Sonntag, 4. Januar 2015

Arabischer Frühling: Desaster statt Demokratie

Fünf Jahre erst ist es her, dass die großen westlichen Medienhäuser begeistert nach Nordafrika schauten. Der arabische Frühling, so hieß es, sei angetreten, den Spuk der Diktaturen der Gaddafis, Mubaraks und Assads wegzufegen, junge Männer und Frauen mit Smartphones in der Hand rebellierten per Twitter und Facebook gegen den Muff von tausend Jahren. Statt der Scharia wollten sie alle ein schönes Leben wie in Paris, Berlin und Los Angeles, statt Stammeswirtschaft und Burka galt ihre ganze Sehnsucht der Errichtung von gutgelaunten Rechtsstaaten mit Gewaltenteilung und einer strikten Trennung von Macht und Religion. Was für eine tolle Geschichte, die unwiderstehlich über Tunesien, Libyen, Ägypten bis nach Syrien rollte. Kein Stein blieb auf dem anderen, kaum ein Diktatorenkopf ungekürzt. Herrschen wie Hosni Mubarak, die so lange im Amt waren, dass kaum noch jemand sich erinnert, dass es vor ihnen andere gab, lagen plötzlich im Krankenhausbett vor Gericht und mussten sich für ihre Untaten verantworten.

Die Macht im Staate aber übernahmen dann doch nicht die Twitter-Rebellen und Facebook-Revolutionäre. Sondern hartgesottene Islamisten. Aus Ägypten, einem Land, das in ferner Vergangenheit kaum weniger liberal war als Deutschland, wurde ein Gottesstaat. Libyen zerfiel im Bürgerkrieg zwischen konkurrierenden Extremistengruppen. Tunesien rutschte unter die Herrschaft der islamistischen Partei Ennahda. In Afghanistan fällt das Land unter die Taliban zurück. In Syrien zerfleischen sich die Truppen des bis heute unbezwungenen Diktators, moderate Islamisten und knallharte Extremisten. Saudi-Arabien, der Großsponsor jeder zweiten Terrororganisation, führt die Welt am Nasenband des Ölpreises Gassi. Die benachbarte Türkei ist währenddessen ein Stück weiter in die Autokratie zurückgerutscht, der Irak hat ein Teil seines Staatsgebietes an den neuentstandenen Islamischen Staat verloren und Israel, die einzige Demokratie der Region, steht mehr denn je allein im Abwehrkampf gegen Terrororganisationen wie die Hamas, die von Europa aus für ihren "Widerstandskampf" gefeiert und vom Iran gepäppelt werden.

Wo ein Ruck in Richtung Freiheit durch eine ganze Region gehen sollte, stehen die Unterstützer und Strippenzieher im Westen fünf Jahre nach Beginn des Unternehmens Arabellion vor einem Desaster. Zehntausende sind gestorben, Ländergrenzen verschwammen, das Völkerrecht, das die Einmischung in die Angelegenheiten souveräner Staaten früher kategorisch verbot, ist nur noch ein Trümmerfeld. Und die angestrebten Ziele, im Norden Afrikas neue Märkte zu erschließen und dem Extremismus durch Wohlstand den Garaus zu machen, sind weiter entfernt als zu Zeiten des persischen Schah.

Die Reaktion darauf, sich wie im Falle der Ukraine offenkundig dramatisch verrechnet zu haben, ist dieselbe wie immer. Ein großes Schweigen hat sich über die Medienlandschaft gelegt. Wo auf dem Höhepunkt der vermeintlichen Befreiungskämpfe Liveticker über jeden bedrohten Blogger und jede krude These eines phantasiebegabten Hauptstadtjournalisten berichteten, regt sich heute kein Stift auf keinem Blatt. Der Westen hat seine Arabellion gehabt, es hat nicht geklappt, das ist Pech. Vermutlich wird irgendwo bereits am Plan für den nächsten blutigen Versuch gearbeitet.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Aber die Journaille hat sich um keinen Deut geändert.Sie war und ist immer auf Linie. Kein noch so deutlicher Irtum kann sie hindern, immer erneut im Gleichmarsch für weitere Irrtümer zu "kämpfen". Arabischer Frühling, Intifada, Energiewende, Klimarettung, Euro-Rettung, Masseneinwanderung, Ukraine-Putsch, Russland-Bashing, Islamisierung, Frauenquoten, Gender-Blödsinn - alles wird von den medialen Prostituierten mit idiotischer Begeisterung begrüßt.