Sonntag, 19. Februar 2012

Ehrensold in Undankbarkeit


Die Jahreszeiten wiederholen sich. Der ADAC-Tunneltest wiederholt sich. Die "Blume des Jahres" kehrt in neuer Gestalt ebenso wieder wie der "Käfer des Jahres", die "mächtigste Frau der Welt" und der erolgreichste Bambi-Film bei der Berlinale, der völlig überraschend zwölf Grammys gewonnen hat, was ihn zum Favoriten für die Europameisterschaft im Sommer macht. Geschichte wiederholt sich. Akkorde wiederholen sich. E-Moll, A-Moll und D mit einer Lücke mittendrin, aus der die Menschen winken, die uns fehlen werden.

Christian Wulff zum Beispiel, der erste aller Bundespräsidenten, die das Staatstheater nicht als leere Worthülse aus der Bundesworthülsenfabrik, sondern als bundesweites Unterhaltungsangebotfür alle Bürger begriff. Als Unterhaltungskünstler war Wulff allen seinen Vorgängern weit überlegen. Wo die allenfalls aller paar Jahre mal eine Ruck-Rede hielten und im Alltag kaum im Amt wahrnehmbar waren, setzte sich Christian Wulff als Dauerbrenner fest in den Herzen und Hirnen der Deutschen. Wulff amüsierte, Wulff integrierte, ja, Wulff parodierte in seinen letzten, seinen besten Tagen sogar das ganze steife, längst apolitische gewordene Politkabarett, das die Berliner Bühne füllt wie öliger Schleim eine Wanne, in der Fische ausgenommen werden.

Seit Wulff seine Demission erklärt hat, ist das vorher so kalte Deutschland kuschelig warm geworden. Soziale Kälte? Erderwärmung! 25 Grad plus in einer Woche. Das Land ein Platz to be, an dem sich leben lässt.

Sein Ehrensold aber wird in Undankbarkeit ausgezahlt. Spät erst, viel später, wenn der magere Knochen der Nachfolgediskussion abgenagt ist, wird das Volk begreifen, was ihm mit dem Abgang des schillernden schnäppchenjägers aus Großburgwedel verloren gegangen ist. Die Soldaten schleichen heimwärts, das Land liegt still, wir trinken den letzten Wein auf die Vergänglichkeit. Das alles, weiß der Dichter, der als Justin Sullivan singend durch die Welt zieht, ist nur der Anfang.

Der Anfang vom Ende.


Across the land the air is still
The leaves are falling golden one by one
Like the paper money falls
Or the soldiers stealing homeward
There is only beginning
And there is beginning of the end
All the peoples are moving
Like the waters of a great flood

And everything is beautiful
Because everything is dying

So we went down to the beach
And built a fire to remember
We took the last bottle of wine
And drank a toast to mortality
And we scrawled across the cold wet sand
With our bare feet ‘We Told You So'
And watched the waves steal it away
I caught you smile and I heard you say

Everything is beautiful
Because everything is dying

So who wants to live forever
When these moments will only come the once?
Staring into the embers of the fire...

And everything is beautiful
Only because everything is dying

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie ppq :-)
Ich zitiere mich selbst:Glaubt wirklich irgendjemand, das Wulff vor der Regelung offener Vermögensfragen zurückgetreten wäre?
Der hat seinen Ehrensold in der Tasche, so wahr ihm Gott helfe!

Anonym hat gesagt…

Oberbürgermeisterin Petra Roth ist jetzt Favorit.
Als Frau für alle wählbar.
Und garantiert mit Persil gewaschen.