Mittwoch, 4. Juni 2025

Annalena Baerbock und die Uno: Die neue Martin Schulz

Baerbock Uno Kümram Chefin Gemälde
Erster Tag im neuen Amt, erste große Schlagzeilen. Doch wird Annalena Baerbock auch in ein paar Wochen noch als wichtige Politikerin an der Spitze der Uno gefeiert werden? Abb: Kümram, Handskizze, koloriert

Es war der November 2017, als sie plötzlich auftauchte. Annalena Baerbock, kein Name, den niemand nicht vergisst. Und doch einer, der blieb: 37 war die junge Grüne gerade, als ihre Partei sich um sie zu scharen begann. Die Trittin und Künast, Roth und Özdemir, sie waren längst zu alt und zu hüftsteif geworden. Die Katrin Göring-Eckardt und Dr. Anton Hofreiter, Nina Stahr und Werner Graf, sie hatten kein Charisma, füllten keine Säle mit ihrer Aura.  

Die Strahlende 

Auf einmal aber war da sie, die Strahlende, die einfachste Sachverhalte in komplizierter Sprache zu erklären wusste. Charme und Klugheit, Machtbewusstsein und taktisches Geschick vereint in einer Frau, der es zudem an Selbst- und Sendungsbewusstsein nicht fehlte. Gemeinsam mit ihrem ähnlich begabten Kollegen Robert Habeck legte Annalena Baerbock in nur vier Jahren einen Sturmlauf an die Spitze einer Partei hin, die genau wusste, was sie wollte, aber nicht, wie sie es bekommen könnte. 

Die zwei jungen Politiker mischten das Land auf. Sie waren das Gesicht der Sehnsucht nach Klimagerechtigkeit, der Angst vor den Kipppunkten und des Willens, alles schnell hinter sich zu lassen, was den Energieausstieg und die große Transformation hemmt und behindert. Nicht einmal als es zwischen ihnen um die Kanzlerkandidatur ging, drang Krach nach draußen. Die alten Rollenbilder funktionierten. Habeck ließ der Dame den Vortritt. 

Die Welt verändern 

Deren Kandidatur verlief dann nicht optimal, doch sie machte das Beste daraus. Deutsche Außenministerin. Ein Job, mit dem viele ihrer Vorgänger die Welt verändert hatten. Baerbock entdeckte sie für sich neu. Sie besuchte fremde Völker, stellte große Momente der Geschichte nach, mahnte Freude und verwarnte Feinde. Und nie vergaß sie das eigentliche Projekt: Die grüne Wende, die grüne Physik, das grüne Herz und grüne Solidarität.

Dass es dann doch nicht reichte zu einer Fortsetzung der erfolgreichen Koalition mit SPD und FDP, lag an ihr zuletzt. Baerbock hatte schon nach zweieinhalb Jahren den berühmten Genscher-Punkt erreicht:  Unabhängig davon, wer wen gerade über den Tanzboden der Innenpolitik führte und welche Musik dazu gespielt wurde, schwebte die Außenministerin in höheren Sphären. Ihr Feld war die Welt, ihr Thema der Frieden, ihr Plädoyer galt Schwerenwaffen und schnelleren Abschiebungen. Die Wählerinnen und Wähler liebten sie. Ihr kleiner Fehltritt als Buchautorin, der sich just in diesen Tagen jährt, er war vergeben und vergessen.

Der Vizekanzler schmollt 

Dass Annalena Baerbock noch längst nicht fertig ist, hat in dem Augenblick gezeigt, als es um alles ging. Die Partei hatte unter ihrem Nachfolger als Kanzlerkandidatin kräftig an Stimmen verloren und damit die Chance auf eine weitere Regierungsbeteiligung. Sie selbst musste sich wie Robert Habeck gegen Angriffen wehren, viel falsch und anderes nicht richtig gemacht zu haben. Doch während der Vizekanzler schmollte, lange in der Erwartung, die geschlagene Partei werde in der Stunde der Not nach ihm rufen, um sich wieder aufbauen zu lassen, spürte Baerbock von Anfang an, dass es Zeit war zu gehen. 

Statt wie Habeck zu hoffen, ergriff sie die einzige Chance, die sie hatte: Kurzerhand bootete sie eine Karrierediplomatin aus und ernannte sich selbst zum Kandidaten für den vakanten Posten der Präsidentin der UN-Generalversammlung, der nach Verabredungen der Weltgemeinschaft in diesem Jahr Deutschland zufällt. 

Keiner kennt die Namen 

Nun ist es so, dass dieser Frühstücksdirektorenposten in den zurückliegenden acht Jahrzehnten keinerlei mediale Bedeutung hatte. Dennis Francis, Baerbocks Vorgänger, schaffte es nicht ein einziges Mal in den "Spiegel", auch dessen Vorgänger Csaba Kőrösi wurde ignoriert und geschnitten wie zuvor schon Tijjani Muhammad Bande, Volkan Bozkır und Abdulla Shahid. Alle diese Männer präsidierten für ein Jahr. Keiner von ihnen schaffte das Kunststück, das dem späteren SPD-Chef Martin Schulz als Präsidenten des Europäischen Parlaments glückte: Eine Position ohne jede Bedeutung in eine zu verwandeln, deren Inhaber mit Ehrfurcht betrachtet wird, weil er den Eindruck zu erwecken versteht, dass er am ganz großen Rad dreht. 

