Sonntag, 3. März 2024

Napoleon: Der Gefährder aus der Geschichte

Warnhinweis vor dem Waffengang: Napoleon ist auch 200 Jahre nach seinem Tod ein akuter Gefährder.

Er ritt vor mehr als 200 Jahren Richtung Moskau, um die Russen vom Joch der zaristischen Fremdherrschaft zu befreien, hatte wenig Erfolg und wurde wenige Jahre später schon Opfer einer in Remigrationsentscheidung, die in einem Londoner Hinterzimmer getroffen wurde. Napoleon Bonaparte auf das kleine Eiland St. Helena mitten im Südatlantik zu verbannen. 

Einsam auf St. Helena

Der eben noch mächtigste Herrscher der Welt wurde vom Kriegsschiff "Northumberland" ausgeschifft. Begleiten durften ihn nur zwei Dutzend Getreue. Einspruch gegen das Urteil war nicht zugelassen. Der abgedankte Kaiser der Franzosen war ein Gefangener, 10.000 Kilometer von zu Haus. Dennoch befürchteten seine Kerkerwärter, dass der 47-Jährige jederzeit zurückkehren könnte, um die westliche Wertegemeinschaft erneut seinem Willen zu unterwerfen. Zwei Militärlager bauten die Briten neu auf St. Helena. 1.500 Soldaten bewachten den Korsen in seinem Freiluft-Gefängnis Longwood House. Zudem ergingen strikte Vorschriften, die jede Art von Fischfang rund um die einsamen Inseln einschränkten, um die Gefahr einer Flucht von Napoleon von St. Helena zu minimieren.

Napoleon hat es nicht mehr versucht. Der ehrgeizige Feldherr freundete sich mit der 13-jährigen Tochter der Nachbarfamilie Balcombe an. Er trank viel Wein. Wurde schwermütig und reizbar und schließlich krank und kränker. Am 5. Mai 1821 starb er, offiziell an Magenkrebs. Inoffiziell verstummten Gerüchte nie, denen zufolge er langsam und zielgerichtet mit Arsen vergiftet worden war, weil die Bourbonen daheim in Frankreich selbst den geschlagenen und aller Machtinstrumente beraubten Ex-Kaiser weiterhin als Bedrohung ihrer Regentschaft betrachteten. 

Wachen für den Sarg

Begraben wurde Napoleon sicherheitshalber auf St. Helena. Die Grabstätte wurde weiterhin scharf bewacht, auf dass niemand den Sarg mit dem Toten raube und ihn oben in Europa als Stachel nutze, um das Volk aufzuwiegeln. Erst 20 Jahre nach seinem Tod holten die Franzosen in nach Hause. Dort liegt er seitdem in einer eigens für ihn angefertigten Krypta im Invalidendom. Nun wieder ein Stück Stolz der Nation, auf das sich die Franzosen mehrheitlich einigen können.

Seine Gefährlichkeit aber hat der Diktator dennoch nicht eingebüßt. Immer, wenn es Präsident Emmanuel Macron an der Heimatfront an vorzeigbaren Erfolgen fehlt, schlüpft der smarte Führer der Franzosen in die Generalsjacke seines Vorgängers.  Der stets sehenswerte Politiker neuen Typs, ideologisch nicht festgelegt und moralisch kaum zu verorten, ist keinem Waffengang abgeneigt, Außenpolitik ist ihm routinemäßig Mittel der Innenpolitik. Macrons Paris ist mindestens so groß wie Washington, London und Moskau.

Macrons Aufmarsch

Dass Macron im Kampf gegen Putin, an dem sich Frankreich bisher vor allem verbal beteiligt hat, auch Bodentruppen einsetzen würde, ist keine Überraschung. Im Gegensatz zu Deutschland, das seine Kolonien aufgegeben hat und sich für ihre Existenz immer wieder entschuldigt, hat Frankreich einen Teil in "Überseegebiete" umbenannt und einen anderen als "Einflusssphären" definiert, für die derzeit bereits fünfte französische Republik eine tiefe Verantwortung fühlt. So oft die großherzig entsendeten französische Truppen auch auf die Nase geschlagen bekommen, so oft sich der Mann im Élysée-Palast vertierten Putschisten, antifranzösischen Ressentiments und undankbaren Ziehkindern im France Afrique beugen muss: Von der Haltung her bleibt Macron Napoleon, nicht Marie Edme Patrice Maurice.

