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| In seiner kleinen Werkstatt in Nazareth baute der junge Zimmermann Jesus unter anderen die Bundeslade, damals gedacht als Weihnachtsgeschenk an seinen Stiefvater Josef. |
Ein kleines Dorf im heiligen Land, abgelegen, nicht angebunden an die großen Handelsrouten und als Teil des länlichen Hinterlandes von den Bewohnern der Metropolen beargwöhnt und verspottet. Ein junger Mann, kräftig gebaut, sportlich und voller Spannkraft, mit sztarken Händen, die auch so sanft sein können. Sie mögen ihn in seinem Heimatdorf, diesen Jesus, der noch nicht den Beinamen von Nazareth trägt, weil in Nazareth jeder der 300 oder 400 Einwohner Nazarether ist.
Schwirrende Gerüchte
Und sie alle sind Nachbarn, die zusammenhalten, sich nicht spalten lassen und den Sohn des Zimmermanns Josef behandeln wie einen der Ihren. Obwohl Jesus nicht in Nazareth geboren wurde. Obwohl Gerüchte herumschwirren, dass Josef nicht sein richtiger Vater ist. Und obwohl seine Mutter Maria ihren Josef erst geheiratet hat, nachdem ihre Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war.
Es ist in dieser Familiengeschichte aus jener längst vergangenen Zeit vor 2000 Jahren viel herauszulesen über Menschen, Zivilisationstugenden und Social-Media-Effekte. Vor allem aber ist zu erkennen, welche Geheimnisse die großen Kirchen, das bigotte Papsttum und auch die wissenschaftliche Theologie samt der Historiker und Archäologen vor den Blicken der Menschheit zu verstecken versuchen.
Die Geschichte eines Kindes
Die Geschichte eines Kindes, das in einer Patchwork-Familie behütet heranwuchs. Die Geschichte eines anstelligen, fleißigen Handwerkers, der zeitlebens wenig Aufsehen von sich machte. Und die Geschichte eines Predigers, Propheten und Märtyrers, dem sein früher Tod einbrachte, was er nie hatte haben wollen: Den Ruf eines Heiligen.
Als er starb, war Jesus bekannter als die meisten Menschen, berühmter sogar als John Lennon und die anderen Beatles. Die Tage von Jerusalem, in denen sich seine Martyrium abspielte, sind in Gänze erforscht, Minutiös haben sich Generationen von Mönchen, Detektiven der Glaubenskongretgation und Naturwissenschaftler über Jesu' Leichentuch gebeugt, sie haben Holzsplitter und Knochenstückchen analysiert und nach der Grabhöhle gesucht.
Ein Gottessohn auf Erden
Ähnlich verhält es sich mit den ersten Stunden und Tagen, in denen der Gottessohn auf Erden weilte. Elisabeth, die Mutter von Johannes dem Täufer und eine Verwandte von Maria, verkündet die Ankunft Jesu schon, als Maria von der "Heimsuchung" (Lukas 1) noch nichts ahnt. Elisabeth aber spricht aus, dass Maria die Mutter des Sohnes des Herrn wird und sie weiß, dass "das Kind in ihrem Leib vor Freude hüpft".
Es folgt die Episode mit den drei Königen, die Geburt im Stall, die Reise nach Afrika und die Rückkehr nach Hause, in ein besetztes Land. Judää, viele, viele hundert Jahre später in "Palästine" umgetauft, wird damals von der Legio X Fretensis beherrscht, einer römische Legion, die als ihren Namen der Straße von Messina verdankt und unter Titus später Jerusalem erobern wird.
Nebel über den Kindheitstagen
In den Kindheitstagen des jungen Jesus liegt dieses Geschehen noch in weiter Zukunft. Die Lage im Heiligen Land ist einfach: Unter der Knute des europäischen Imperiums herrschen Hader und Streit, ein Glaubenkrieg brodelt im Verborgenen und eine gewisse Unruhe macht sich Luft, als der Kaiser zu einer Volkszählung auffordert. Wie viele Jahre später in Deutschland kommt es zu Protesten, ehe die Bürgerinnen und Bürger sich dem Verlangen der Obrigkeit doch beugen.
