Samstag, 16. Februar 2008

Borst hat Recht

Da liest man ein Buch, das sich "Die Welt des Mittelalters" nennt. Und dann, Anfang des 24. Kapitels, landet man direkt in der Gegenwart: "wenn heute eine Naturkatastrophe eintritt, wird sie von der öffentlichen Meinung so hitzig erörtert, als wäre dergleichen noch nie vorgekommen. dann wird sie aus dem öffentlichen bewusstsein so eilig verdrängt, als werde derlei nicht wieder geschehen." Arno Borst ist zwar tot, ihn zu lesen lohnt dennoch, denn immer mehr Emails, immer mehr Server, immer mehr Elektronikschrott? Gelehrte fragen sich da: Wird die Erde nicht immer schwerer durch all das elektronische Geschwätz? Spricht man nicht völlig zurecht von "Internetschwergewichten" (Financial Times) wie Google, Yahoo und Ebay? Oder leichter, weil Briefe nicht mehr gesendet und transportiert werden müssen?

Auf den ersten Blick eine unsinne Frage, denn das Gesamtgewicht des Globus bleibt natürlich, abgesehen von Abweichungen durch gestartete Satelliten und einfallen Weltraumstaub, gleich. Doch da Computer alle Daten, ob E-Mails, Dokumente, Video-Clips oder Websites, in Einsen und Nullen verarbeiten, wobei „1“ heißt „Strom an“, und „0“ „Strom aus“ ist eine Information doch schwerer als keine Information.

Strom moduliert die Information, das heißt „Bits“ haben eine Masse – wenn auch eine winzig kleine. Umgerechnet, fanden Forscher jetzt heraus, enthält eine durchschnittliche E-Mail rund 50 Kilobyte an Daten. Weil sich in einem Byte acht Bit befinden und 1024 Byte ein Kilobyte ergeben, lässt sich errechnen: Eine typische E-Mail besteht aus 409 600 Bit. Rund die Hälfte der E-Mail-Bits sind Einsen, die andere Hälfte Nullen. Nur für die 204 800 Einsen braucht man Strom zum Speichern. Um sie zu verarbeiten, sind acht Milliarden Elektronen nötig. Elektronen zählen zu den leichtesten Teilchen: Ein Elektron wiegt 0,000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 9 (oder 9 x 10-31) Kilogramm.

Eine 50-Kilobyte-E-Mail wiegt demnach ein 18-quadrillionstel Kilogramm. Bei einem täglichen Internet-Verkehr von geschätzten 40 Petabyte, also 40 x 1015 Byte (eine 4 mit 16 Nullen) ergibt sich Gewicht aller Informationen von 0,7 x 10 hoch 8 Kilogramm.


Nicht gerade viel: Der Inhalt des weltweiten Geschwätzes via Internet sowie sämtliche Liebesbriefe, Ferien-Schnappschüsse, Videos, Musik-Files, Webseiten und Diskussiongruppen wiegen zusammengerechnet - nur knapp mehr als nichts, weniger als ein Sandkorn.

Laut Professor John Kubiatowicz von der Berkeley Universität wiegt das gesamte Internet so viel wie eine Erdbeere.

Der Computerwissenschaftler benutzte für Einsteins E=mc²-Formel und errechnete das Gewicht aller bewegten Elektronen des Internets in jedem Moment.

Heraus kam ein Gewicht von 50 Gramm.

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