Mittwoch, 25. Januar 2012

Wulff-Wochen bei PPQ: In böhmischen Dörfern

Ein Mann allein, der alles stemmen muss. Beschuldigter und Entschuldiger, Angeklagter und Angegriffener, Gericht und Geschworene, Darsteller und Regisseur – Christian Wulff, bis zum Spätherbst des vergangenen Jahres eher ein Platzhalter auf dem Sessel des Bundespräsidenten als ein Gestalter, Mahner und Unterhalter, hat sich mit Hilfe seines Kreditskandales aus dem Schatten seiner Vorgänger befreit. Vorbei die Zeit, als Wulff als Leichtgewicht galt, das schon ein erster scharfer Wind fortwehen könnte. Der Mann, so wissen inzwischen alle, hat die Standfestigkeit eines Denkmals, wie die wirklich guten Darsteller bei „Frauentausch“ oder „Promidinner“ schämt er sich für gar nichts.

So gesehen könnte auch Richie Castellano den Bundespräsidenten geben, der bisher nur den Freddie Mercury markiert. Die Fragen beider sind dieselben: „Is this the real life?" Oder sind es böhmische Dörfer? Oder "is this just fantasy?“

Erwischt worden, kein Ausweg in Sicht, da fängt die Jammerei, von der schon die jüngst geleakte präsidiale „Behind Blue Eyes“-Version aus dem Schloss handelte, gleich wieder an: „I'm just a poor boy, I need no sympathy, because I'm easy come, easy go, a little high, little low, anyway the wind blows, doesn't really matter to me, to me”.

Man muss sich Vertrauen wiedererarbeiten, sagt Christian Wulff, der genau weiß: „Mama, life had just begun“, da ist noch so viel möglich, wenn man Sitte und Anstand erstmal hinter sich lässt und selbst die nicht mehr verklagt, die einen „Lügner“ nennen. Mutter, magst nicht weinen, auch nächste Woche gibt es bestimmt wieder eine Bekenntnissendung mit garantierter Transparenzausschüttung „as if nothing really matters“.

Nein, da mag Castellano auch singen „too late, my time has come” und “goodbye everybody - I've got to go”, hier ist niemand bereit, alles hinter sich zu lassen und der Wahrheit ins Auge zu schauen. „Easy come easy go” heißt es im Lied und “will you let me go” fragt der Hauptdarsteller in der Hoffnung, ein Nein zu hören.

Wir sind noch lange nicht fertig, denn der Islam gehört zu Deutschland! Darauf ein dreifachen „Bismillah! No - we will not let you go - let him go, Bismillah! We will not let you go - let him go, Bismillah! We will not let you go - let me go Will not let you go - let me go”, das in einem gesäuselten “Never” ausläuft.

“Never let you go - let me go, never let me go – ooo, no, no, no, no, no, no, no.” Die Negation der Negation der Negation. Die SPD zählt mit und am Ende kommt doch ein Nein heraus., Wulff wird bleiben, er muss es auch, weil er nach dieser Vorstellung und mit diesem Namen nirgendwo mehr einen Job bekommen wird. Aber woher konnte Freddie Mercury das wissen? Vor 38 Jahren? Und wieso fleht Castellano am Ende dennoch „Oh, Baby - das kannst du mir nicht antun, oh, Baby, ich muss sofort hier raus“?

Die Brennpunkte sind gelöscht, die Wulff-Wochen Geschichte. Der Präsident ist standhaft geblieben, ein leuchtendes Beispiel für Deutschland im Friedrich-Jahr. Castellano, auf 36 Spuren mit sich selbst singend, lässt es gut sein.

Nichts ist wirklich wichtig
Jeder kann es sehn,
Nichts ist wirklich wichtig
nichts ist wirklich wichtig,
nichts ist wirklich wichtig
für mich

2 Kommentare:

eulenfurz hat gesagt…

Wulff? Den gibt's auch noch?

Anonym hat gesagt…

Der Trauerkloss im Schloss Bellevue?
Der reitet gerade auf dem Alten Fritz.