Dienstag, 16. April 2019

Sehnsucht nach Sozialismus: Gnade der späten Geburt


Es sind neue Zahlen aus dem dunklen Osten, die eine Spaltung zeigen, wo längst schon keine mehr sein dürfte. Zwei Monaten vor den Landtagswahlen in Bremen und fünf bis sechs vor denen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen geht ein Riss längs durch Deutschland: Im westlichen Stadtstaat dürfen sich Linke, SPD und Grüne auf eine satte Mehrheit im künftigen Parlament freuen. In den Bundesländern im Osten hingegen droht dem linken Lager eine weitere Strafwahl. In keinem einzigen der ehemals neuen Bundesländer bekommen SPD, Grüne und Linke noch eine Mehrheit zusammen, nicht einmal wenn sie zu dritt koalieren.

Dort, wo schon mal Sozialismus war, will ihn offenbar keiner mehr. Dort aber, wo er unbekannt ist, sehnt man sich nach ihm. 55 Prozent der Bremer wollen der Umfrage zufolge für eine der drei Linksparteien votieren – das sind sieben Prozent mehr als in Brandenburg, zwölf Prozent mehr als in Thüringen und sogar 20 Prozent mehr als in Sachsen.

Wo früher der Eiserne Vorhang war, verläuft heute eine politische Wasserscheide, die von Zahlen markiert wird. Das liberal-konservativ-rechte Lager aus CDU, FDP und – wohin sie sonst sortieren – AfD ist in Bremen fast so schwach wie das linke in Sachsen. Abgesehen von Brandenburg, wo nicht nur CDU und SPD, sondern beide großen Blöcke nahezu gleichauf liegen, steht es um die SPD und die Grünen im Osten überall so schlecht wie um die neueste deutsche "Nazi-Partei" (Die Linke) hoch im Norden des Westens.

Die neue Oststrategie der deutschen Sozialdemokratie, nach knapp 30 Jahren intensiven Nachdenkens eben erst ganz frisch und populistisch in Sack und Tüten gegossen, scheint beim "Pack" (Gabriel) in den abgehängten Gebieten noch genauso wenig angekommen wie die Idee der Linken, sich als „Europapartei“ neu zu erfinden, um Wählerinnen und Wähler in Hochburgen wie Thüringen so bei der Stange zu halten. Ja, eine "Kümmererpartei" wie die einstmalige SED weiß genau, was den "Menschen" (Katja Kipping) in Seifhennersdorf und Jüterbog auf den Nägeln brennt.

Marx, obwohl er mit seinem Sponsor Engels im Ostteil Berlins steht, ist bei denen, die beim Versuch, seine - inzwischen überwiegend widerlegten - Theorien in die Praxis umzusetzen, als Testpersonen herhalten durften, meistenteils erledigt. Dort aber, wo immer noch vom "Extramehrwert" (Marx) des Anschlusses zuerst der deutschen und dann der übrigen europäischen Ostgebiete gezehrt wird, sind Enteignungen, straffe Volkserziehung und Entmündigung erwachsener Bürger von grün über lehramtsbürgerlich bis bis randständig linksextrem angesagt wie nie.

Die Gnade der späten Geburt, gepaart mit der Arroganz, gar nichts aus der Geschichte lernen zu wollen, inspiriert die Sehnsucht nach einem "Systemwechsel" samt grundsätzlicher Veränderung der gesamten Gesellschaft, nach neuen Pflichten und Verboten, nach harten Strafen und noch härteren. Durchregieren, hart bis zur Strafkante, nicht immer reden, sondern die Leute zwingen, einfach mal mitzumachen - das ist aus dem ehemals linken Freiheitsversprechen geworden.

Und es fällt auf fruchtbaren Boden, wo die praktischen Erfahrungen mit Obrigkeitsstaat und vormundschaftlichen Behörden fehlen. Kommen die Grünen, eine Art Mutter aller Gängelparteien, in den neuesten Umfragen bundesweit auf 19 bis 20 Prozent, bedeutet das angesichts ihres schwachen Abschneidens im Osten, dass ihre Umfragewerte im Westen noch weit höher liegen. Um die 1,5 Millionen Wählerinnen und Wähler, die in den neueres Bundesländern nicht für Habeck, Baerbock und Co. stimmen, auszugleichen, müssen sie in den alten Ländern zusätzlich gewonnen werden. Und das werden sie: Zwischen 22 und 23 Prozent liegt die einstige Öko-Partei dort, bereinigt man die Umfrageergebnisse um die Ostländer.

Von hier aus ist es nicht mehr sehr weit bis zur stärksten Partei noch vor der CDU: Die holte, rechnet man die 6,2 Prozent der CSU heraus, bei der letzten Bundestagswahl auch nur 26,8 Prozent und hat seitdem kräftig verloren. es kann also wirklich etwas werden mit der Rückkehr des Sozialismus, einem Neustart für die Utopie einer gerechten Gesellschaft, die diesmal vom Westen ausgehend schleift, was an Trennendem zwischen den Menschen und der Gleichheit steht, die nach ihrer Einführung zeigen wird, wie das Paradies auf Erden aussieht.