Beim sozialen Netzwerk Facebook ist dieses napoleonische Gefährdungspotenzial dem Algorithmus eingespeist. Macrons Pläne zu einem Marsch auf Moskau mögen wahr sein, seine Absichten, den "Krieg nach Russland zu tragen", wie der deutsche Schlachtenplaner Roderich Kiesewetter es nennt, "gar keine dumme Idee" (Carlo Masala).

Napoleon unter Verbreitungsverdacht

Doch ihre Verbreitung, um das Volk allmählich wieder "kriegstüchtig" (Boris Pistorius) und kampflustig zu machen, steht unter Genehmigungsvorbehalt. "Unsere Technologie hat gezeigt, dass dieser Beitrag anderen ähnelt, die gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu gewalttätige oder explizite Inhalte verstoßen", warnt das US-Netzwerk. Auf Facebook sei es nicht erlaubt, "Inhalte zu teilen, die drastische Gewalt zeigen", wie es das 1851 vom Düsseldorfer Maler Adolph Northen erstellte Gemälde Napoleons Rückzug aus Russland tut.

Mögen die Sofakrieger auch nach jungen Männern und jungen Frauen rufen, die bereit sind, sich im "scharfen Waffengang" (RND) für die Wertegemeinschaft zu opfern, so kann die Mobilmachung der jungen Generation doch nicht mit abschreckenden Bildern von verlorenen Feldzügen gelingen. Schuld an der fehlenden Begeisterung für das Waffenhandwerk, so arbeitet es das zum SPD-Medienimperium gehörende Meinungsnetzwerk RND heraus, sei "das Mindset einer zutiefst zivilen Gesellschaft, in der an allen möglichen Stellen harte Interessenkonflikte entstehen und die Bereitschaft, über den Rand der eigenen Brillengläser zu gucken, dramatisch abnimmt". 

Keiner will mehr sterben, weil das traurige Schicksal von Napoleons Alter Garde an die Vergänglichkeit aller militärischen Erfolge gemahnt. Eine Misere, gegen die nur konsequenten Meinungsfreiheitsmanagment helfen kann. Napoleon, ein Gefährder aus der Geschichte, bedroht den Frieden mehr als Macron, sein jugendlicher Erbe.



6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Kannst froh sein, in Mitteldeutschland schreiben zu dürfen. In Kanada wäre lebenslängliche Einquartierung in staatlicher Verwahrungsanstalt die Folge für solche Hetze gegen die Altvorderen.

Anonym hat gesagt…

Die erste Angriffslinie in jedem Krieg sollte immer von den Kindern und Verwandten der führenden Politiker gebildet werden. Sie selbst natürlich noch davor.

Anonym hat gesagt…

Niedlich: Ein Pipifax bringt - unter Berufung auf Bolschewikiblödia(!) - ernsthaft den angeblichen Angriff auf den Sender Geilwitz aufs Tapet. Der böse Wolf hält tapfer dagegen.

Anonym hat gesagt…

Die sogenannte künstliche Intellijenz hat sich geweigert, mir ein Bild zu "Puss in boots" zu malen - es entspräche nicht den Richtlinien. Vielleicht bin ich jetzt als notgeiler Sittenlurch registriert.
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Kennt jemand "Wenn Computer töten" von (wahrscheinlich, mir war so, Irrtum vorbehalten) Isaac Asimov?
Nicht zu finden.
Da wird einer wegen des Buches "Kidnapped" von Stevenson, das er zu spät an die öffentliche Bücherei zurückgegeben hat, hingerichtet.
Die KI meint, er hätte Stevenson gekidnappt, und, da dieser ja tot ist, auch abgemurkst.

Anonym hat gesagt…

Bei "auf die Nase" hatte ich eigentlich aowas

irgendwer hat gesagt…

....bzw. "sowas" erwartet:

https://m.youtube.com/watch?v=VyCvpJxqxIo