Sonntag, 6. Juli 2025

Luisa Neubauer: In den Fängen der fossilen Lobby

Luisa Neubauer Verschwörungstheorie fossile Lobby
Greta Thunberg ist unter die Antisemiten gegangen, Luisa Neubauer unter die Verschwörungstheoretikerinnen. 

Sie war einmal die gefeierte Ikone der Klimabewegung Fridays for Future, sie startete wie eine menschliche Rakete zu höchstem medialem Ruhm und tingelte jahrelang als schönstes Gesicht der Klimabewegung Fridays for Future durchs Land. Doch die einzigartige Karriere endet nun denkbar traurig: Neuerdings verbreitet Luisa Neubauer verschwörungstheoretische Narrative über eine allmächtige „fossile Lobby“ und sie macht aus ihrer Verachtung für demokratische Mehrheitsentscheidungen keinen Hehl.

Luisa Neubauer schaffte es im Schatten der Klimakrise, in der deutschen Talkshowgesellschaft bis ganz nach oben aufzusteigen. Monate-, ja, jahrelang kam keine aufrüttelnde Ermutigung, den Kampf gegen die Erderwärmung zu führen wie die letzte Schlacht gegen eine grausame Invasionsarmee, nicht ohne die Frau aus Hamburg aus. Neubauer war der Pfeiler, auf dem die junge Schwedin Greta Thunberg ihre deutsche Kirche gebaut hatte. Neubauer sah zudem deutlich besser aus und sie sprach ein besseres Deutsch.

Eine Zauberformel zur Prominenz 

Für die Zielgruppe - ältere, um einen engen Schulterschluss mit dem Zeitgeist bemühte  Spitzenjournalisten, Kommentäter und Kolumnisten - war das eine Zauberformel. Dass Luisa Neubauer keinen höheren Bildungsabschluss vorweisen konnte, und schon gar keinen aus einem einschlägigen Fachgebiet, störte nicht. Die Tochter aus gutem Haus war telegen, sie vermochte es, ihre Inhalte knackig und kompakt in kurzen Sätzen zu verteilen und in den sozialen Netzwerken verbreitete sie ihre Thesen so überzeugend, dass sich kaum jemand wagte, zu widersprechen.

Dass die kurzzeitig so wichtige Klimabewegung der Fridays-for-Future-Kinder schneller verschwand als die kollektive Erinnerung an die Corona-Pandemie, hielt Luisa Neubauer nicht auf. Mit Ende 20 war die Studentin ihre eigene Bewegung, eine Ich-AG, die die Bekanntheit der Marke Neubauer emsig bewirtschaftete. Neubauer schrieb Bücher, sie ging auf Tournee, sie nahm Preise entgegen und hielt Reden. Zwischendurch standen Termine als Model an und zu Klimakonferenzen musste auch noch geflogen werden, um dort gegen die schwindende Bedeutung des Themas zu protestieren.

Unverzichtbarer Teil der Talkshow-Gesellschaft 

Als unverzichtbarer Teil der gehobenen Talk-Show-Gesellschaft hatte Luisa Neubauer ein sicheres Auskommen, um zu studieren. Als Studentin hatte sie die finanziell sichere und solidarische Basis, um sich für ihr Anliegen engagieren zu können, selbst wenn dessen Bedeutung je mehr schwand, je mehr Wählerinnen und Wählern klar wurde, was mit "Transformation", "Energieausstieg" und "grüner Wirtschaftswende" gemeint war. 

Den Ausstieg aus dem nach Palästina fahrenden Zug schaffte Luisa Neubauer noch, den Absprung vom immer eiliger Richtung Schrottplatz rollenden Klimasalonwagen nicht. Je weniger noch irgendjemand aus dem Mund der Laienexpertin über Erhitzung, Eisschmelze und Klimakrisensommer hören wollte, desto schriller wurden die Bekundungen der früheren "Jugendbotschafterin der Nichtregierungsorganisation ONE", dass es "alle Möglichkeiten der Klimarettung" genutzt werden müssten. Mitten in das Sterben des Themas hat sie wieder ein Buch geschrieben, es ihr fünftes und diesmal hat der Inhalt nur noch für 144 Seiten gereicht, diktiert von reiner Verzweiflung über den eigenen Bedeutungsverlust. 

