Montag, 9. Juni 2025

Zeichen der Zeit: Am Ende des Regenbogens

Tah Kimmich Trikot schwarz weiß Preußen
Wie in den alten Zeiten der Weltmeister von 54 und 74 laufen die Spieler der DFB-Elf inzwischen wieder im preußischen Schwarz und Weiß auf. Die Zeit der demonstrativ zelebrierten Vielfalt ist vorüber.

Die Farben Preußens, sie waren verhasst. Schwarze Hose, weißes Hemd, so waren die ersten Fußballer für Deutschland aufgelaufen, klassisch im Stil des Königreichs. Schwarze Hose, weißes Hemd, so wurden die Kicker des Deutschen Fußballbundes (DFB) dreimal Weltmeister. Ehe 2014, vor dem letzten Triumph, entschieden wurde, die schwarze Hose durch eine weiße zu ersetzen.  

Kein Zufall, sondern ein Versuch, auf Ballhöhe mit der Geschichte zu bleiben. Preußen, von den Alliierten Zweiten Weltkrieg mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 46 vom 25. Februar 1947 für aufgelöst erklärt, ist zwar weitgehend aus der Wahrnehmung verschwunden. Doch ehe nicht die letzten Reste der Erinnerung ausgelöscht sind, droht jederzeit eine Rückkehr des Bösen in die Gegenwart. 

Die Auslöschung Preußens 

Der DFB ist kein Einzelfall.
Als eines ihrer Hauptvorhaben führte die frühere Kulturstaatsministerin Claudia Roth daher die Umbenennung der traditionsreiche Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Egal, welcher neue Name auch immer, ließ sie wissen, Hauptsache, Preußen komme nicht mehr darin vor. Roths Ministerkollegin Annalena Baerbock radierte Bismarck aus, unter großen Protesten Ewiggestriger. In Potsdam bekam das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte eine neue, gänzlich unverfängliche Bezeichnung: Dort steht jetzt das Brandenburg Museum für Zukunft, Gegenwart und Geschichte.

Die Empörung war immer kurz, aber es gab sie.  Ganz im Gegensatz zum traditionell männerbündischen DFB. Dessen Trennung vom preußischen Erbe, das das Trikot der Nationalmannschaft bis ins erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends geprägt hatte, fiel gänzlich unauffällig aus. Als Jogi Löw seine Männer 2014 zur Weltmeisterschaft nach Brasilien führte, war die Hose weiß. 

Ein verlorenes Jahrzehnt 

Ein Zeichen der Zeit. Im fußballerisch verlorenen Jahrzehnt danach wurden die Dresse der deutschen Nationalfußballer immer bunter. Der klassische Stil im preußischen Schwarzweiß war gänzlich verschwunden. Auf dem Höhepunkt des Trends sah sich ein ganz in Schwarz gewandetes Sondereinsatzkommando auf dem Weg zu einer Feindmission im Arabischen. Vor Ort trug die Truppe dann so sehr Regenbogen, dass sie kaum mehr zum Fußballspielen kam.

Ein Riss ging durch eine Nation, die schon früher nie eine hatte sein wollen. Wozu noch eine Nationalmannschaft, fragten die einen Experten. Weshalb ein EU-Parlament, eine EU-Regierung, eine EU-Armee, aber keine EU-Nationalmannschaft?, wollten andere wissen. Und warum überhaupt Geschlechtertrennung im Fußball, statt einer ordentlichen Vielfalt über alle Grenzen hinweg?

Sportlich läuft es nicht allzu gut beim Team von Julian Nagelsmann, das immer wieder hohe Ansprüche formuliert, ihnen bisher aber deutlich hinterherläuft.  Modisch aber ist der Deutsche Fußballbund wieder in seiner eigenen glorreichen Vergangenheit angekommen: Hose schwarz, Bluse weiß, so sieht die aktuelle Spielkleidung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aus. 

Fröhliche Farbsprengsel 

Die fröhlichen Farbsprengsel, die seit Jahrzehnten immer mehr Raum auf den Trikots eingenommen hatten - bis hin zum Dress in Pink, dem erfolgreichsten Auswärtstrikot aller Zeiten - sind vollkommen verschwunden. Selbst das Logo des Ausstatters Adidas sieht wieder aus wie vor der WM 1974. Anstelle des kantigen Drei-Streifen-Logos, das seit Jahren auf den immer bunter bepinselten Dressen prangte, um "eine Modernisierung" (Adidas) zu demonstrieren, wird wieder das alte Adidas-Dreiblatt verwendet, das Klinsmann, Matthäus und Völler trugen

Ein backlash für alle Versuche, die Ästhetik des Fußballspiels von ihren historischen Wurzeln zu trennen. Die Rückkehr Preußens als Uniform der Staatskicker ist dabei kein Zufall, sondern ein Zeichen der Zeit: Der Peak Vielfalt war mit dem Weltmeisterschaftsturnier in Katar erreicht, als neben dem DFB aus andere globale Großunternehmen versuchten, mit aller Kraft die Fahne des Zeitgeistes zu schwingen (Grafik oben). Zumindest überall dort, wo der Regenbogen im Begriff war, zum Ausweis rechter Gesinnung zu werden, stürzten die globalen Giganten ihre Logos in den Farbeimer, buhlend um Applaus für ihren Willen zu Diversität und Buntheit.

Das Kapitel aber ist jetzt schon wieder geschlossen. Firmenlogos präsentieren sich wieder schlicht, die Farbeimer sind verschwunden, die Regenbogenfahnen werden in aller Stille eingerollt. Niemand hat die Absicht, große Reden darüber zu schwingen. Aber alle scheinen fest entschlossen, die Ära der entrückten Farbspiele hinter sich zu lassen. Schlicht und ergreifend soll alles wieder sein, ganz wie früher, in den guten alten Zeiten, als es um Sport ging, nicht um sogenannte klare Zeichen, Signale und große Gesten, die über das kleine Karo hinwegtäuschen sollten, mit dem sich die Entscheidungsträger stur der letzten Konsequenz verweigerten, mit den Symbolen der neuen Zeit die der alten zu ersetzen.

Jetzt ist es zu spät. Das Ende des Regenbogens erreicht, die Zeit der demonstrativ und zum Teil als Sportersatz zelebrierten Vielfalt vorüber. Preußen ist wieder da. Bis zum nächsten Anlauf im Namen von One World und One Love werden Jahre vergehen. 


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

OT-
# ein Unterfall der Universal-Skeptiker, die einfach gar nichts mehr glauben # - bei Danisch ...

Den größten Mumpitz glauben die schon - sofern es nicht Mähnßtriem ist. Aber Hadmut hat es gerade nötig. Gibt er doch vor, oder meint tatsächlich, sich zu dem Klimadreck nicht endgültig äußern bzw. festlegen zu dürfen, weil er da kein Fachmann sei. Bedenklich, um nicht zu sagen erbärmlich.