder Terrorist noch traumatisierter junger Mann, der der Gesellschaft mit "Vorfällen" ihre Art zu Leben nehmen will.

Bekannter White-Christmas-Hacker 

Ganz im Gegenteil. Der ausgebildete Facharbeiter für Datenverarbeitung, als Lochkartenprogrammierer geprüft von der Handwerkskammer, ist ein sogenannter "White‑Christmas‑Hacker" genannt. Sein Berufsbild ist noch relativ neu, erst seit dem, was Historiker heute "Breitscheidplatz"  bezeichnen, entstand eine Nachfrage nach seinen speziellen Beratungsleistungen. 

"Es ist wirklich ein Saisongeschäft", sagt X, der längst nicht für seine Dienstleistung werben muss. "Am Anfang musste ich noch Klinkenputzen und die Kunden haben meist gar nicht verstanden, welche Hilfe ich ihnen geben kann." Inzwischen aber stünden die Interessenten Schlange. "Ich muss mehr Anfragen abschlägig bescheiden als ich annehmen kann."

Wie ein Verbrecher 

Es bleibt genug zu tun. Kaum hatte der Dezember begonnen, ist er auch in diesem Jahr wieder losgezogen, um die Sicherheitslage auf deutschen Weihnachtsmärkten zu prüfen. Im Unterschied zu normalen Aufsichtsbehörden geht Ronald X im Stil der bekannten White Hacker aus dem Internet selbst wie ein Verbrecher vor. "Ich orientiere mich an den Handbüchern des rechtsextremen Untergrunds und der Stadtguerilla-Bibel der RAF", beschreibt er seine Arbeitsweise. 

Wo behördliche Prüfer oft darauf bedacht seien, Sicherheitsmaßnahmen als ausreichend anzuerkennen, wenn das Bemühen erkennbar sei, bei Weihnachtsmarktbesuchern die Illusion eines geschützten Weihnachtserlebnisses aufkommen zu lassen, schaut er gründlicher hin. Ob Straßenbarrikaden oder Merkel-Poller, Absperrgitter oder Drohennetze - Ronald X unerkannt aus dem Untergrund. 

Harmlose Spaziergänge 

"Meine Methode ist es, bei harmlos erscheinenden Spaziergängen unerkannt nach Sicherheitslücken Ausschau zu halten." Im Kopf des erfolgreichsten deutschen Weihnachtsmarkthackers rattert es dabei unablässig. "Ich denke dann wirklich wie ein Terrorist und überlege mir beständig, wie ich erkannte Lücken ausnutzen könnte, um möglichst großen Schaden anzurichten." 

Ronald X' Gedanken sind dabei bei den nichtsahnenden normalen Weihnachtsmarktbesuchern. "Während die einfachen Leute sich Glühwein und Lebkuchen schmecken lassen, genieße ich es, wenn ich eine Schwachstelle entdecke, durch die ein Rechtsextremist in eine solche Herzkammer der deutschen Weihnachtstradition vordringen könnte."

Kampf gegen Bequemlichkeit 

X arbeitet nicht für den Staat, sondern gegen dessen Bequemlichkeit. "Ich denke wie ein Täter", sagt der Liebhaber von Romanen von Brad Thor, Sherko Fatah und Tom Clancy. Nur auf diese schonungslos kritische Art ließen sich echte Risiken erkennen. Ronald X wackelt an Pollern, er vermisst mit einer Handy-App Durchlassmaße von Straßensperren, stoppt die Öffnungszeiten von Absperrgittern und die Aufhängung von Drohnenabwehrnetze. Oft mit erschreckendem Ergebnis. "Viele Systeme sind so lückenhaft, dass selbst Terroristen in Ausbildung leicht herausfinden könnten, wie man sie umgehen kann", erklärt er.  

Die Lage sei besser geworden, nachdem sie zuletzt im vergangenen Jahr noch einmal deutlich schlechter wurde. Doch den Ernst der Lage hätten längst noch nicht alle Stadtväter und -mutter erkannt. "Viele machen sich vor, dass hohe Sonderausgaben für bauliche Maßnahmen automatisch für ein hohes Maß an Sicherheit sorgen." Ronald X widerlegt das wieder und wieder, meist zum Erschrecken seiner Auftraggeber. 

