Samstag, 28. Februar 2015

HFC: Ein Stich ins Herz

Tolle Geste: Der HFC hilft Hansa auf.
Eine Frau von den Edelfans hat nach dem Abpfiff sogar noch Tränen übrig. Tränen, die nach der unendlichen Leidensserie der halleschen Fußballer im eigenen Stadion längst vergossen sein müssten. Aber jedes Mal wenn ein Heimspiel ansteht, ist die Hoffnung wieder da, manchmal, wenn auch sehr selten, erfüllt sie sich sogar.

Hansa Rostock, der alte Rivale aus DDR-Zeiten, bietet eigentlich eine gute Gelegenheit, den vierten Heimsieg im 14. Anlauf zu holen. Letzte Saison reichte es hier einem echten Fußballkrimi zu einem 4:3, erarbeitet in der Nachspielzeit durch einen fulminanten Fernschuss von Toni Lindenhahn. Der sitzt heute auf der Tribüne, auch der zweite echte Hallenser Sascha Pfeffer ist verletzt, aber dafür sitzt Björn Ziegenbein nach langer Verletzungspause wieder auf der Bank. Ziegenbein hatte seine besten Tage in Rostock, Rupprecht, Abwehrchef auf der Gegenseite, seine erfolgreichste Zeit in Halle. Man kennt sich auf dem Platz, man hasst sich in den Fankurven: 1.500 Polizeikräfte sind aufgeboten, die Lager voneinander wegzuhalten.

Auf dem Rasen versucht Hansa es ähnlich. Aggressives Forechecking soll die Rot-weißen vom blauen Tor fernhalten, Hansa, im Hinspiel 0:1 unterlegen, setzt auf Konter über Ziemer, der in Halle eigentlich immer trifft, wenn er zu Gast ist. In der 16. Minute, nach einer Phase der gegenseitigen Respektsbekundungen, ist der abstiegserfahrene Stürmer zum ersten Mal da. Aber Pierre Kleinheider auch.

Der Rest der ersten Halbzeit sieht Halle meist in Ballbesitz und Rostock beim emsigen Zerstören. Halle spielt offensiver, mit mehr Ballbesitz, aber ohne große Torchancen. Hansa hat gar keine. Beide Fankurven singen, als hätten sie noch Hoffnung auf ein wirklich spektakulären Spiel. Und Andy Gogia schießt sich allmählich ein: den ersten Freistoß setzt er noch einem Gegenspieler ans Knie. Den zweiten jagt er am Tor vorbei. Aber den dritten, getreten aus zentraler Position vor dem Tor, zirkelt er dann formschlüssig in den rechten Winkel.

Genau wie vor einem Jahr. Es ist die 39. Minute, damals war Rostock in genau dieser Minute in Führung gegangen, hatte aber Ende verloren. Hier sieht es nach der Pause ganz nach einer Wiederholung ohne Herzinfarkt-Gefahr aus. Es spielt nur noch der HFC, Hansa foult und fightet, bleibt aber ohne jede Wirkung nach vorn. Die Rot-weißen könnten den Sack jetzt mit einem zweiten Tor zuschnüren. Brügmann, einmal mehr der beste HFC-Spieler, versucht es auch, ebenso Bertram, Aydemir und Gogia, sogar Timo Furuholm schießt einmal aufs Tor.

Aber auch danach steht es immer noch nur 1:0. Die Frage danach, ob die Gastgeber weiter drücken oder eher auf Zeit spielen wollen, um die knappe Führung ins Ziel zu bringen, beantworten Gogia und Torwart Kleinheider fast synchron. Gogia nimmt einen Balljungen, der das Leder emsig aus dem Aus wieder ins Spiel gebracht hatte, aufmerksam zur Seite und erklärt ihm Fußballtaktik: Wenn wir führen, mach langsam. Kleinheider hingegen lässt den Ball jetzt bei jedem Abstoß ausgiebig zur Ruhe kommen. Soll er mal abkühlen, es reicht ja so.

Nein, tut es nicht. Denn nach einem eigenen Einwurf auf der rechten Außenbahn entwickelt sich eine Fehlerkette, die den gefürchteten Heimspiel-HFC in all seiner Pracht zeigt. Erst geht der Ball zur Mitte, dann auf die andere Seite nach außen, dann zurück; immer kommt das Abspiel im letzten Moment, weil Hansa früh zu stören versucht. Kleinheider erwischt den vom eigenen Mann Richtung Toraus trudelnden Ball nicht mehr, es gibt Ecke, die zweite wohl erst für die Rostocker.

Wo ungestört fünf Fehler hintereinander folgen können, passt auch noch ein sechster hin: Der Eckball von der rechten Seite trifft den rechten Pfosten, springt halbhoch zurück und Ziemer drückt ihn humorlos aus Nahdistanz zum Ausgleich ins Netz.

Nun hängen sie wieder, die Schultern unter den rot-weißen Dressen. Man kann die Rucksäcke voller Wackersteine förmlich sehen, die Aydemir, Kruse, Baude und Gogia nun über den Platz tragen. Angst in der Luft, nichts geht mehr, jeder fürchtet, den nächsten Fehler zu machen.

Viel zu langsam tickt jetzt die Uhr herunter. Obwohl Hansa immer noch keine Bäume ausreißt, ist das Spiel ein ganz anderes geworden. Halles Versuche, noch einmal die Initiative zu gewinnen, scheitern, meist knapp, oft sogar nur wegen des strafwürdig harten Einsatzes der Hansa-Spieler. Die kommen ihrerseits auch nur zweimal gefährlich in die Nähe des Kleinheider-Tores und richten dort auch bloß nichts aus.

Aber der HFC - nun mit Ziegenbein für Aydemir - vergibt eben gern Punkte in den letzten Minuten. Auch gegen Hansa. Die offizielle Spielzeit ist gerade abgelaufen, da bekommen die Rostocker einen Freistoß genau an der Stelle zugesprochen, von der aus der unterdessen völlig abgetauchte Gogia das 1:0 gemacht hat. Bickel schießt nicht direkt, sondern lupft den Ball in Richtung Fünfmeterraum. Hier steht der lange Oliver Hüsing und köpft ihn ohne Hinschauen ins lange Toreck.

Ein Stich ins Herz. 1:2, die Hansa-Fans feiern, der hallesche Anhang ist verstummt. Zum elften Mal in dieser Saison reicht es für den HFC nicht zu einem Heimsieg, insgesamt schlagen nun schon neun Heimniederlagen in dieser Saison zu Buche. Noch eine mehr, dann hat die Köhler-Elf in dieser Saison so oft daheim verloren wie in seinen beiden ersten Spielzeiten in der 3. Liga zusammengenommen.

Hansa - HFC im Archiv

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://www.youtube.com/watch?v=GOjnLjsdLn0

Carl Gustaf hat gesagt…

eindeutiger Fall von Fischvergiftung ...