Samstag, 24. Juli 2021

Notstandsgebiet Ostdeutschland: Im Herzen der Angst

Ostdeutschland gilt auch nach 30 Jahren noch als Notfallgebiet der Republik.

Eines der letzten Tabus der Gegenwart: Die Rolle des Ostdeutschen in der politischen Landschaft. Ein mutiges Plädoyer für einen neuen Blick auf ein altes Phänomen. Bisher häufig dafür gescholten, die Demokratie nur errungen zu haben, um sich ihr später zu verweigern, so schreibt PPQ-Kolumnistin Svenja Prantl nach einer sechswöchigen Entdeckungstour durch Ostdeutschland, müsse der Ossi eigentlich gelobt werden dafür, das demokratische Spiel mit seiner Unnahbarkeit als Erster wirklich perfekt zu spielen. Die Angst vor der Obrigkeit, die heute noch in den meisten Sachsen und Thüringern stecke, sei eine demokratische Tugend, die Demokratie erst reizvoll mache.  

Denn ein Mensch, der ungeachtet des politischen Drucks von oben an seinen Lebensgewohnheiten aus der DDR festhält, signalisiert, dass er für die Demokratie nicht verfügbar ist. Und gerade das kann reizen. Schließlich gehört das Verweigern zum demokratischen Spiel. Immer wieder hörte ich unterwegs auf meiner Reise ins Herz der Angst von in der DDR erzogenen Menschen, die trotz einer guten Ausbildung keinen Job finden. Sie springen deshalb über ihren Schatten und legen ihren sächsischen Dialekt einer Anstellung wegen ab.

Einige von ihnen erzählten mir von einer interessanten Beobachtung: Westdeutsche, egal welcher Herkunft, scheinen sie ohne ihren ureigenen Dialekt weniger wahrzunehmen als vorher. Sie tragen nun die gleiche Kleidung, schminken sich gleich und der Hinweis auf ihre Herkunft fehlt. Und die Westdeutschen fragen nun nicht mehr nach nichts. Diente der Dialekt wirklich nur dazu, andere darauf hinzuweisen, dass man sich seinerzeit selbst befreit hat? Ich habe nachgedacht und mit dem Gedanken gespielt, einen Sächsisch-Test zu machen, habe es dann aber doch gelassen. Ich hatte Angst, nicht durchzufallen.

Eine mögliche Erklärung für das Phänomen ist: Ein Mensch, der hörbar aus der DDR kommt, folgt in der Öffentlichkeit meistens einem bestimmten Verhaltens-Codex. Er zeigt sich nicht nur im textilen Sinne ostdeutsch; er vermeidet Gespräche und Körperkontakt und nimmt eine distanzierte Haltung ein. Er signalisiert damit Andersartigkeit, die nicht nur christdemokratischen Kreisen damit gleichgesetzt wird, dass der Ostdeutsche noch viel zu lernen hat.

All die modernen, aufgeklärten Westdeutschen, die jetzt empört gucken, sollten sich einmal selbstkritisch fragen, mit wem sie lieber zusammenarbeiten und befreundet sein möchten: Mit einem gleich sozialisierten Kölner, der wie sie mit Lego und Atomprotest aufgewachsen ist, oder mit einem Dresdner, der das nicht kennt? Eben. Die deutsche Sprache kennt viele Ausdrücke für letztere - Ossi ist noch der harmloseste.

Eine weitere Erklärung für die Aufmerksamkeit, die der bis heute erkennbare Ostler genießt, ist das Spiel von Verweigerung und Dienstbarkeit, das von jeher zum Demokratiespiel gehörte. Das, was sich versteckt, will auch entdeckt werden. Das, was ich bedecke, betone ich gleichzeitig. Wir neigen dazu, einfache Wahrheiten anzunehmen: Ein Mensch, der politisch undurchsichtig ist, soll nicht wahrgenommen, ja, will nicht wahrgenommen werden.

Dabei wird ein durch sein Misstrauen in die Demokratie unnahbar wirkender Mensch gerade dadurch zum Adressaten politischer Aufmerksamkeit und Machtphantasien – besonders in einer offenherzigen Gesellschaft, in der medial und real sonst alles gezeigt wird. Zumindest vorbewusst weiß jeder Ostdeutsche um diese Mechanismen.

Menschen, die der Politik die kalte Schulter zeigen und sich uninteressiert geben, sind ausgesprochen stark mit Politik und deren tabuisierten Seiten beschäftigt. Gerade die Abwehr zeigt die Bedeutung des Themas an.

Wie sehr Tabus wiederum zur politischen Erregung gehören, machte mir Herrnfried Hegenzecht deutlich, der sich bei einem Interview, das ich mit ihm in der Zentrale des Bundesblogampelamtes im mecklenburgischen Warin führen konnte, mit Verweis auf ein Schwarzweiß-Fotos des Liedermachers Wolf Biermann an seiner Bürowand erinnerte, wie kontrovers eine solche Aufnahme in vergangenen Zeiten gewesen wäre. "Und jetzt? Nichts mehr."


