Donnerstag, 5. November 2009

Der Wald vor lauter Bäumen

Neue, ernste und akute Erkenntnisse hat die EU-Drogenbeobachtungsstelle über die einzige amtliche deutsche Nachrichtenagentur dpa in die besorgten deutschen Wohnzimmer verklappen lassen. Nach den aufwendig gewonnenen Daten der Drogenbeobachter nehmen junge Menschen in Europa nachweislich häufig nicht nur ein Rauschmittel zu sich, sondern gleich mehrere Arten gleichzeitig. Zuweilen würde beim Bier geraucht, andere Drogenkonsumenten tränken ihren Kaffee mit Zucker, äßen zum Burgerbrötchen fettes Fleisch oder rauchten auf Partys zum Wein einen Joint.

Der in Brüssel vorgelegte Jahresbericht der EU-Drogenbehörde hat der ehemals alten Sitte, zum Bier einen Korn zu trinken oder zum Kaffee eine Zigarette zu rauchen, mit dem gentechnisch erzeugten Namen «polyvalenter Drogenkonsum» neue Chancen auf eine breite und beunruhigte Öffentlichkeit verschafft. «Polyvalenter Drogenkonsum» sei besonders gefährlich, weil er die Reaktion des Körpers auf die Giftstoffe noch verstärke, bestätigte Behördenleiter Wolfgang Götz Gerüchte, die Biertrinker zum Schnapsglas, Raucher zum Weißbierhumpen und Tortenesser zum Sahnelöffel greifen lassen. Umfangreiche Tests der Behörde, die 27 Bedröhnungsarten und 32 gebräuchliche Einnahmemöglichkeiten getestet hat, geben jetzt Klarheit über wirksame und beliebte Wege zu Rausch, Fettbauch, schwachem Herz und grauer Haut. Die EU empfiehlt dabei den gleichzeitigen Genuss mehrerer Drogen wie Alkohol, Fett, Nikotin, Koffein oder Marihuana. Das erhöhe das Risiko chronischer Gesundheitsprobleme, spare aber Zeit und bringe natürlich auch ungleich mehr Spaß.

Ganz legal, das konnten die EU-Wissenschaftler nach jahrelangen Studien belegen, ist die häufigste Kombination: Kaffee mit Zucker. Dicht dahinter liegen Zigaretten mit Alkohol, gefolgt von Süßspeisen, zu denen süße Kekse gegessen werden, die von gewissenlosen Händlern zum Teil auf offener Straße angeboten werden (Bild oben). Beliebt sind auch Kombinationen aus überzuckerten so genannten Erfrischungsgetränken, mit denen fette Pizzen, schmandiges Dönerfleisch oder gar ein Mix aus weißem Weizenbrötchen und schwarzverbranntem Schweinehack heruntergespült würden. Weit abgeschlagen folgen danach der kombinierte Konsum von Cannabis und Alkohol und die von den Forschern «Giftcocktail» genannte Einnahme eines bedröhnenden Trimarans aus Alkohol, Cannabis und einer «harten Droge» wie Ecstasy, LSD, Kokain oder Heroin.

Bedenklich sei zudem nach wie vor der europaweite Konsum von fetten Chips, süßen Knabberriegeln und Gegrilltem. Gerade zu letzterem werde - davon zeigten sich zahlreiche Beobachter äußerst überrascht - in vielen deutschen Haushalten häufig Alkohol genossen.

Um die wissenschaftliche Durchdringung des komplexen Themas "polyvalenter Drogenkosum" zu verstärken, will die EU-Drogenbeobachtungsstelle ihre Studien in den kommenden Jahren weiterführen. Vierhundert Feldforschungsexpeditionen ständen zunächst bereit, in die Wälder der Gemeinschaft auszuschwärmen. Man erhoffe sich davon Erkenntnisse darüber, ob die bislang nur vorformulierte Arbeitsthese zutreffe, dass Nadelbäume häufig in so genannten Nadelwäldern vorkommen, während Laubbäume oft in Laubwäldern heimisch sind. Anschließend soll die Datenbasis durch Untersuchungen in von Menschen bewohnten Milieus weiter verbreitert werden. Expeditionen werden sich dann in die Musikwelt, die Modebranche, in die Mikromilieus der Kohlenträger, Bauarbeiter und Verkäuferinnen begeben. Ziel sei es, herauszufinden, welche Drogen wo polyvalent Verwändung fänden, denn dazu lägen den EU-Experten bisher kaum Daten vor.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Elende Meinungsmache im Sinne der Tabakindustrie!

ppq hat gesagt…

nein, im sinne der alkoholindustrie!