Freitag, 1. September 2017

Entscheidungsschlacht im TV: Das sind die Regeln beim Kanzler-Duell

Das TV-Duell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD) gilt als die entscheidende Schlacht um die Macht im Land. Morgen Abend werden sich die beiden Polit-Giganten auf Augenhöhe gegenüberstehen - Merkel, 1,64 Meter groß, trifft auf Schulz, mit 1,68 ganze zwölf Zentimeter kleiner als die Papp-Schulze, die seine Partei im Wahlkampf verteilt hat.

Drei Wochen vor der Bundestagswahl kommt es zum Kräftemessen auf allen vier großen Sendern, das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 schalten sich gleich und übertragen ein demokratisches Einheitssignal.

Der verbale Schlagabtausch, über dessen Regeln in monatelangen Verhandlungen zwischen Kanzleramt, SPD-Zentrale und Delegationen der vier Sender entschieden wurde, soll diesmal wie immer wieder rund anderthalb Stunden dauern. Absprachegemäß sollen nur sogenannte weiche Themen zur Sprache kommen, wie sie die beiden großen Volksparteien ohnehin im Wahlkampf thematisiert haben: Gerechtigkeit, gutes und gerne Leben, Klima, Bildung, Rente und Europa. Beide Kandidaten bekommen dann Gelegenheit, die in den Parteiprogrammen enthaltenen Versprechen für die entsprechenden Zielgruppen aufzusagen. Eine Jury stoppt die Zeit, Überziehungen werden dem Gegenüber als Gutschrift zugeteilt.

Unabhängig vom Ausgang des einzigen Aufeinandertreffens von Merkel und Schulz wird es bei einem einzigen Duell der beiden Spitzenkandidaten bleiben. Die Sender und Herausforderer Schulz hatten sich zwei Auseinandersetzungen gewünscht – eine im Ersten sowie dem ZDF, die andere auf RTL und Sat.1. Doch Angela Merkel setzte sich mit ihrer Forderung durch, aufgrund der ohnehin bereits entschiedenen Wahl auf unnötige Inszenierungen im Vorfeld des Urnengangs zu verzichten. Nicht über Grenzöffnung, Flüchtlinge, die veränderte Sicherheitslage im Land, den seit Jahren nur durch Notmaßnahmen am Leben gehaltenen Euro oder die zerrüttete EU reden könne man auch bei einem einzigen "Duell", hieß es übereinstimmend bei SPD und CDU.

Kein Thema sollen auch persönliche Angriffe sein, das haben die Parteizentralen verbindlich vereinbart. Schulz wird Merkel ihre weder mit dem Parlament noch der SPD oder mit den EU-Partnern abgesprochene Grenzöffnung nicht vorwerfen. Angela Merkel verzichtet im Gegenzug darauf, Martin Schulz mit peinlichen Fragen zu seiner jahrelang geübten Praxis der Entnahme üppiger Tagegelder aus dem EU-Haushalt zu traktieren. Das war eine Bedingung der SPD dafür, Merkels Nutzung von Bundeswehr-Hubschraubern im Wahlkampf und die von der CDU geschaffenen Wahlkampf-Minijobs für enge Vertraute in die Öffentlichkeit zu zerren.

Nur so könne die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in den kommenden vier Jahren einer fortgesetzten großen Koalition geschaffen werden.

Neu ist der Ablaufplan, nach dem all diese Themen nicht zur Sprache kommen sollen, wie die vier Sender mitteilten: Jeweils über eine Länge von 45 Minuten werden zwei Moderatorenpaare die mit den Parteizentralen abgesprochenen Fragen an die Kandidaten stellen. Die gemischt privat und gebührenfinanzierten Duos bilden die beiden Parteizentralen als verlässlich geltenden Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) sowie Sandra Maischberger (Das Erste) und Claus Strunz (Sat.1). Die Themenkomplexe stehen wie die Reihenfolge und der Wortlaut der Antworten vorab fest, die Reihenfolge, in der die Fragen vorgelesen werden, wird vorher unter Aufsicht von zwei Notaren in einem transparenten Glaskäfig neben der Hauptshow-Bühne ausgelost.

Für die Vorbereitung, Ausrichtung, technische Ausstattung und den Ablauf des Duells seien die vier Sender gemeinsam verantwortlich, so dass erstmals RTL-Kulissenschieber mit ZDF-Fakenewscheckern Schulter an Schulter zusammenarbeiten.

Das TV-Duell der Kandidaten findet nach 2002, 2005, 2009 und 2013 in diesem Jahr zum fünften Mal statt. Bei der Premiere 2002 hatte es noch zwei Live-Sendungen mit Gerhard Schröder und Edmund Stoiber gegeben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was für ein Glück für die beiden verkrachten Schranzen, dass es im Reich keine Presse und keine Journalismus mehr gibt, zumindest nicht mehr auf den Massenplattformen.
In einem Wahlsystem mit einer harten Auslese wie sagenwir dem amerikanischen, wären Leute mit solchen Fähigkeiten nicht mal zum Schülersprecher gewählt worden und würden heute an einem Highway in Hinterland Burger verkaufen.

Anonym hat gesagt…

Nicht so ganz meine Ansicht. Der Ami-Präser wurde seit der Einführung des Weiberwahlrechts bis auf den vorletzten nach dem Eindruck gewählt, den er auf gelte/güste Kühe ausgeübt hat, als da sind postklimakterische Schratzen. Ai laik Aik!