Samstag, 19. März 2011

Gute Frage

Wie muß eigentlich jemand im Kopf und in der Seele beschaffen sein, der angesichts eines entsetzlichen Verkehrsunfalls, während die Autobahn mit Toten übersät ist und die eingeklemmten Schwerverletzten aus den Wracks geschnitten werden, am Fahrbahnrand ein Transparent hochhält und für eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit demonstriert?

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Vergleich hinkt, schließlich lässt sich zwischen Unfall und Höchstgeschwindigkeit ein ursächlicher Zusammenhang konstruieren.
Die Plakate müssten sich eher auf schadstoffarm verbrennende Fahrzeugarmaturen beziehen.

Le Penseur hat gesagt…

Muß meinem Vorposter rechtgeben. Der Vergleich hinkt, denn die "Deutschland schaltet ab"-Demos sind ja noch viel absurder als Ihr Beispiel, das nur eine Geschmacklosigkeit sondergleichen illustriert.

Mediascan hat für den Aberwitz unseres politisch-medialen Komplexes einen exakt passenden Vergleich gefunden:

»Man stelle sich folgende Analogie vor: Ihr Bekannter XY hat in Australien einen Autounfall. Ein anderer Verkehrsteilnehmer hat ein Stopp-Schild überfahren und ist in das Auto Ihres Bekannten gekracht. Frage: Würden Sie jetzt Ihr in Europa stehendes Auto in die Werkstatt bringen und die Bremsen überprüfen lassen? Oder noch krasser: Sie verkaufen Ihr Auto und gehen ab jetzt zu Fuß. Schließlich könnte auch jemand in Europa ein Stopp-Schild überfahren.«

Volker hat gesagt…

Das geht schon eine ganze Zeit so.
Wir denken an den Wirbelsturm, der vor sechs JahrenNew Orleans geplättet hat.
Da hat uns der Genosse Trittin belehrt, was zu tun sei:

Der Mensch ist mitschuldig am Klimawandel, der Stürme und Fluten wahrscheinlicher macht. Die Treibhausgase müssen radikal reduziert werden. Auch die USA dürfen sich dem nicht verschließen.

http://tinyurl.com/62v8tu2

ppq hat gesagt…

das autobreispiel bringt es auf den punkt

ich beobachte gerade begeistert, wie die absetzbewegung vollzogen wird. letzte woche war es noch ein gau, jetzt ist die "drohende Kernschmelze längst nicht gebannt" wie ntv formuliert.

ja, schwierig, aus der numemr wieder rauszukommen, das weiß jede relogion, die den weltuntergang schon mal terminiert hatte

Kurt hat gesagt…

Ich sags doch!
Stoppt Verkehr!
Ausstieg jetzt!
Raus aus dieser Mördertechnologie Verkehr!
Keine Menschen- und Landschaftsopfer mehr für dieses Verbrechen Verkehr!
Mutter Erde wird es uns Danken!

vakna hat gesagt…

Die Mediascan-Analogie mit dem Auto hinkt. Selbst wenn das in einer Menschenmenge explodiert, bleibt es ein räumlich eng begrenzter Vorgang mit einer begrenzten Anzahl von Toten und Verletzten. Wer zum Zeitpunkt der Explosion nicht verletzt wurde, wird es durch dieses Ereignis auch danach nicht mehr. Höchstens durch einatmen von (sichtbaren) Verbrennungsgasen.

Anders bei einem Reaktorunfall. Da KANN man auch noch "nachträglich" verletzt werden und "nachträglich" kann seeeeeeeeeeeeehr lange sein. Man kann den Auslöser weder hören noch sehen noch riechen.
So wie ich das sehe, macht der Umstand der Unsichtbarkeit den Leuten die meiste Angst.

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Realistisch betrachtet kommen wir (mindestens) die nächsten Jahrzehnte nicht ohne Kernkraft aus, jedenfalls wenn man eine Industriegesellschaft will. Deswegen kann man aber nicht die Risiken ausblenden. Kleinreden ist genauso daneben wie ein Aufblasen des Problems. Das Mindeste was getan werden muß ist eine Modernisierung der Kernkraftwerke, z.B. wenn ein Reaktortyp als unsicher erkannt wird.

derherold hat gesagt…

"letzte woche war es noch ein gau, jetzt ist die "drohende Kernschmelze längst nicht gebannt"

Unfaß, was sich unser Qualitätsjournalismus da geleistet hat.

Ob CNN oder FoxNews, BBC oder NYT, selbst Independent und Guardian haben nicht einmal ansatzweise diese Massenhysterie gezeigt.

Auch schön im deutschen google-*news*Überblick untereinander aufgereiht:

- Alle Liquidatoren von Tschernobyl sind mittlerweile tot.
- Es waren 500.000 bis 1 Mio. Liquidatoren.
- XYZ sprach mit Oleg Schewtschenko, einem der Liquidatoren von Tschernobyl

derherold hat gesagt…

@vakna, ich glaube, man muß verschiedene Ebenen betrachten.

Zunächst einmal ist die "Dauerhaftigkeit" der Schäden ein Umstand, der einen Verzicht auf Kernkraft nahelegt.

Schlimm ist die widerliche Ausbeutung der dramatischen Situation.

Vllt. noch schlimmer ist das mediale "agenda setting", dem sich auch die Wissenschaft nicht verweigert.
Man muß sich einmal die Fraunhofer-Studie zum "Energiekonzept BW" durchlesen. Ein Ausstieg in BW ist bis 2025 möglich ...

... man muß nur demnächst 25% seiner Stromproduktion importieren. *täterätäää* :-)

vakna hat gesagt…

@derherold:

Ja, die Dauerhaftigkeit der Schäden ist DAS Argument gegen Atomkraft. Deshalb müssen alle Glieder in der "Atomkette" so ausgelegt sein, daß auch unter Extrembedingungen wenigstens keine langlebigen Isotope frei werden können.

Auf DRS4 News sabbeln sie gerade über Ausstiegsmöglichkeiten aus der Kernenergie. Zeit für Phantasten aller coleur, ihren Senf dazuzugeben. Gleichzeitig dient es zur Einleitung des zurückruderns, denn:

Die Schweiz produziert 40% ihrer benötigten Energie mit Atomkraft, 10% werden importiert (aus Frankreich, 80% Atomkraft...), die restlichen 50% kommen hauptsächlich aus Wasserkraft. Stromüberschüsse billig einzukaufen und in Spitzenzeiten teurer wieder zu verkaufen ist so möglich und normal.
Wenn rundherum alle ihre Atommeiler abschalten und importieren wollen, woher kann man dann Strom einkaufen? Selbst die Stromerzeugung aus Wasserkraft ist dann rückläufig, weil es kaum noch Überschüsse gibt, die man im Pumpspeicherwerken speichern könnte. Österreich geht es da übrigens genauso.

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Man phantasiert munter vom "einigen Europa", schafft es aber nicht, einmal einen Blick über den eigenen Misthaufen hinaus zu werfen. Von "in größeren Zusammenhängen denken" fange ich erst gar nicht an.

Volker hat gesagt…

Vakna, wir kennen schon den Unterschied zwischen Autounfall und Radioaktivität. Radioaktivität ist hinterhältig, das ist wahr.
Aber dass die völlig unsichtbar wäre, kann man auch nicht sagen. Wir leben ja nicht im Mittelalter.
Der Zustand wird kontinuierlich gemessen, ebenso wird informiert.
Es ist nahezu unmöglich, sich zufällig eine gefährliche Dosis reinzuziehen.

Herold,
Liquidatorinnen und Liquidatoren bitteschön, oder wenigstens LiquidatorInnen.