Sonntag, 12. Februar 2017

Staatstheater um den neuen Bundesmahner

Ein Nazi, ein linker Renegat, ein Clown, ein Populist und Engelbert Sonneborn, der Vater eines Parteigründers - das sind die drei Männer, die sich um die Nachfolge des seit 2012 amtierenden Bundesmahners Joachim Gauck bewerben. Keine Frau, kein Genderwesen, kein Migrant, kein Behinderter. Ein Zeichen dafür, dass die Republik zurückgefallen ist in Zeiten, in denen entlang politischer Lager gewählt wurde, aus einem immergleichen Fundus von Parteisoldaten, die sich späte Ehren durch treue Dienst verdienten. 


Kam Köhler noch von außerhalb des Berliner Postenkarussells, war Wulff noch ein christdemokratischer Sozialdemokrat und Gauck der Favorit einer antiautoritären Bewegung auf der von Sehnsucht getriebenen Suche nach Vaterfiguren, so ist Walter Steinmeier das Zeichen einer Zeit, die vor allem alt, weiß und westdeutsch ist.

Deutschland im Zeichen von Grabenkriegen entlang uralter Lagerversteinerungen. Es geht nicht um die Besetzung des höchsten Amtes im Staate mit einem Mann, der aus Dankbarkeit für das Vertrauen möglichst willfährig tut, was man ihm sagt. Sondern um die Vorbereitung der Schlacht um die Macht, die seit der Ernennung von Martin Schulz zum Wahlverlierer von einem Trommelfeuer an unfassbar absurden Umfragemärchen befeuert wird.

Wein in Wasser verwandeln


Schulz kann nicht nur Wein in Wasser verwandeln, nein, er kann hernach auch auf diesem Wasser gehen. Steinmeier dagegen hält nur den Steigbügel, den ihm seinerseits die wie immer zur Absegnung der Parteiführerbeschlüsse herangekarrte Funktionäre und sich geehrt fühlende Prominente halten.

Staatstheater, das wegen der hohen Bedeutung und des großen öffentlichen Interesses beim Spartensender Phoenix läuft, während die ARD "Zwerg Nase" präsentiert und das ZDF Menschen zeigt, die auf Skiern um die Wette fahren.

Kaum je war Heuchelei besser mit Händen zu greifen als in einem Moment, indem das mediale "Establishment" (Spiegel) dem politischen Establishment per "Spiegel" zuruft "Wie gut, dass es uns gibt"! Und wie mächtig wir doch sind! Trotz Trump gelingt es, einen altgedienten Politbürokraten wie Schulz als frische Kraft im Ränkespiel auszugeben! Trotz all der Populisten drumherum haben wir geschafft, eine hocherrschaftliche Ernennung von Merkels und Gabriels Gnaden als Wahl auszugeben! Während wir uns darauf geeinigt haben, knappe Ausgänge bei Wahlen anderswo als irgendwie undemokratisch anzusehen.

Ein Aufstand der alten Bunderepublik


Die Inthronisierung Steinmeiers als neuem Bundesmahner ist so nichts anderes als ein Aufstand der alten Bundesrepublik, des Milieus der Bonner Kulissenschieber, das sich nach Berlin hinübergerettet hat. Kalt, machtbewusst  und ohne innere Überzeugungen stand Walter Steinmeier schon für die Agende 2010 seines früheren Chefs Gerhard Schröder und später als gescheiterter Wahlkämpfer des SPD auch dagegen. Der "Einheitskandida" (n-tv) der alten BRD kungelte mit den US-Geheimdiensten und empörte sich über deren Spionagepraxis. Er versprach, "anzupacken" und packte dann selbst, um als Außenminister so beliebt zu werden, dass der Bundespräsidentenstuhl ihm fast schon automatisch zufiel. Er war dienstbar, wenn er musste. Und unsichtbar, wenn er konnte.

Niemand weiß, was Steinmeier wikrlich denkt, woran er glaubt und was ihn antreibt. Steinmeier wolle ein Anti-Polarisierer sein, verrät die FAZ. Er, der 30 Jahre lang Fäden gezogen hat, Spitzelverträge mit der NSA unterschrieb, das Parlament belog und nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes sogar die Verfassung brach, wird nun höchstes Verfassungsorgan. "Eine große Koalition der westlichen Werte wird ihm die Mehrheit verleihen", prognostiziert die FAZ im Wissen darum, dass in einer gelenkten Demokratie kaum etwas schiefgehen kann.

Steinmeier selbst steht anschließend dafür, dass es auch weiter keine Überraschungen gibt: Ein Mann ohne Überzeugungen in einem Amt ohne Bedeutung.

4 Kommentare:

Sauer hat gesagt…


Stimmenauswahl

Da haben wir es ja schwarz auf weiß: Die Stimmen werden ausgewählt. Es zählen nur die Wahlzettel, auf denen der vorher als Sieger festgelegte Kandidat angekreuzt ist. So wird jede Überraschung, die bei den versammelten Wahldackeln sowieso ausgeschlossen scheint, verhindert. Aber nur scheint, denn ganz sicher sind sich die Dompteure der Dackelmeute doch nicht. Sie trauen den herbeigerufenen Marionetten, den sog. Prominenten nicht ganz. Haben sie auch richtig verstanden, wen sie wählen sollen? So ganz dicht sind viele von denen nicht, sonst würden sie sich nicht als Hampelwähler engagieren lassen. Können sie sich die Instruktionen für die Wahl auch merken? Da ist es sinnvoll, die Stimmen noch einmal nach richtig und falsch zu sortieren, sicher ist sicher.

ppq hat gesagt…

das war vom letzten mal

jetzt nennen wir es Bundesversammlung begeht einen Feiertag der Demokratie

und das ist ernstgemeint

Anonym hat gesagt…

Wieso kein Behinderter?

Die Anmerkung hat gesagt…

Weil dann wirklich einer der Ihren die Deutschen repräsentieren täte?