Unverschweißte Kanaldeckel 

Sein Vorgehen folgt stets demselben Muster: Auf Einladung oder aus Eigeninitiative besucht er Märkte, inspiziert Zugänge, Dächer, Lieferzonen und mögliche Fluchtwege. Häufig entdeckt er offene Gitter, unverschweißte Kanaldeckel oder tote Winkel ohne Kameraabdeckung. 

Unerschrocken legt X seine Finger in solche offenen Wunden. "Kein US-Präsident würde den Fuß in eine deutsche Stadt setzen, in der nicht sämtliche Zugänge aus dem und zum Kanalnetz hartverschweißt sind." Bei Staatsbesuchen würden solche Gefahren automatisch beseitigt. "Auf Weihnachtsmärkten aber nimmt man das weniger ernst", kritisiert er. Dabei sei jede Festung nur so uneinnehmbar wie die schwächste Stelle ihrer Verteidigungsbastionen. 

Lücken, Löcher und Wachstationen


Lücken, Löcher, symbolische Weihnachtsburgwachen - Ronald X entdeckt sie alle. Auch die beliebten Betonpoller, die nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz landauf, landab einen Siegeszug erlebten, hält Ronald X für überschätzt. "Die sollen Sicherheit symbolisieren, können sie aber nicht garantieren", meint er. Professionelle Fahrer könnten selbst mit beschädigten Reifen weiterfahren. 

"Wenn die mutmaßlichen Täter sich zuvor kundig gemacht haben, währen sie gleich Reifen mit Notlaufeigenschaften." Die Runflat-Tires (RFT) haben verstärkte Seitenwände, die das Fahrzeug auch bei komplettem Luftverlust stabilisieren und eine Weiterfahrt ermöglichen. Geübte Fahrer erreiche damit Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde, ohne die Kontrolle zu verlieren. "Von der Entfernung her hält so ein Reifen allemal, um brutal in eine Menschenmenge hineinzupflügen."

Symbolsperren statt Sicherheit 

Ronald X verbittert die immer wieder unabweisliche Erkenntnis, dass Symbolsperren vielerorts der Vorzug vor echter Sicherheit gegeben wird. "Zwei Betonbrocken rechts und links einer Straße stoppen vielleicht einen Pkw, eine Schranke dazwischen mag einen Terroristen in einem Lastkraftwagen kurz zum Nachdenken bringen." Doch wo ein Terrorwille sei, finde der Terrorist auch einen Weg. "Was denn, wenn er mit einem schweren Motorrad kommt?" 

Viel hilft nicht viel. Auch nicht viel Beton. Als warnendes Beispiel nennt Ronald X historische Barrikaden wie die sogenannten ‚Drachenzähne‘ an der deutsch‑polnischen Grenze. "Auch Hitler hing der Illusion an, dass diese Barrikaden die russischen Streitkräfte aufhalten würden." X lächelt. "Es hat ihm nichts genützt."

Der übliche Schlendrian 

Mit solchen historischen Beispielen mahnt X zu mehr Aufmerksamkeit. Aus seinen Notizen trägt er vor, wo Straßensperren ganz vergessen wurden oder der übliche Schlendrian dafür sorgt, dass ausgeklügelte Absperrkonzepte leicht ausgehebelt werden können. "Großes Entsetzen herrscht immer, wenn ich sage, dass jeder Weihnachtmarkt heute ein Drohnennetz braucht, das die gesamte Marktfläche engmaschig überzieht." 

Zu seinem Erstaunen werde immer noch überall davon ausgegangen, dass auch der nächste Attentäter so vorgehen werde wie frühere. "Deshalb sind unsere Wintermärkte heute nach oben so offen und ungeschützt wie sie vor einigen Jahren auf der Straßenebene waren."

Sorge bereitet ihm auch, dass in Deutschland Dachgeschossen und Dächern der Häuser rund um die Partymeilen der Weihnachtsfans keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt werde. "Da ist von oben alles gut einsehbar - und wer ein bisschen in Geschichte aufgepasst hat, der weiß, dass die meisten Attentate von Scharfschützen aus solchen Stellungen heraus verübt worden sind."

Die magische Macht von Nagelbrettern 

Mit ihrem "Kinderglauben an die magische Macht von Nagelbrettern" aber täuschten sich viele Städte selbst über die Gefahren hinweg. "Was glauben Sie, wie die Verantwortlichen schauen, wenn ich ihnen sage, der Sicherheitskordon rund um ihre Budenstädte nachts so offen ist wie ein Scheunentor." 

