Mittwoch, 5. August 2009

Versager beim Saufen

Seltenes Großereignis in der deutschen Presse: Die Financial Times, ohnehin gelegentlich auffällig mit Beiträgen, die ganz ohne Hilfe der einzigen amtlichen deutschen Mitteilungsagentur DPA enstanden sind, hat die jüngsten Horrormeldungen über den "zunehmenden Alkoholkonsum" bei Jugendlichen geschüttelt und nicht nur gerührt. Und herausgefunden, dass Teenager heute noch so manche Flasche mehr köpfen müssten, um auch nur in die Nähe der Mengen zu kommen, die sich ihre Eltern und Großeltern in den 70er und 80er Jahren hinter die Binde gossen.

Damals, schreibt die FTD durchaus im Einklang mit den Erfahrungen, die das anonyme Alkoholikerboard PPQ seinerzeit selbst machen durfte, war alles hochprozentiger."In der Kultserie Dallas goss sich JR an der Hausbar erstmal einen Drink ein, seine Frau hatte ein Alkoholproblem - aber das störte nicht weiter". Sendungen hießen "Der blaue Bock" und handelten vom Äppelwoisaufen, Kriminalisten im "Tatort" soffen sich malerisch zu und im DDR-Fernsehen wie bei DDR-Bestarbeiterfeiern ging keiner nach Haus, so lange noch eine Neige Kaffeelikör in der Flasche zu verschimmeln drohte.

Im Gegensatz zu damals allerdings, hat die FTD scharfsichtig bemerkt, "macht Alkohol heute häufiger Negativschlagzeilen". Große Aufregung herrscht, wenn Krankenkassen und Bundesdrogenbeauftragte Studien vorstellen, in denen "exzessiv trinkende Jugendliche" bestaunt werden, als hätten sie eben die Bühne der Weltgeschichte betreten.

Dabei trinken die Deutschen heute deutlich weniger als noch vor 30 oder 40 Jahren, wie die Statistiken der Alkoholindustrie beweisen. "Im Jahr 1980 kam der Durchschnitts-Deutsche auf einen Spirituosenkonsum von 8,0 Litern im Jahr", hat die FTD aus dem Archiv gesucht, "27 Jahre später waren es nur noch 5,6 Liter". Während der gesamten 80er soffen die Deutschen im Schnitt 6,5 Liter Hochprozentiges im Jahr - beinahe einen Liter mehr als heutzutage.
Ähnlich die Entwicklung beim Bier. Brauereien in Deutschland beklagen seit langem den rückläufigen Konsum. Die Statistik gibt ihnen Recht: 1976 trank jeder Einwohner der alten Bundesrepublik statistisch 151 Liter im Jahr, in den 80er-Jahren hielt sich der Konsum recht stabil bei gut 145 Litern. Wenige Jahre nach der Wende kam dann offenbar die Ernüchterung. Seit den 90ern wird immer weniger Bier in Deutschland getrunken, 2007 waren es 111,7 Liter pro Einwohner.

Die junge Generation versagt als Erbe der im Dauersuff durch die Tage wankenden Elterngeneration. Und aus den Drogenwracks von damals, denen niemand mit breitangelegten Hilfsprogrammen beisprang, wurden die Jogger, Freizeitfußballer und Hobbyfederballspieler von heute. Eine Krankenkassenstudie gibt es dazu nicht, auch die hier im einzigen offiziellen Bätzing-Fanboard des oft so schmutzigen Internets kultisch verehrte Bundesdrogenbeauftrage Sabine Bätzing hat sich noch nicht geäußert. Darauf einen Kaffeelikör!

4 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Mein Reden seit 1848 !

... und dabei sprechen wir noch nicht einmal von den braun-golden schimmernden Weinbrand- und Bier-Zeiten der 50iger und 60iger.

Während "früher-war-alles-besser" der Kumpel vonne Schicht ersma bei der Roswitha inne (im Ruhrgebiet an jeder Ecke befindlichen) Eckkneipe einlief und kräftig tankte, bevor er nach hause ging, um dort Frau und Kind(er) zu verpügeln, haben KesselBuntes und Rudi Carrell eindeutig zivili- und humanisiert.

Davon zeugte zwar seit den 60igern ein gnadenlosen Brauereisterben im Westen (im Osten ab ´90 binnen weniger Jahre nachgeholt) aber eben auch sinkender Alkoholkonsum.

... und wenn ich daran denke, was ich zwischen 16 und 21 so alles weggetrunken habe, müßte ich heute einen Spiegel- oder zumindest Stern-Titel bekommen !

ppq hat gesagt…

nee, der steht uns zu!

Die Anmerkung hat gesagt…

Seid ihr wirklich der einzige Fanclub von Sabine? Ich hab das nämlich schnell mal durchgebingt, aber nichts weiter gefunden.

Nur die, leider unbeantwortete, Frage vom 30.06.2006:

Darf man Sabine Bätzing lieben?

Ich denke eher nicht. Aber mit dem Denken ist das manchmal so eine Sache.

Also, ein einziger Fanclub, der nicht mal gebingt ist, das scheint mir dann doch sehr geschwindelt zu sein.

In Wirklichkeit macht ihr das doch nur, um eure Seite in den Ranglisten der Nichtfindemaschinen höherwertiger einzustufen als die der Frau Bätzing. Ich würde euch auch zutrauen, Artikel über Frau Bätzing beim Friedfischangeln, Frau Bätzing beim Rauchen, Frau Bätzing und die Strickmode usw. zu verfassen, nur um euren publizistischen Wert zu erhöhen, weil ihr mit dem zeitlosen und immer gültigen Antworten von Sabine nicht konkurrieren könnt.

ppq hat gesagt…

@ anmerkung: damit uns genau das nicht vorgeworfen werden kann ist der fanklub geheim. wir tagen nur in unserer freizeit, dabei trinken wir dann kein bier, es wird nicht geraucht und auch sonst ist es total lustig.