Sonntag, 31. Januar 2021

Zero-Covid-Pionier Restle: Solo-Sendung für den Seuchenschutz

Erste Solo-Sendung als Beitrag zur Zero-Covid-Strategie: "Monitor" aus dem Keller.

George Restle ist einer, der redet nicht nur, der handelt. Beispielhaft zumeist, geleitet von einer höheren Moral - und so auch dieses mal. Eine Woche nach dem vielbeachteten Aufruf der deutschen Linken, Deutschland doch einfach zum ersten Zero-Covid-Land im Weltall zu machen, indem alle Lebens- und Wirtschaftsbewegungen für drei, vier oder auch sieben Wochen komplett eingefroren werden, ist der Chef des Magazins "Monitor" vorbildlich vorangegangen: Georg Reste der Zero-Covid-Pionier!

Beispielhaftes Experiment

Ein gewagtes Experiment, das aber sein musste, wollte der engagierte Fernsehmann seinen Ruf als verlässliche Stimme in der gesellschaftlichen Debatte behalten. Nicht nur sagen, sondern tun, nicht nur Aufrufe unterschreiben, sondern für sich selbst die Konsequenzen ziehen, das war immer Restles Art. Der Mann vom Neckar, der schon seit Jahren für eine rot-rot-grüne Koalition im Bund kämpft,  steht für Prinzipien und klare Kante etwa gegen den neuen US-Präsidenten Joe Biden, der in "Monitor" noch vor seiner Vereidigung als finstere Gestalt im Dienst der Rüstungsindustrie enttarnt werden konnte.

Als Restle seine Stimme für die Zero-Covid-Initiative erhob, klang das wie Donnerhall im politischen Berlin. Und nun setzte die traditionsreiche WDR-Sendung auch noch auf praktische Konsequenzen: Zum ersten Mal seit Gründung der Sendung im Jahr 1965, damals noch von Claus Hinrich Casdorff geleitet, geht das in konservativen und rechtsextremen Kreisen oft kritisierte Magazin des WDR ab sofort als Solo-Sendung über in den Äther, allein hergestellt vom Multitalent Restle selbst. 

Lohnendes Wagnis

Ein unglaubliches Wagnis, denn zwar wurde die Sendezeit von "Monitor" im Gleichklang mit den schrumpfenden Einschaltquoten und den immer wieder wechselnden Sendeplätzen in der vergangenen Jahren immer weiter zusammengestrichen. Doch letztlich handelt es sich bei dem politischen Magazin doch um einen Bestandteil der sogenannten Grundversorgung, die dem Gemeinsinnfunk in der DNA steckt, weil sie sein Lebensrecht garantiert. was aber ist wichtiger? Überleben? Oder Überleben?

Georg Restles konsequente Umsetzung der Zero-Strategie im eigenen Haus bedeutete nichts weniger, als dass keine Technik-Crew zur Verfügung stand, kein Kameramann, keine Redaktion und keine fertigen Filme, die von Reportern in der Regel draußen im Land bei gequälten Arbeitnehmern, betrügerischen Unternehmern und verräterischen Politikern angefertigt werden. Für "Monitor" aber ist diese Situation aber vergleichsweise leicht zu bewältigen. Auch im normalen Betrieb sind Reporter der Sendung nicht unterwegs, um in der Realität zu recherchieren, sondern um sich von handverlesenen Adressen bestätigen zu lassen, dass ihre Arbeitsthese umfassend richtig sein könnte.

Unter dem eingängigen Motto "The aim is zero infections! For a European shutdown in solidarity" sendete Georg Restle nun allein aus dem Keller, ein Modell, das ausgerechnet der für seine Kontakte in die Rüstungsindustrie, seine Beteiligung an zahllosen Kriegen, Geheimdienstaktionen und gezielten Strafrechtsverschärfungen für people of color bekannte Joe Biden erfunden hat.

Einer für alles

Als Kameramann und Toningenieur, Kommentäter, sein eigener Interviewpartner und  Schnittmeister machte der langjährige Profi aus Köln allerdings gleich bei seiner Premiere einen bessere Figur als das US-Vorbild. Anfangs wackelte das Bild, zeitweilig fiel es auch mal aus, doch dann stabilisierte sich die Verbindung und  "Monitor" konnte wieder "unbequem sein, irritieren, provozieren, Hintergrund liefern, Diskussionen anstoßen, Themen setzen". Dass Restle auch den Strom für seine Sendung auf dem eigenen Dach gezogen hatte, wurde nicht breitgetreten, entspricht aber der Art und Weise, wie der 56-Jährige solche Dinge angeht.

Ganz oder gar nicht. Ein verwegenes Unternehmen, das aber eindrucksvoll zeigt, wie ernst Georg Restle seine eigenen Aufrufe zur Schließung aller Wirtschaftsbereiche überall in Europa bis zur Erreichung "niedriger Fallzahlen" (Initiative Zero Covid) nimmt. Zwar war im Aufruf, den den er als einer der ersten Unterzeichner unterschrieb, nur die Rede davon "gesellschaftlich nicht dringend erforderliche Bereiche der Wirtschaft" wie "Fabriken, Büros, Betriebe, Baustellen, Schulen" zu schließen und "die Arbeitspflicht auszusetzen". Doch damit die Menschen überall in der EU-Staatenfamilie mitmachen, braucht es viele gute Beispiele - und kein störrisches Weitersenden im Weiterso-Modus, wie es bisher von den Gemeinsinnsendern praktiziert wird.


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