Nur weil alle Welt geschätzt werden soll, um höhere Steuern erheben zu können, wird das Jesus-Kindlerin in Bethlehem geboren, nicht im Hinterwäldlerkaff Nazareth. Nur weil der weg dorthin weit und die Verkehrsinfrastruktur beklagenswert schlecht ist, trifft die kleine Reisegruppe unterwegs die drei als "Könige" oder "die Weisen aus dem Morgenland" bekannten Caspar, Melchior und Balthasar, die dem Kind in der Krippe eine große Zukunft weissagen und ihn mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenken.
Drei Zauberer und ein Baby
Das Bemerkenswerte an der Biografie dieses Jesus, einem in der Wiege liegenden Baby, das drei offenbar angesehene Experten als "neugeborenen König der Juden" bezeichnen, ist die Geschwindigkeit, mit der diese Vorschusslorbeeren anschließend verwelken. Eben noch behaupten die drei Mágos-Zauberer, sie hätten "seinen Stern aufgehen sehen".
Doch schon mit dem nächsten abenteuerlichen Kapitel endet der erste Teil der Erfolgsgeschichte: Stiefvater Josef erscheint im Traum ein Engel des Herrn, der ihm einredet, er müsse mit dem Kind und seiner Mutter nach Ägypten fliehen, weil König Herodes den kleinen Jesus aus Neid auf dessen Stern töten wolle.
120 Kilometer in einer Nacth
Josef zögert nicht lange. Noch in derselben Nacht, so heißt es in der Bibel, legt er die die 120 Kilometer bis nach Ägypten zurück, Frau und das kostbare Kind im Schlepptau. Erst als Herodes stirb, kann die Familie zurückkehren. Doch so viele Details auch über Jesus' Geburt bekannt sind - wie lange die Flucht nach Ägypten, Jesus' Aufenthalt in Afrika und der Rückmarsch nach Nazareth dauerte, verrät keine Quelle (Mt 2,19–23).
Wie das Leben des Gottessohnes und Königs der Juden den Zeitgenossen überhaupt vollkommen aus dem Interesse geriet. Kaum eine Notiz findet sich in den Unterlagen, die die Kirche eifersüchtlig hütet. Jesus von Nazareth, so genannt, obwohl er ja aus Bethlehem stammt und aus Afrika nach Nazareth gekommen war, führte ein unauffälliges Leben. Als Kind sorgte er ein einziges Mal für Aufregung: Bei einem Tempelbesuch im zwei Tagesmärsche entfernten Jerusalem sei er seinen Eltern entwischt. Statt mit Hause zu laufen, berichtet Lukas 2,41–52, habe der Zwölfjährige mit den Gelehrten im Tempel diskutiert.
Verrückt vor Sorge
Drei Tage lang bleibt Jesus verschollen. Josef und Marie müssen verrückt vor Sorge gewesen sein, aber nicht besorgt genug, um den Heimweg nach Nazareth nicht ohne das Kind anzutreten. Jesus wird schließlich gefunden. Er entschuldigt sich nicht für den Ärger, den er verursacht hat, denn für ihn ist die Lage klar: "Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?". Im Buch Lukas, der einzigen Quelle, die über die Jahre von Jesus Christus als Kind, Teenager und junger Mann berichtet, vermied der Heranwachsende jedoch danach ähnliche Aktionen."Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen", steht bei Lukas 2,52 geschrieben.
In den Jshrzehnten danach verliert sich Jesus' Spur. So viele Details auch über die wunderbare Geburt des Gottessohnes überliefert worden sind, so groß ist die Lücke, die in den Berichten über die formativen Jahre des späteren Propheten und Wanderpredigers klafft. Über die Zeit, in der aus dem offenbar neugierigen und sich seiner Mission früh bewussten Jungen ein kräftiger junger Mann wird, felhen alle Belege. Niemand scheint ihn damals beobachtet zu haben, kein Chronist befand es für wert, aufzuschreiben, wie "König der Juden" groß wurde.
