Sonntag, 17. Dezember 2017

Ausgefallene Intifada: Wer hat uns verraten? Die Araberstaaten!

Es herrschte kribbelnde Vorfreude in den Redaktionsfluren der Hamburger Wochenschrift "Die Zeit". Gerade hatte US-Präsident Donald Trump Jerusalem als Israles Hauptstadt anerkannt und die Terrormiliz Hamas hatte mit der Ausrufung der 3. Intifada geantwortet. Da beschwor das Blatt die Folgen von "Trumps Jerusalem-Entscheidung": Ein neuer "Palästinenseraufstand" im "Herzen des zionistischen Feindes", das "Ende aller Friedenbemühungen" und eine "Kriegserklärung" an Israel.

Wie immer war nicht die Hamas, der Alleinanspruch der Palästinenser auf das frühere britische Mandatsgebiet oder die im arabischen Raum konstitutive Judenfeindlichkeit schuld an den folgenden Ereignissen mit brennenden Fahnen und toten Protestierern. Nein, Trump war es, der seit seiner Wahl abwechselnd mit Putin, Erdogan und Kim Jong Un die Rolle des Bösewichts der Weltpolitik ausfüllt.

Nach dem Weltkrieg mit Nordkorea, den er nach übereinstimmenden Berichten deutscher Medien im Sommer beinahe irrtümlich ausgelöst hätte, wenn nicht die Bundeskanzlerin für eine Rückkehr zur Ordnung gesorgt hätte, nun also eine 3. Infifada. Deutsche Medien vibrierten vor lauter Vorfreude darüber, dem verhassten US-Präsidenten alle anstehenden Opfer auf die Rechnung setzen zu können. der Mann in Washingtom habe keine Ahnung, was er tue und er wisse nicht, welche fürchterliche Konsequenzen seine Botschaftsentscheidung haben werde, hieß es.

Die fürchterlichen Konsequenzen aber blieben dann aus. Wie gewohntempörten sich die Palästinenser im Gaza-Streifen, doch von Anfang an fehlte dem Aufstand die Leidenschaft früherer antiisraelischer Aufwallungen. Die Demonstrationen in den Palästinensergebieten wirkten wie eine pflichtschuldig erfüllte Übung, nicht wie der heißblütige Antisemitismus der Vergangenheit.

Abseits von Gaza und Rahmallah blieb die Intifada eine Angelegenheit, die ganz dem Geschick von ARD-Kameramännern überlassen war: Nur kluger Bildschnitt und aufgeregter Kommentar vermochten den Eindruck zu retten, dass Trump wirklich für mehr als die alltägliche Aufregung im arabischen Raum gesorgt hatte. Aus Saudi-Arabien, Ägypten und dem Iran kamen Lippenbekenntnisse zur palästinensichen Sache. In Deutschland, wie immer eine der am schwersten betroffenen Weltgegenden, tatten alle, was sie konnten. Es brannten schließlich ein paar Fahnen, die Polizei war wie immer hilflos, Talkshowmaster bekamen zu tun und der Minister, der das immer tut, forderte einen Sonderbeauftragten und Sondergesetze zu Beruhigung der Öffentlichkeit. Mehr nicht.

Umso verärgerter sind nun die Weltuntergangsprediger. Jahrelang haben PLO, Fatah und Hamas den weitverbreiteten Hass auf die einzige Demokratie des Nahen Ostens zuverlässig als Stellvertreter transportiert, so dass sich heimische Antisemiten als "Israelkritiker" verkleidet in den höchsten Kreisen der Gesellschaft bewegen konnten. Nun aber versagen die Palästinenser. Und ihre arabischen Brüder, schon während der Flüchtlingskrise etwa so solidarisch wie der Vatikan, machten kein Hehl aus ihrem kompletten Deinteresse an verletzten palästinensischen Gefühlen.

Wer hat uns verraten? Die Araberstaaten!, schallt es nun aus den Spalter der "Zeit". Palästina sei "keine Herzensangelegenheit mehr", heißt es da, die großen Fronten lägen längst woanders. "Wichtige Staaten der arabischen Welt suchen längst eine gewisse Nähe zu Israel – nicht aus Sympathie, sondern aus machtpolitischen Erwägungen", glaubt Autor Michael Thumann, der zuvor das Kunststück gelingt, auch das Ausbleiben des in der "Zeit" vorhergesagten Aufstandes wieder Trump anzulasten: Der habe, so etwa geht die krude Erklärformel, den Krieg gewollt. Doch besonnen wie sie nun einmal sind, haben ihm die Araber nicht gegeben, was sein Ziel war.

Als Beispiel dient hier Bahrain, ein kleines Königreich, in dem 1,5 Millionen der weltweit zwei Milliarden Muslime leben. Und der Kauf eines da Vinci-Bildes durch einen saudischen Prinzen, dem damit nun ein Bildnis von Jesus gehört. Naheliegend: "Es sollte sich niemand wundern, wenn Saudi-Arabien irgendwann auch die Eröffnung einer christlichen Kirche in Saudi-Arabien zulässt." Irgendwann.

Wer angesichts solcher Botschaften aus dem Mittleren Osten weiter nur in den Kategorien "Juden gegen Muslime" und "Christentum gegen Islam" denke, da ist die "Zeit" sehr sicher, dem ist wirklich nicht zu helfen. Der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Oder die Inifada.








Keine Kommentare: