Dienstag, 21. Mai 2024

Beendeter Aufstand: Nie wieder war gestern

Knapp vier Wochen dauerte der Aufstand der Anständigen gegen Abschiebung und Remigration an, der das Thema "AfD/Rechte" auf Platz 2 der deutschen Angsthitparade führte. Nun ist er vorbei.

Alle waren auf der Straße, die noch ein Gewissen hatten. Alle, die den Anfängen wehren wollten. Die bereit waren, das Land nicht denen zu überlassen, die es wieder einmal auf Befehl eines Österreichers ins Verderben stürzen würden. Die trotz winterlicher Kälte, dem heißesten Februar aller Zeiten und manch fragwürdigem Mitmarschierer nicht davor zurückschreckten, sich gleichzeitig an vielen Orten zu versammeln, um ihre Meinung kundzutun.  

Alle waren mehr

Es war Februar und alle waren mehr. Nach der Enthüllung des Meinungskollektivs "Correctiv" über eine geplante Unterwanderung von Rechtsstaat, Demokratie und Gesellschaft, die in einer Wannsee-nahen Villa in Potsdam konkretisiert worden war, war in Nachrichtensendungen und leidenschaftlichen Demo-Reportagen ganz Deutschland auf der Straße. Jung und Alt marschierten gegen Abschottung, gegen Remigration und gegen die grassierenden Selbstzweifel. War 2015 ein Fehler gewesen? Schafft man es doch nicht, alle aufzunehmen? Profitieren davon die Falschen? Steht das Land am Vorabend von 1933?

Ein Aufstand der Anständigen, die sich auf zwei Kernpunkte geeinigt hatten: Alle hassen die AfD. Und nie wieder ist jetzt. Die Bilder waren beeindruckend. "Menschenrechte statt Rechte Menschen" hieß es auf Plakaten, "kein Platz für Nazis", "Remigriert euch doch ins Knie" und "Hamburg steht auf". Bis dahin durchaus angebrachte Zweifel daran, ob Politik und Medien die Menschen draußen im Lande überhaupt noch erreichen und wenn ja, wie es um die Kampagnenfähigkeit des demokratischen Blocks und um die Mobilisierungskraft seiner Parolen bestellt ist, wurden von Demotickern, handgezählten Teilnehmermillionen und dem Schulterschluss aller mit allen widerlegt. Nie zuvor. Größer denn je. Ein Volk, ein Wunsch, ein Wille. 

Rausch der Demokratie

Es war Februar und es war ein Rausch der Demokratie. Selbst in Umfragen schlug sich die Leidenschaft nieder, mit der auf allen Kanälen in hoher Frequenz vor dem Untergang des Abendlandes gewarnt wurde. Trotz Inflation und Rezession, Klimakatastrophe, Krieg an der Ostflanke und der Weigerung der israelischen Regierung, guten Rat aus Berlin anzunehmen und sich mit der Terrorgruppe Hamas ins Benehmen zu setzen, gewann das Thema Rechtsextremismus im ZDF-Politbarometer schlagartig stark an Bedeutung. Die Ruder der Politik, oft verdächtigt, schon lange nicht mehr bis ins Wasser zureichen, zeigten, wie sie im Zusammenspiel mit mutigen Medienarbeitern immer noch den Kurs bestimmen.

Im Januar hatten gerade mal sechs Prozent der Deutschen verstanden, dass das Thema "AfD/Rechte" ein dringliches ist. Im Februar waren es schon 20 Prozent - die rechte Gefahr lag damit nur noch knapp hinter "Asyl/Zuwanderung/Integration" auf Platz zwei in der Hitparade der Angelegenheiten, die den Deutschen auf den Nägeln brennen.

Niedergeschlagene Bauernaufstände

Die Bauernaufstände, die eben noch so wichtig schienen, sie waren medial erfolgreich niedergeschlagen worden. Die Energiepreisdiskussion, das stille Ende des Industriestrompreises, die Verweigerung der Bundesregierung, das versprochene Klimageld auszuzahlen, die anlaufende Welle an Betriebsschließungen und Unternehmensabwanderungen - nichts davon spielte mehr eine Rolle.

Nie wieder war jetzt und das würde es bleiben, so zumindest glaubten viele in jenen schönen letzten und viel zu warmen Wintertagen. Beinahe hätte eine vom auf Hass spezialisierten Portal "Volksverpetzer" initiierte Unterschriftensammlung mit der Forderung eines Verbotes der AfD Erfolg gehabt: Prominente wie Schauspielerin Nora Tschirner, der "Ärzte"-Musiker Bela B., die Dragqueen Olivia Jones und die Moderatorin Ruth Moschner zeigten mutig Gesicht, die Satiresendung "Die Anstalt" sendete einen Promotionclip.

Endlager Staatskanzlei

Dann aber landeten die "mehr als 800.000 Unterschriften" (ZDF) im Keller der Schweriner Staatskanzlerei. Die Welle der Demonstrationen ebbte ab. Die Demoticker wurden eingestellt und selbst die engagiertesten Rundfunkräte drängten die "Tagesschau" nicht mehr, sich redaktionell unabhängig dafür zu entscheiden, den Aufmärschen der Demokraten mit Sendezeit einzuräumen. Im Politbarometer ist es nun nicht so, dass das Thema "AfD/Rechte" nach einem Rutsch auf nur noch zehn Prozent Wichtigkeit und Platz 7 der Bevölkerungsängste im März im April noch weiter abgerutscht wäre. 

Nein, nie wieder war gestern. Heute ist jetzt. Das Thema "AfD/Rechte" ist deshalb rückstandslos aus allen Tabellen und Grafiken verschwunden.


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also haben wir jetzt Viertes Reich oder nicht? Frage für einen Nazi.

ppq hat gesagt…

das ist eine frage wie die nach dem ladungszustand eines teilchens. also ja/nein je nachdem, wer es beobachtet und wann

Anonym hat gesagt…

OT
Aus PIPI-Artikel "Das Grundgesetz ist schon seit ..."

...Aus dieser Ohnmacht von 2015 haben die Menschen ihre Schlüsse gezogen: Man kann diesem Staat nicht trauen ...

Ich kenn jemanden, der hat schon 2016 auf seiner Internetseite den Schluss gezogen: "Wir haben jetzt eine humanitäre Aufgabe zu erfüllen."
Ähnliche Beispiele, und schlimmere, gibt es noch und nöcher.

Die Anmerkung hat gesagt…

pro afd fan 21. Mai 2024 at 17:11

ja, unser Grundgesetz wurde von Merkel, Habeck und Konsorten ausgehebelt. Die AfD muss dies an die grosse Glocke hängen, denn immer noch zu viele Deutsche glauben diesen Demokratieförderer-Blendern.
Wir müssen für die Einhaltung unseres Grundgesetzes kämpfen.
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Dann fang mal schon an, aber laß mich mit deinem Kampf für's Grundgesetz in Ruhe. Ein geschleiftes Gesetz lohnt nicht eines Kampfes.

Anonym hat gesagt…

Ähnliche Beispiele
Von "dem Bub (Bub von 27 Jahren), der etwas ganz Schlimmes getan hat" rede ich gar nicht.
Aber wenn ein ... ein vierjähriges Kind zum Dudeldei mit dem Messer schwer verletzt hat, stellen sich ein paar Saukröten mit dem Schild "Wangen gegen rechts" hin, eine grinst wie ein Lebkuchenpferd.