Ein unauffälliger junger Mann
Stellte er sich smart an in der Schule? War er verliebt in eine Nachbarstochter? In einen Jungen? Gar verpartnert oder verheiratet? Welchem Geschlecht fühlte er sich angehörig? Lasen ihn Freunde und Bekannte als Mann oder Frau oder als trans Person? Jesus vermied alles Aufsehen. Sicherlich stellte er sich gechickt an in seinem Handwerk als Zimmermann, doch ein Meister seines Faches kann er nicht gewesen sein.
In Markus 6,3 etwa loben die Leute aus Nazareth ihn nicht wegen seiner fein ziselierten Tische, seine schönen Truhen und hübschen Balken. Nein, in Matthäus 13,55 heißt es "Ist das nicht des Zimmermanns Sohn?" – Jesus wird allein auf seine Rolle als Josephs Junge reduziert. Auch bei anderer Gelegenheit sprechen Besucher über Jesus als "der Zimmermann", der doch "der Sohn der Maria und Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon" sei.
Baustellen statt Bürgergeld
Das legt nahe, dass Jesus zwar als Handwerker bekannt war - ein Tekton, wie er genannt wurde. Vorwürfe, er sei einer der ersten Bürgergeld-Empfänger gewesen, genährt von fehlenden Steuerunterlagen und allen Hinweisen auf Baustellen im heiligen Land, ann denen er tätig war, dürften jeder Grundlage entbehren.
Keines der vier kanonischen Evangelien des Neuen Testaments liefert Hinweise darauf, dass Jesus in seinen 18 "versteckten Jahren" als Handwerker nicht fleißig war und seinem Vater, der Mutter und den Geschwistern half, ein Leben zu führen, wie es damals in der hart arbeitenden Mitte der Gesellschaft üblich war. Jesusens waren gut situiert, Ziehvater Joseph war such als Handwerker tätig, vermutlich selbständig und so zufrieden mit seinem Beruf, dass er seinen angenommenen Stiefsohn anlernte und ausbildete.
Viele Jahre ohne Schlagzeilen
Mindestens 15 Jahre lang schlug sich Jesus wohl als Zimmerer durch, unauffällig, ohne Schlagzeilen zu machen. Historiker wie Robert Van Voorst und John Dominic Crossan sind der Überzeugung, dass Jesus ein einfacher, arbeitender Mensch war, der sich mit dem Alltag der unteren Schichten identifizierte. Ein Rätsel ist es bis heute, was ihn dazu trieb, dieses einfache, aber ehrliche Leben gegen Ende seiner Zeit als Twen aufzugeben.
War es die Erinnerung an die Prognose drei vermeintlichen "König"? War es, wie apokryphe Schriften behaupten, die Taufe durch Johannes den Täufer im Jordan? Oder der Gedanke, dass der glückliche Zufall einer Geburt im Stall eine kaum zu übertreffende Vorlage für ein Leben als Legende bietet?
Ohne Hilfe einer Hebamme
Keine glatte Hausgeburt, geschweige denn ein Kaiserschnitt in einem Krankenhäuser der römischen Besatzer hätte Jesu' Geschichte vom einen ähnlich mystischen Anstrich geben können wie die von seiner Ankunft in der Welt unter fürchterlichen hygienischen Bedingungen, ohne Hilfe einer Hebamme, geboren von einer alleinstehenden Frau, die nicht nur religions- sondern auch Biologiegeschichte schreibt, weil sie gebärt, ohne je von einem Mann berührt worden zu sein.
Jesu' Gründe sind ein Geheimnis, seine Tricks sind es auch. Der junge Mann, dem es viele Jahre gereicht hatte, Häuser und einfache Hütten zu bauen, Tische zu zimmern und Garderobenhaken, entdeckt sein Talent, Essen und Getränke herbeizaubern zu können. Er füttert große Menschenmengen und sammelt ein treues Gefolge um sich. Er predigt Liebe und verbreitet - aus der Sicht der Herrschenden - Hetze, Hass und Regierungskritik.
