Mittwoch, 28. Juli 2010

Ein Beat, ein Bass, ein Mob

Opfer und Geopferte, in friedlichem Gedenken vereint, während die Schuldigen in ihren Rathäusern, Präsidien und Fitnesstempeln sitzen und versuchen, sich gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, bis keine mehr übrig ist, so hätten der Meinungsmaintream die Katastrophe von Duisburg gern abgehandelt. Hier die profitgierigen Manager, wie immer, dort unfähige Politiker, wie immer, daneben bürokratische Behörden, wie immer ungeeignet, etwas zu organisieren oder Organisiertes durchzuführen. Nur zwischendrin, fast unsichtbar, die große Masse der vielen Einzelnen, die auch knapp sieben Jahrzehnte nach dem letzten Reichsparteitag noch immer einen guten Mob abgeben, wenn man sie ausreichend motiviert.

Ein Beat und ein Bass, und schon geht es los. Auf Bildern von der Loveparade ist zu sehen, wie sich an der inzwischen berühmten Todestreppe Menschen gegenseitig zusammentreten, während ein paar Meter weiter ein lächelnder Verkäufer Würstchen feilbietet. Der Tunnel weiter vorn, das ist schon auf Höhe des Wurststandes zu sehen, ist rettungslos verstopft. Aber dennoch strebt kaum eine Handvoll Menschen vom Tunnel fort, alle anderen aber auf den Mob zu, in die Menge hinein.

Die vermeintlichen Subjekte der Todesparade, bloße Verschiebemasse der Sicherheitskonzepte von veranstalter, Stadt und Polizei, tun etwas - wie Motten fliegen sie ins Licht, wie Schaulustige streben sie in das brennende Haus. Sie so Massenpanik aus? Großflächiges Chaos? Was hätten Ordner hier getan? Was die Poliztei nicht konnte, wie eine Augenzeugin dem "Westen" erzählt hat: „An einer größeren Straße kontrollierte uns die Security auf Glasflaschen. Danach ließ man uns weiter durch. Es wurden immer mehr Leute. Etwa fünf Meter weit im Tunnel stand eine Reihe von Polizisten, wollte die Menge zurückhalten. Hinter ihnen war sogar noch etwas Platz. Da wurden manche Raver furchtbar wütend. Sie hatten keine Lust zu warten, traten auf die Beamten ein. Ganz viele drängelten sich einfach durch. Der Druck durch die Massen immer größer. Schließlich wichen die Polizisten, die förmlich überrannt wurden, zur Seite aus. Alles strömte in den Tunnel. Der war schließlich so voll, dass man nicht mal mehr den Arm heben konnte.“

8 Kommentare:

nwr hat gesagt…

Zitat:
...dass man nicht mal mehr den Arm heben konnte.“

Hätten die nach § 86a auch gar nicht gedurft!

ppq hat gesagt…

hähähähähäh! das dürfen nur die präsigattin und paris hilton!

Peter hat gesagt…

Schaut Euch diese Videos (alle Teile) an:

1.Teil:

http://www.youtube.com/watch?v=wsOyIBCMExM

Hier treffen 2 Menschenmassen aufeinander: Die die hoch wollen vom Tunnel auf das Gelände und die die raus wollen, also in den Tunnel. Die Rampe oben war gesperrt.
Die Treppe war die einzige Möglichkeit dieser Hölle zu entkommen. :(

alles Individuen hat gesagt…

Hier eine Wortmeldung von Links

http://www.jungewelt.de/2010/07-26/017.php

Anonym hat gesagt…

@alles Individuen

Wiglaf Droste war schon immer Wiglaf Droste, noch nie links. Oder sollte ich mich da irren?

Tim hat gesagt…

Am besten alles verbieten.

ppq hat gesagt…

verbieten? wird kommen. rostock prescht schon vor

Gustav Fröhlich hat gesagt…

beim betrachten der bilder aufgefallen: schon allein dem setting des festival-geländes in Duisburg wohnt dieselbe magie wie dem Kaaba in Meeka inne (http://www.unprsouth.com/Mekka%20at%20Night.jpg)..sogar an den tunnel hat der ehemalige Right Said Fred Sänger Pe. Schaller gedacht..

derselbe tanz ums goldene kalb wie seinerzeit beim auszug der israeliten aus ägypten (während die Eva die heilige botschaft des herren auf dem berge sinai empfang)..

das konnte nur schief gehen..