2 Kommentare:

Alarmist hat gesagt…

Wenn man sich aktuelle Wahlergebnisse anschaut, scheint der "Ossi" der einzige noch mündige Bürger in diesem global millionenfach bereicherten neuen Deutschland zu sein.

Alle anderen tragen nämlich brav ihre anerzogen Weiter-so-Narrenkappen. Etliche lieben rote SPD-Hütchen, viele mögen schwarze CDU/CSU-Filzhauben, manche erlauben nur grüne Grasgeflechthelme, weitere bevorzugen gelbe und gar dunkelrote Schädeldeckel. Bunt ist es also geworden beim Besserwessi, regenbogenbunt.

Lediglich die weniger grenzenlos weltoffen heimatverbundenen AfDler orientieren sich am blauen Himmel über sich.

Alle anderen lieben ihre Ideologie-Zwangsjacken samt Propaganda-Hirnzwingen.



Die echten Notstandsgebiete sind also in den ruinierten Hirnen derer, die sich einbilden, den gesamten Planeten nur dadurch retten zu können, nein, sogar retten zu müssen, indem sie ihren 1% Anteil am globalen CO² radikal auf Null zurück fahren. Das gelang nicht mal den Steinzeitlern mit ihren Feuerstellen, aber das waren zu wenige, um massive Klimaschäden anzurichten.

Allerdings brachte dieser Pelzmantel-Pyromane durch emsiges zündeln in seiner Kochhöhle ratzfatz kilometerhohe Gletscher zum abschmelzen. Oder gab es dafür etwa andere Ursachen? Und wenn, welche? Aber heute soll allein der Mensch an der Erwärmung schuld sein? Wer glaubt denn sowas in einer unvorstellbar langen menschenleeren Erdgeschichte zwischen Glutball und Eiskugel?

Haben Dinosaurier zu viel geheizt? Nein, die bekamen außerirdischen Besuch, den sie nicht eingeladen hatten und plötzlich war das heute nicht mehr so gemütlich wie das gestern. Wandel ist also kosmischer Normalzustand. Und etwas Glück bedeutet noch kein Naturgesetz. Wie leben auf unserer klitzekleinen Murmel in einem unerbittlichen Universum, das einfach mal ganze Sonnensysteme atomisiert und bilden uns ein, das Erdklima nach unseren Wünschen manipulieren zu können?

Und selbst, wenn HAARP klappen sollte, wer benutzt es wofür?

Mangel herrscht da, wo es keine Nahrung und -noch schlimmer- kein Trinkwasser gibt. Wir hier jammern jedoch nur auf unterschiedlich hohem Luxusniveau. Erbärmlich verwöhnte Kretins sind wir wohlstandsverwahrlosten Nimmersatt-Gierhälse geworden. Wir haben im Wahn ewigen Wachstums jeden gesunden Instinkt und Maßstab verloren und wundern uns dann, wenn die malträtierte Umwelt katastrophal zurückschlägt. Etwas viel Absaufregen, wenn es nebenan flutsichere Hügel gibt, ist da also eine Mücke, die von Trotteln zum Elefanten aufgeblasen wird. Wer mitten in gut erkennbaren Überlaufzonen von Flüssen siedelt, diese Gefahr aber nicht kapiert, der wird dann zum Opfer, denn Mutter Natur verzeiht keine Dummkopf-Fehler. Das kann nur Gott, aber tut er das wirklich? Oder hält er lokale Miniatursintfluten als Mahnung für durchaus angebracht?

Erkläre das aber mal einem sich für ein gottgleiches Genie haltenden Schildbürger mit Deppendiplom.

Da kann man also wirklich Angst bekommen, wo dieses durchgefärbte Reinwaschvolk zukünftig hin marschiert, um alle Welt an seinem geistigen Verwesen genesen zu lassen.

Anonym hat gesagt…

dieser Bernd hat eine Bunkerdatsche in MeckPomm und fühlt sich dort wohl - Urlaub vom Bereicherungswahn , lustige , tiefergelegte Autos mit Rammsteinaufkleber und schwarzer Folie druff.

ab 17°° Uhr Dorftreff an der Tanke ; Musiktauschbörse für böse weiße Mucke - Goldkronekoler zum Vorglühen , danach : Hecht angeln , auch eine Schlei dabei , lecker Grillfisch , "Hecht ist ein Edelfisch" ; Ronny ist Fachmann ; später kommt die Gaby + Freundin rum :"beim Kalli is ma wieder nüscht los " ; "Du Gaby , fährst du uns zum "Sputnik" (informelle Großdisco in der Scheune ) ; Gaby nickt ; "gib mal ein Bier , aba nüsch so ne warme Plörre" .

Manni fährt vor , Audi Quattro in zickzack Tarn ( Grundfarben grau, steingrau und Tigerpanzergrau ) .

Wochenende .

"hast du den Negerkunden da eben gesehen - könnt ich kotzen "