Heiland und Störenfried
Ein Heiland für die einen. Ein Revolutionär für andere. Ein Störenfried und Leugner der Macht Roms. Die wenigstens Menschen, denen die abgerissen gekleidete, aber sauber gewaschene Gestalt unterwegs begegnet, lieben den ruhelos durchs Land ziehenden Tekton, der jetzt nicht mehr Schrönke baut, kleine Bundesladen und Kniehocker. Sondern das eigene Königreich, das ihm versprochen worden war.
Es war wohl eine richtige Entscheidung. All die Türen, Fenster, Pflüge, Jochen und Möbel, die Jesus in seiner Werksztatt gefertigt hat, sind längst vergangen und vergessen. Kein einziges Artefakt aus seiner Tischlerzeit hat sich erhalten, kein Gebäude hat die beinahe 2000 Jahre seit seinem Berufsstart überstanden.
Ganz anders sieht es aus mit den Spänen, die Fans und Freunde des Messias vom Kreuz schabten, an das ihn die um ihre Macht fürchtenden Itaiener nagelten. Wissenschaftlichen Berechnungen zufolge übertrifft das Gewicht aller nachgewiesen echten Splitter von diesem Marterpfahl das aller Bäume im Forstgutsbezirk Sachsenwald.


6 Kommentare:
Es gibt ja einige Texte über Jesus' Kindheit und Jugend, die die Pfaffen aber nicht in den Kanon aufnahmen.
Mark Twain, der das Heilige Land besuchte, berichtete, dass die Apokryphen über Jesus' Kindheit und Jugend nicht so ganz seinen Qualitätsansprüchen genügten. ChatGPT liefert auch brav eine Liste.
Den Schmonz zu lesen kann ich mich freilich nicht aufraffen.
welche wären das?
Kindheitsevangelium nach Thomas (auch „Thomas-Kindheitsevangelium“)
Protoevangelium des Jakobus
Evangelium des Pseudo-Matthäus
Armenisches Kindheitsevangelium
als Zugabe: Geschichte Josefs des Zimmermanns
ChatGPT hat sich das sicher nicht alles ausgedacht, auch wenn das immer im Bereich des Möglichen ist.
Das Arabic Infancy Gospel enthält laut ChatGPT Berichte über Wunderheilungen mit den vollgeschissenen Windeln Jesu. Das klingt durchaus authentisch arabisch und auch lesenswert.
...übertrifft das Gewicht aller nachgewiesen echten Splitter von diesem Marterpfahl ...
Zu ihren besten Zeiten hatte die Alleinseligmachende dreizehn authentische Praeputia seinereiner verehrt! Das würde bedeuten, dass er dreizehn Zeugungsglieder gehabt haben müsste. ----------
Die Geschichte war trivial. Ein selbst für (((deren))) Verhältnisse ungewöhnlich meschuggener Wanderprophet hatte aus der Schrift herausgelesen, er, und nur er, könnte zu einem gewissem Zeitpunkt am Ölberg ein paar Beschwörungen (hex, hex) machen, daraufhin würde Hauaha ein paar Legionen bewaffneter Engel schicken (Matth.26.53), welche die verhassten Besatzer (Romani ite domum) verjacken würden. Judas' Job war schlicht, petzen zu gehen, damit die Römer zum Verjacktwerden antreten sollten. Die kamen zwar - aber, wie meistens bei solchen Angelegenheiten - die Engel kamen nicht. So was aber auch.
Mit "den Armen" war durchaus nicht das Proletariat gemeint, sondern derjenige Teil des Klerus, der nicht mit dem römischen Imperialistenpack kollaborieren wollte, und darum materiellen Wohlstandes entraten musste.
abc sagt:
24. Dezember 2025 um 9:36
Der Hurz-Honk auch wieder mit dabei:
Fortsetzung des Bahnhofklatschertums mit anderen Mitteln: 50 deutsche Prominente plärren nach mehr Afghanen-Aufnahme – ANSAGE
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Einige seien vom Julfrieden ausgenommen: Chaim Gröleleier vor allem.
Bei Kerkeling - PTBS (ICD 10 F43.1)? --- Ein sehr fieses Erlebnis im Alter von acht Jahren. Statt strenger Acht reicht vielleicht einmalige Stäupung und sechs Stunden Pranger.
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