Dienstag, 19. Mai 2009

Prahlen mit Zahlen

Die Welt ist ein Hamsterkäfig, an dem immer dieselben Streben vorüberfliegen. Samstags ist "Wetten, dass...", im Mai kommt der Verfassungsschutzbericht, und, wetten, dass?, er warnt vor einer erschreckenden Zunahme an rechten Straftaten.

Auch in diesem Jahr enttäuschen die Verfassungsschützer nicht. Wie unser kleines Verfassungsschutzblog schon Ende April berichtete, hat die Zahl der rechtsradikalen Straftaten erneut deutlich zugenommen. Der "Spiegel", der Geheimnisse, die niemand erfahren soll, noch immer zuerst weiß, berichtet von "ersten Informationen", nach denen es 2008 rund 20.000 Fälle gab. Darunter seine "viele Gewalttaten" gewesen, aber nochmehr sogenannte "Propagandadelikte": 19.000 rechte Taten bestanden aus gekritzelten Hakenkreuzen, gezeigten Hitlergrüßen und gehissten Nazifahnen.

Durch eine neue Zählweise gelang es erstmals, alle diese Taten, die die Existenz des demokratischen Deutschland existenziell bedrohen, in der Statistik für "rechte Straftaten" zu erfassen. Dazu wurde Anfang vergangenen Jahres die Zählweise geändert: Eine rechte Straftat liegt jetzt auch vor, wenn ein Fünfjähriger nach einem Indien-Urlaub versucht, sein erstes Hakenkreuz zu malen, wenn ein komatös betrunkener Deutscher im Sinne des Grundgesetzes "Sheissepack" auf eine Gartenbank in der Nähe einer Synagoge kritzelt, wenn ein Unbekannter den Passauer Polizeichef Alois Mannichl mit einem Lebkuchenmesser zu erstechen versucht oder wenn ein Mädchen in Mittweida von selbsterfundenen Bilderbuch-Nazis gefoltert wird.

Die Aufklärungsrate der "rechten Strattaten" ist im Zuge der reformierten Zählung von 44,7 Prozent auf 40,5 Prozent gesunken. Mehr Taten haben nun weniger Täter, aber der Hamster hat nun wieder ein Jahr Ruhe vor dem Verfassungsschutz. Dessen nächster Bericht kommt im Mai 2010. Und wetten, dass? Er wird vor einer "erschreckenden Zunahme" rechter Straftaten warnen.

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