Sonntag, 2. Februar 2020

König des Gelöts: Böhmermann für Kurz als Kanzler

Jan Böhmermann forderte Sebastian Kurz als deutschen Kanzler.Noch hat die Bundesregierung nicht reagiert.

Er gilt als einer der mächtigsten Medienschaffenden Deutschlands, er reizte den türkischen Diktator Recep Erdogan bis aufs Blut und wäre zuletzt beinahe SPD-Chef geworden, hätte die humorlose Basis der ältesten deutschen Partei nicht im letzten Moment Angst vor der eigenen Courage bekommen und einen in Aussicht gestellten Kurswechsel hin zu ernsthaften Inhalten mit ihrem Votum für Walter Borjans und Saskia Esken verhindert.

Jan Böhmermann aber mischt sich weiter ein, er macht Vorschläge zum gesellschaftlichen Umbau und nutzt seinen Twitteraccount gezielt dazu, Bewegung in die festgefahrenen gesellschaftlichen Formationen zu bringen. Mal bezeichnet der öffentlich-rechtliche Meinungsführer einen FDP-Politiker als "rechtsextrem", dann verbreitet er eine "Spiegel"-Meldung weiter, die sich vor Hass warnt, der "wieder gesellschaftsfähig" wird. Böhmermann, der Feingeist, der Erdogan zärtlich "sackdoof, feige und verklemmt" nannte und behauptete, dass sein "Gelöt* schlimm nach Döner" stinke, ist in hoher Sorge. "Es gibt im Netz eine große offene Durchreiche für Empörungstrigger und politische Spins zwischen bürgerlichem Liberalismus und Rechtsextremismus, die von beiden Seiten bedient wird", analysiert er das eigene Schaffen mit dem scharfen Skalpell der Selbstironie.

Wenn zwischendrin Zeit bleibt, macht sich Böhmi, wie ihn seine Fans nennen, aber auch noch daran, das neue Deutschland von Morgen zu bauen.Vor Jahren schon brachte er, damals unbeachtet, den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz als Nachfolger der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel ins Spiel: "Ich bin dafür, dass jemand, der unter 50 Jahre alt ist und dessen beide Eltern nicht in Deutschland geboren worden sind, die nächste deutsche Bundeskanzlerin wird", schrieb der Spaßmacher damals, obwohl Kurz sogar noch fünf Jahre jünger ist als der jugendliche Held so vieler Social-Media-Schlachten, der beim Twitter inzwischen einen großen Teil der gewöhnlichen Gebührenzahler blockieren musste, weil es sich dabei um Faschisten, Nazisten und Rechte handelt.

Die schlechten Erfahrungen, die Deutschland bereit einmal mit einem Kanzler gemacht hat, der unter 50 Jahre alt und Kind zweier im Ausland geborener Eltern war, ignoriert Böhmermann gezielt.

Böhmermann geht voran, wir folgen ihr, das wäre die Republik, die der bekennende Sozialdemokrat für sich und den Rest der Welt erträumt. Als Grimmepreisträger steht es ihm frei, Österreicher insgesamt als „Debile und Tobsüchtige“ einzuschätzen, die "nach einer Führerfigur" rufen, die sie, so Jan Böhmermann, durch einen erst 32-jährigen Versicherungsvertreter als Bundeskanzler vertreten würden. Mit seiner als Provokation verkleideten bindenden Vorgabe, dass der nächste deutsche Kanzler unter 50 Jahre alt und ein Kind von mindestens zwei nicht in Deutschland geborenen Eltern sein müsse, legt der "Krawallmacher" (Harald Schmidt) die Latte nun sehr hoch: Er selbst, Sohn einer Mutter, deren Familie aus Polen einwanderte, und eines aus Bremen stammenden Vaters, kommt nun nicht mehr infrage.

*Gelöt - aus dem Frühneuhochdeutschen für aus Metall, meist aus Blei gegossene Gewichte.

2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

https://gelöte.com/

Anonym hat gesagt…

wozu noch eine Internetzseite ?