7 Kommentare:

Sehsüchtiger hat gesagt…

Diese hirnbeschnittenen Toitschmichelhorden haben sowohl Erfahrungen mit nationalem als auch internationalem Sozialismus machen dürfen, in ihrer großmäulig ignoranten Arroganz aus beiden gesellschaftlichen Katastrophen jedoch nichts gelernt. Oder wie will man erklären, dass dasselbe diktatorische Regimepack, dass sie im 3.Reich und in der DDR zu sklavenartigen Erfüllungsbütteln degradierte, heute im frisch lackierten rotgrünen Gewande schon wieder regen Zulauf bekommt?

Wie komplett verblödet muss man eigentlich sein, um erneut solchen gescheiterten Ideologien nachzurennen? Wer da noch auf Volkserleuchtung und Erkenntnisgewinn hofft, hat selbst etliche Schrauben locker. Der Massenpöfel ist nämlich nur wie instinktiv dämliches Herdennutzvieh, von den "Hirten" beliebig hier und dort hin zu treiben und abzuzocken.

Es lebe die vielfältig bunte Einfalt der degenerierten Schwarmintelligenz!

Als hätten die Trottelmassen und nicht wenige Ausnahmetalente alle bahnbrechenden Erfindungen gemacht.

Anonym hat gesagt…

Selbst die obenstehende Auslassung ist ihrerseits hirnvollwasch-eingefärbt, wird doch als „Quasi-Kontrast“ als „ideologisches Spiegelbild auf der Koordinatenachse des Pöösen“, gegen den fürwahr satanischen Bolschewismus, der bis dato seit einem Jahrhundert seine fast an die hundert Millionen zählende, „blutige Ernte“ gehalten hat (sich auch noch die euphemistische Titulierung „Sozialismus“ anmasste), der pööööse National-Sozialismus entgegengehalten, mit ins Absurde gesteigerten Maximal/Absolut/Singulär-Attributen. –

Denn, betrachtet man das Konvolut an infamen Lügen, das uns bzgl. rezenter Ereignisse, deren Zusammenhängen und Kausalitäten von der rothschildplanetaren Hirnvollwasch-Anstalt kredenzt wird, regen sich immer massiver Zweifel, das heutzutage zum Pöösissimum-Maximissimum-Absolutissimum-Singularissimum verteufelte Regime müsse so unsäglich erschröcklich gewesen sein, sondern seine „Hauptübel“ habe in Opposition gegen rotschhildplanetare Weltherrschafts-

Grösenwahn-Allüren bestanden. –

Ergo haben all die geradezu heilig gesprochenen Narrative, Mantras, Beschwörungs-Rituale, die wir tagtäglich oktroyiert bekommen, mittlerweile „Glaubwürdigkeit = 0“ erreicht. –

Indes für all die Hirnwasch-Millionen ist ihre so viel beschworene „Verbrecher-Vergangenheit„ eine Art Fokal-Punkt, worauf ihre ganze hypertrophe, moralinsaure Entrüstung/Empörung projiziert werden kann, nämlich das bekannte „Pööösissimum, Maximissimum, Absolutissimum, Singularissimum“. –

Eine Art „erholsames Kontrastprogramm“, mal temporär aus der Rolle der ewig Verdächtigten und Verurteilten in die der VerurteilER zu schlüpfen und mal saftig auszuteilen und Frust abzuladen, das kann und darf BRD-ler nämlich nicht oft, es sei denn auf um Grösssenordnungen noch Pöööseres als ihm selbst permanent insinuiert wird. –

Anonym hat gesagt…

"Ihr solltet froh sein, wenn wir euch nur enteignen" klärt uns der Aktivist Torben auf
https://www.politplatschquatsch.com/2019/04/doku-deutschland-ich-torben-28-aktivist.html
"Wie kann man Revolution machen, ohne Menschen zu erschießen?" fragte Lenin

Die Massen jubeln.

derherold hat gesagt…

19-20%

Früüüüher nannte man das "links reden, rechts leben".
90er-Witz in Ostdeutschland:
Warum brauchen die westdeutschen Schüler nicht 12, sondern 13 Jahre für das Abitur ?
Weil darin 1 Jahr Schauspielunterricht ist.

ppq hat gesagt…

darüber kann heute niemand mehr lachen

Der lachende Mann hat gesagt…

Kann mir bitte mal jemand den Witz von "derherold" erklären?

Anonym hat gesagt…

Kann dazu nur kategorisch (evtl. zu apodiktisch) sagen:
Ein Witz, der erst „erklärt“ werden muss, kann schon mal gar kein „richtiger“ Witz sein!
(Ist so eine Art Sentenz mit eingeschmuggeltem Lachzwang, entspricht (auf Sach-Ebene) in etwa den Möchtegern-Witzbolden (auf personeller Ebene), die sich nur selbst über ihre sog. Witze verkichern können, bei Anderen indes eher Naserümpfen antriggern.)