Kein Terrorgeneigter habe bei einer solchen Vorlage ein Problem damit, gefährliche Gegenstände in dunklen Ecken der Verkaufsstände zu platzieren. Roland X hat sich selbst eine Methode ausgedacht, die es Tätern ermöglichen würde, eine zeitverzögerte Zündung während der Öffnungszeit auszulösen. "Die werde ich hier aber nicht verraten."

Keine Hunde auf Sprengstoffsuche 

Aus X' Sicht müssten Bratwurstbuden und Lebkuchenstände regelmäßig mit speziell ausgebildeten Hunden auf Sprengstoffe untersucht werden. "Selbst dann lässt sich das Risiko nur minimieren, nicht exekutieren." Trotzdem werde seine Forderung nach umfangreichen und strengen Zugangskontrollen überwiegend brüsk zurückgewiesen. 

"Schlage ich dann vor, dass es besser wäre, großer Märkte auf bereits gesicherte Flächen zu verlegen, lachen alle nur." Dabei wäre eine Austragung von Weihnachtsmärkten auf Flughäfen, Bundeswehr‑ oder Behördenarealen aus Dicht des Weihnachtsmarkthackers ideal. "Dort wäre ein sicheres Weihnachtsfest besser zu gewährleisten als auf offenen Plätzen", sagt er.  

Feiern in der Rüstungsfabrik 

Flughäfen seien zum Beispiel ein hervorragender Platz, um Weihnachten wirklich in hoher Sicherheit zu feiern. Hervorragend geeignet seien aus seiner Sicht auch Bundeswehrkasernen, die militärischen Gelände der amerikanischen Verbündeten oder Behörden, die bereits ausreichend sicher geschützt würden. "Zudem könnte ich mir auch vorstellen, dass Unternehmen, die Rüstungsgüter herstellen, auf ihren streng abgeschirmten Firmengeländen zu Weihnachtsmärkten einladen."

Für die Zukunft geht Ronald P. noch einen Schritt weiter: Sollte Sicherheit im realen Raum nicht erreichbar sein, müsse ein alternatives Konzept her. Ein Konzeptpapier unter der Überschrift "Merry Xmas", das er Bund, Ländern und den für die Regionalförderung lokalen Brauchtums zuständigen EU-Institutionen vorgelegt hat, schlägt den Umzug der Weihnachtsmärkte ins Internet vor. 

Eine neue, vollständige digitale "Winterwelt'  soll an die Stelle der aufwendigen, teuren und dennoch unsicheren Veranstaltungen auf den Marktplätzen treten. Diese virtuellen Weihnachtsmärkte, nach Ronald X' Vorstellungen zu entwickeln vom neuen Digitalministerium unter seinem quicken Minister Karsten Wildberger, würden Besuchern alles bieten, was sie in der stillen Zeit an Heimeligkeit erwarten. 

Eine Dose Duft gratis 

"Die Leute könnten in diesen Erlebnisparks für Festtagshungrige digital bummeln und Händler wie gewohnt ihre überteuerten Waren anbieten." Für den passenden Duft, der zur Weihnachtszeit einfach dazugehöre, schwebt X eine ungewöhnliche Lösung vor. "Die Kommunen könnten kleine Dosen mit Glühwein- und Bratapfelduft verteilen", sagt er. Durch das Ende der gefährlichen offenen Märkte im echten leben spare die öffentliche Hand immerhin etwa vier Milliarden Euro pro Jahr. "Da sollte sich so eine kleine Geste leicht finanzieren lassen."


1 Kommentar:

Arno Nühm hat gesagt…

Buntland feiert sein höchstes Christenfest:
Außengrenzen kultursensibel sperrangelweit weltoffen lassen, aber Weihnachtsmärkte (häufig sogar dilettantisch) verbarrikadieren wollen. Das mag einen oder zwei motorisierte mordlüsterne Glaubenskrieger ausbremsen, aber sicherlich keinen fanatischen Sprenggläubigen auf dem Spaziergang in sein Paradies verhindern.

Und wie man so hört, haben etliche Kalifat-Fachkräfte ja voraussehend bereits kriegstüchtige Waffenlager angelegt. Zum Glück haben wir Schildbürger Verbotstafeln aufgestellt, die die deren Einsatz per Ordnungsgeldstrafe verhindern sollen.


Es herrscht Ruhe im Land !
Wann kommt der Sturm?