Donnerstag, 12. November 2009

Leiden ohne Lachmuskeln

Endlich mal wieder ein toter Depressiver. Ich erinnere mich nich mal mehr, wer der letzte war. Werther? Sid Vicious? Kurt Cobain?

Und siehe da, Deutschland redet über Depression. Ganz Deutschland?
Jap. Ganz Deutschland. Wirklich. Alle reden mit: Lanz, Zapp, Bild, Ard Spezial, Tagesthemen, Exklusiv. Alle haben blitzschnell umgeschaltet von Mauerfall-Gänsehaut auf Depressionsgruseln bei Fußballspielern. Dieser Druck! Diese Ängste.

Gibts im normalen Leben gar nicht! Von wegen! Vier Millionen Depressive unter uns, wobei unklar bleibt, wer sie wie gezählt hat. Die Dunkelziffer ist jedenfalls noch viel, viel höher und so dürfen nun überall nun ehemalige Fast-von-Brücken-Springer erzählen, wie sich das so anfühlt. "Mysterium Depression". "Die heimliche Volkskrankheit". "Wenn die Seele gefangen ist". Aaah. Ein poetisch-kräftiges Medienbouquet.

Gottohgott. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe auch Depressionen. Manchmal leide ich sogar daran, da ist das Wort leiden wahrlich nicht übertrieben. Aber ich stelle
fest, dass alle Depressiven in TV, Print und Radio im Unterschied zu mir bierernst sind und immer ein bisschen, nun, bedröppelt daherreden.

Sind wir wirklich so? Dunkel-Depressive ohne Lachmuskeln? Hierzu stelle ich fest: Ich zumindest kann auch heiter sein. Ehrlich. Manchmal bin ich sogar fast
lustig, an guten Tagen.

Nur das Medienbouquet deprimiert mich. Da müssen einen ja die Depressionen eindunkeln. Ich fordere: Schützt die Depressiven! Sendet Tierfilme! Baut Tunnel statt Brücken! Fliegt Ryanair statt Deutsche Bahn!

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