Freitag, 11. März 2011

Gaddafi in der Champions League

Jetzt muss auch die Uefa handeln - und der FC Bayern München steht auch unter Druck: Nachdem Deutschland Konten der libyschen Notenbank und des libyschen Staatsfonds bei deutschen Kreditinstituten gesperrt hat, werden die Stimmen immer lauter, die vom europäischen Fußballverband einen sofortigen Ausschluß der italienischen Großbank Unicredit aus der laufenden Champions League fordern.

Das während der Finanzkrise ins Wackeln geratene Institut war vor zwei Jahren vom libyschen Staatsfonds gerettet worden. Seitdem sitzt mit Farhat Omar Bengdara ein Vertreter des jüngst als Diktator entlarvten libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi im Vorstand. Bengdara war schon als junger Mann Mitglied von Gaddafis Revolutions-Komitee und später auch mal damit beschäftigt, Aufstände von Dissidenten niederzuschlagen. Heute leitet er die Zentralbank des Despoten-Regimes - und die sieben Prozent Anteil, die Gaddafi an der Unicredit-Bank hält.

An seiner Seite führt Dieter Rampl als Unicredit-Vorstandschef die Geschäfte - und auch die Aufsicht über den deutschen Rekordmeister FC Bayern München. Der Deutsche war zur Unicredit gekommen, als diese die bereits vor der größten Finanzkrise aller Zeiten ins Wanken geratene deutsche Großbank Hypovereinsbank übernommen hatte. Über den FC Bayern spiele Gaddafi jetzt in der Champions League mit, die er auch noch selbst sponsore. Schachtjor Donezk habe vorgemacht, hieß es in Berlin, wie mit denen umgegangen werden müsse, "die dem Menschenschlächter weiter die Treue halten". Der frühere Sowjetverein hatte den AS Rom, der zum Teil ebenfalls Gaddafi gehört, entschlossen aus dem Wettbewerb eleminiert.


Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, zuletzt im Wahlkampf erfolgreich mit der Anberaumung des ersten "Benzingipfels" seit 1934, hält mit seiner Empfehlung nicht hinterm Baum: "Die Bundesregierung setzt so ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass sie fest an der Seite derjenigen ist, die Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Libyen fordern."

Während zahlreiche deutsche Fachjournalisten ungeduldig ein sofortiges direkten Eingreifen der ohnehin vor der Auflösung stehenden Bundeswehr fordern, die Gaddafi mit der bewährten "Shock & Awe"-Strategie und nachfolgendem Aufbau von befestigten Lagern aus dem Amt jagen solle, hält sich Oberbefehlshaberin Angela Merkel noch bedeckt. Schnelle, präzise Manöver und offene Feldschlachten seien unter der Leitung des neuen Verteidigungsministers noch nicht geübt worden. Das brauche Zeit, verlautete aus Berlin.

Brüderles Parteikollege Guido Westerwelle prangerte derweil im "Morgenmagazin" wieder "spätrömische Dekadenz" an. Sie zeige sich diesmal darin zeige, dass Fußballverbände und Fußballvereine mit Unternehmen paktierten, die von Diktatoren unterwandert seien. Unausgesprochen schwinge dabei, so Beobachter, die Forderung an Uefa und FC Bayern mit, sich ebenso entschieden von mittelbar mit dem libyschen System verstrickten Personen und Institutionen zu trennen wie er das verbal von Gaddafi getan hatte. Der libysche Diktator hatte den Liberalen im November vergangenen Jahres mit einer Forderung nach mehreren Milliarden EU-Fördermitteln verärgert. Dabei hatte die Europäische Union Libyen erst kurz 50 Millionen Euro zugesagt, um Flüchtlinge zu bekämpfen und die "Schlinge um den libyschen Staatschef" (Stern) immer enger zusammenzuziehen und "weiteres Blutvergießen in dem nordafrikanischen Land" (dpa) zu untersagen.

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