Freitag, 30. Dezember 2022

Jahr 2022: ...die überleben wollten

Charlton Heston entdeckte 1973 das finstere Geheimnis von Soylent Green. Und legte damit die Saat für unzählige populäre Verschwörungstheorien.

Im Jahr 2022 hatte der Mensch endlich beinahe alle natürlichen Lebensgrundlagen nahezu vollständig zerstört. Auf der Welt lebten acht Milliarden Menschen. Dem Großteil mangelt es an bezahlbarer Energie, an günstigen Lebensmitteln und erschwinglichem Wohnraum. Lediglich einige Politiker und reiche Bürger können sich noch alles leisten, zu horrenden Preisen. Alle anderen warten, dass nach Benzinrabatt, Neun.Euro-Ticket und Gaspreis- nebst Strombremse eine staatliche Regulierung für Brotobergenzen und ein Mietdeckel kommt.

Erkundungen in der Oberschicht

Es ist etwa diese Szenerie, in die Richard Fleischer 1973 gedrehter Film "Jahr 2022: ...die überleben wollten" eintaucht. Zwar fehlen der Realität die im Film "Inventar" genannten Haussklavinnen der Oberschicht, doch die sonstigen Unterschiede zwischen dem, was Harry Harrison 1966 in seiner Romanvorlage  "New York 1999" vorausahnte, und dem, was Menschen heute vom Leben der Menschheit glauben, sind die Unterschiede marginal. Das Endzeit-Chaos, in dem Charlton Heston als Polizist Robert Thorn nach dem Mörder des Superreichen William R. Simonson sucht, gleich verblüffend der Welt, die Aktivisten und Medienarbeiter heute als Zukunft an die Wald malen. es ist vorbei, alles nur noch ein trauriger Niedergang, unaufhaltsam und ungebremst.

Wer nicht Essen rettet, tritt zusätzlich aufs Gaspedal auf der Fahrt in die Apokalypse, bei der statt Gemüse und Fleisch nur "Soylent Rot" und "Soylent Gelb" als Wegzehrung gereicht werden. Langsam sterben die Alten, die sich noch an Tiere und das erinnern können, was Edward G. Robinson als Thorns greiser Mitbewohner Sol Roth "richtige Nahrung" nennt. Steak, Wurst und Tomaten, Marmelade und Brot. An dieser Stelle straft die Wirklichkeit Fleischers Fantasie Lügen: Die hochverarbeiteten Kekse, die die Armen der Filmwelt des Jahres 2022 ernähren, gelten heute eher als Nahrung des Bionadeadels und der bereits vom Vegetariertum zum Veganismus konvertierten Intelligentia als dass sie die Mindestlohnmenschen in den Mehrgeschosssiedlungen ernähren.

Es hätte alles schlimmer kommen sollen

Der Mordfall, den Thorn aufklären soll, ist im Film nur Staffage wie es in Echtzeit Sportereignisse wie die Fußball-WM sind. Je tiefer der Detektiv in seine Ermittlungen einsteigt, desto deutlicher wird, wo der Verschwörungsglaube, der heute so oft beklagt wird, seinen Ursprung hat. In Fleischers vielgesehenem Meisterwerk ist alles Lüge, eine kontrollierte Lüge, die von allen, die davon profitieren, aufrechterhalten wird. In der Welt, in der alle leben, liegt ein dunkles Geheimnis verborgen, so düster, dass zu seinem Schutz auch gemordet werden darf. Der tote William R. Simonson war Mitarbeiter des Unternehmens Soylent, der Name ist eine Kombination aus Soy (Soja) und Lent(il) (Linse), ein Megakonzern, der die Lebensmittelversorgung der halben Welt am Laufen hält. 

Mit gewissen Schwierigkeiten, wie sich zeigt; Es mangelt an Soylent Rot und Soylent Gelb, so dass mit "Soylent Grün" ein neues, leckeres Konzentrat aus Plankton angeboten wird. Die hungernden Massen fliegen auf Ersatzessen, an jedem Soylent-Grün-Dienstag prügeln sich die Menschen um einen Happen. Die Polizei prügelt, die Menschen ducken sich weg. Thorn kommt der Wahrheit näher, zu nahe, so dass er den Befehl bekommt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, noch ehe er die ganze fürchterliche Wahrheit herausfindet.

Der Untergang, begleitet von Arte-Dokus

Die Welt, sie wird untergehen., Die Welt, sie hat nur noch die Wahl zwischen verhungern und moralisch verrotten. Sol Roth will weder das eine noch das andere, er lässt sich begleitet von hübschen Tierfilmchen im Arte-Stil in einer öffentlichen Tötungsanstalt sanft einschläfern. Ein letzter Dienst an der Gesellschaft, denn nun kann Thorn herausfinden, wohin die Leichen in den Müllwagen gebracht werden und wie dort nach einem geheimen Rezept "Soylent Grün" aus ihnen entsteht. Nichts geht gut, im Ohr bleibt der Ruf des schwerverletzten Enthüllers: "Soylent Grün ist Menschenfleisch!"

Auch soweit ist es nun nicht gekommen, noch nicht.  

Vermutlich das Beste, was sich über ein Jahr wie das zurückliegende sagen lässt.

 


2 Kommentare:

suedwestfunk hat gesagt…

An diesen Film erinnert vieles, was inzwischen alltäglich geschieht. Von der erzwungenen Impfung mit verheimlichten Nebenwirkungen über den Organspende- und Impfpass, Komplettüberwachung, niedergeschlagenen Protesten und in "gated communities" einer-, Wohnmaschinen andererseits Behausten bis zur erprobten Gleichschaltung aller Institutionen ist es nur noch ein kleiner Schritt. Danke, dass Sie darauf hinweisen.

Anonym hat gesagt…

Wobei es faszinierend wie befremdlich ist, dass die Geburtenkontrolle im selben Film gleichzeitig derart madig gemacht wird. Pfuibäh, wie schrecklich ...