Montag, 20. April 2009

Mit Sicherheit sicher

Die nordrhein-westfälische Junge Union ist offenbar eine besonders begnadete Ansammlung von Verbotsfetischisten. Sie will über ihre Mutterpartei ein konsequenteres Vorgehen von Polizei und Ordnungsbehörden gegen die angeblich steigende "Zahl gewaltverherrlichender Jugend-Foren im Internet" (derwesten.de) durchsetzen. Ins Visier "nehmen die Jungpolitiker dabei vor allem populäre Videoportale" (derwesten.de).

Kurze Zwischenfragen: Was sind, verdammt noch einmal, eigentlich Jugend-Foren? Steigt die Zahl der gewaltverherrlichenden Exemplare dieser Gattung wirklich an oder, wenn überhaupt, nicht doch eher die Zahl der Einträge? Was haben wiederum diese Jugend-Foren und Videoportale miteinander zu tun? Na ja, who cares, ist ja nur eine Pressemitteilung, um auch mal in der Zeitung zu stehen.

Also weiter im Text: Die "Betreiber von Portalen wie YouTube sollten nach Ansicht der Union dazu verpflichtet werden, sowohl das Hochladen solcher Videos als auch das Anschauen zu erschweren ... Zum Beispiel, in dem sich jeder Nutzer erst mit voller Anschrift und seiner Personalausweisnummer registrieren muss" (derwesten.de).

Um sich in die Phalanx der "Sicherheit ist, wenn auch der letzte runterfallende Dachziegel verboten ist"-Apostel ganz vorne einreihen zu dürfen, reichen die JU-Forderungen aber noch lange nicht aus. Wie wäre es mit der Abnahme von Fingerabdrücken beim Kauf eines Eddings, mit dem sich kinderleicht gewaltverherrlichende Parolen an Häuserwände schmieren lassen? Auch ein Iris-Scan und ein anschließender Abgleich mit allen Interpol-Datenbanken beim Erwerb einer neuen Brille könnte nicht schaden, lässt sich doch mit den sichtverbessernden Gläsern ein scharfer Blick auf gewaltverherrlichende Videos werfen. Es gibt noch viel zu tun, liebe JU!

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