Schulz' Nachnachfolgerin Roberta Metsola kann das nicht. Und wie ihr unglücklicher David Sassoli schadet sie damit dem Amt: In der "Tagesschau" kam die maltesische Christdemokratin im zurückliegenden Jahr einmal vor. Am Tag ihrer Wahl.

Abschiedsgesang auf eine Ära 

Wird es Annalena genauso gehen? Sind die Hymnen, die ihr zur erfolgreichen Wahl  durch die UN-Generalversammlung gesungen wurden, schon der Abschiedsgesang auf eine Frau, aus der wider jede Wahrscheinlichkeit Großes geworden ist? Als Präsidentin der "UN-Vollversammlung", wie die "Zeit" die UN-Generalversammlung nennt, braucht die 44-Jährige viel diplomatisches Geschick und eine sehr gute Pressearbeit, um außerhalb des Sitzungssaales gehört zu werden. Auch ihr Englisch, selbstbewusst und sehr selbstverständlich gesprochen, aber aus sich selbst heraus oft nicht verständlich, wird kaum ein Jahr lang tragen, um Baerbock die ersehnte Aufmerksamkeit zu bescheren.

Etwas muss kommen und etwas plant Baerbock schon. Sie werde "das Amt nicht nur zeremoniell als Sitzungspräsidentin" ausfüllen, hat sie angekündigt. Zudem wolle sie "die aktuelle Krise der Vereinten Nationen als Chance begreifen" und "Doppelstrukturen" abbauen, um "die Effizienz und die Transparenz der UN zu verbessern". Dies sei "harte Arbeit, aber Arbeit, die wir tun müssen", hat sie eine Welt wissen lassen, die nun gespannt wartet. 

There and anywhere 

Der erste Tag im neuen Amt brachte zumindest in Deutschland wie erwartet erste große Schlagzeilen. Doch wird Annalena Baerbock auch in ein paar Wochen noch als wichtige Politikerin an der Spitze der Uno gefeiert werden? Frank Sinatry hat Annalena Baerbock den besten Rat gegeben: "If I can make it here, I′ll can make it anywhere. Wenn ich es hier schaffe, schaffe ich es auch daheim.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im Unterschied zu Danisch schätze ich, dass die da bloß mit Ach und Krach angemessen entsorgt wurde.
Dass die mit ihren geistigen Ressourcen und ihrer Englischverweigerung nach dem Jahr noch eine Rolle spielen wird, sehe ich nicht.

Anonym hat gesagt…

OT Nachruf auf Verdacht
https://overton-magazin.de/kommentar/kultur-kommentar/was-ist-los-mit-felix-von-leitner/

Manche meinen, es gäbe noch Lebenszeichen. Ich hoffe ja, sein Abschied vom Blog wurde nicht von bösen Kommentaren in diesem Bürgerblog ausgelöst.
Andererseits hat es Stil, ohne Drama zu verschwinden.

Die Anmerkung hat gesagt…

Die bisher zuverlässigste Quelle bezüglich Fefe habe ich vorhin als Bonustrack publiziert.

https://die-anmerkung.blogspot.com/2025/06/finde-die-fehler.html

Trumpeltier hat gesagt…

Unser hier inzwischen per Wählerwillen außer Dienst gestelltes Trampolinchen wird den UN-Bonzen fortan vorturnend ihre berühmte 360°-Kehrtwende beibringen und saubere Elektroenergie aus von ihr erfundenen Koboldbatterien erklären, damit es global zügig voran geht.

Und zur Not kann man weiterhin jeden Faulenzer, Psychopathen und Kriminellen nach Detschland schicken, weil man die hier an der grenzenlosen Willkommens-Grenze nicht so ohne Weiteres zurückweisen darf.

Ein paar mehr MIllionen Spezial-Fachkräfte werden uns außerdem wirtschaftlich sicher an die Weltspitze katapultieren. Beim leistungslosen kassieren.

Ein Volk schafft sich ab.
Durch kollektiveTurboverblödung.
Die ersten Nacheigner sind bereits da und besetzen immer mehr Land.
Das nennen die schrumpfenden Ureinwohner idiotischerweise Teilhabe.

Anonym hat gesagt…

OT
--- Erste Rede, voller Treffer: AfD-Nachwuchstalent macht grüne Klimahysteriker nass --- (Dschuwotsch)

Die Rede ist fürtrefflich, leider wird sie - ziemlich sicher - ohne Wirkung bleiben. Weil niemand gegen diese komprimierte Dummheit ankann.

Anonym hat gesagt…

Gudd Griev -SO sieht der aus? Und ein blaublütiger Suppengraf von und zu Rotz an der Backe auch noch.
Igitt. Ich hatte ihn mir als ausgemergelten Hippie mit fettigen langen Loden vorgestellt.
Die Affinität dieser Degeneraten zum Bolschewismus ist übrigens erstaunlich. Jenny von Westphalen, Ludwig Renn, Manfred von Brauchitsch ...

Anonym hat gesagt…

...ein blaublütiger Suppengraf von und zu Rotz an der Backe ...

So wie die Mischpoche derer von Drecksäcker. Oder Claus Schenk Graf von Hinterfotzingen ...