Ein "kleines, feines Buch" 

Der "längere Essay", wie die Internetseite "Klimareporter" das "kleine, feine Buch" freundlich nennt, betrauert die verlorene Medienhoheit, die zugeschlagenen Türen zur Macht und das demonstrative Desinteresse der gesellschaftlichen Mehrheit daran, sich von hauptberuflichen Aktivist*innen wie Neubauer, Thunberg, Reemtsma, Nietzard, Blasel und anderen befehlen zu lassen, wie ein klimagerechtes Leben zu führen ist. Nach all den Jahren, in denen es sich gut leben ließ vom Einsatz für die Klimarettung, beklagt Luisa Neubauer, dass die Welt daran scheitere, "den notwendigen Klimaschutz demokratisch zu organisieren". 

Die Demokratie steht dem Guten und Richtigen im Wege, es sind "harte Zeiten" (Neubauer) für die, "um die künftige Bewohnbarkeit unseres Planeten" kämpfen, "intervenieren und unsere ökologischen Grenzen verteidigen". Unsere, wir - die typischen Codes der vereinnahmenden Elite verraten Luisa Neubauers Verachtung für die Akzeptanz von demokratischen Mehrheitsentscheidungen, sie zeigen aber auch, dass  29-Jährige nach wie vor der Ansicht ist, es allein besser zu wissen als die vielen, die partout nicht auf sie hören wollen. 

Anti-Klima-Aggression der Rechten 

Für das weitgereiste Postergirl der Klimabewegung sind die Ursachen ein einziges Rätsel. Warum passiert nicht mehr, obwohl die wissenschaftlichen Fakten schon lange bekannt sind? Woher kommt die Anti-Klima-Aggression der Rechten? Warum sorgen selbst die sichtbaren Klimakatastrophen nicht für ein gesellschaftliches Umdenken?, fragt sie. 

Alle Antworten, die auf der Hand liegen, interessieren hier nicht. Dass Menschen sich den eiligen Klimaumbau finanziell nicht leisten können, ist ein störendes Detail. Und dass auch der Staat vollkommen überfordert mit der Aufgabe ist, aus seinen klaffenden Haushaltslöchern auch noch den ökologisch gerechten Umbau hin zu einer  weltweit nicht wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu finanzieren, eignet sich auch nicht als Marketingargument.

Propagandist in eigener Sache 

Luisa Neubauer hat allerlei beunruhigende Antworten zur Hand. Wie jeder gute Propagandist in eigener Sache sieht sie sich als Avantgarde aus der einzig denkbaren Zukunft, die gegen eine Übermacht kämpfen muss, der nur am Erhalt einer trüben, traurigen Vergangenheit gelegen ist. Die Stipendiatin der grünen Böll-Stiftung  arbeitet genau heraus, "warum die meisten Menschen trotz besseren Wissens weiter an klimaschädlichen Verhaltensweisen festhalten". Schuld sind die "fossilen Wurzeln unserer Demokratie", daneben aber auch die "fossile Lobby samt ihrer Handlanger in der Politik". 

Ein düsteres verschwörungstheoretisches Raunen, das Luisa Neubauer bei aktuellen Auftritten ausdrücklich betont und unterstreicht. "Die Klimakrise ist nicht vom Himmel gefallen", beschwört sie dann, sie sei vielmehr "ein gebautes Konstrukt - In erster Instanz von Regierungen, aber vor allem von fossilen Großkonzernen weltweit." Deren großes Ziel sei es, "dass wir weiter unaufgeklärt und desinformiert drumherumwuseln". 

Geraune von der "fossilen Lobby" 

Neubauer, die seit zehn Jahren Geografie studiert, hat sich den Begriff "Fossilität" für die Art Gesellschaft ausgedacht, der es in den zurückliegenden 2.000 Jahren gelungen ist, basierend auf der Nutzung von Holz, Kohle, Öl, Gas und Atom so viel Wohlstand zu schaffen, dass Aktivistinnen wie Luisa Neubauer den lieben langen Tag mit ihrer Mission verbringen können, die derzeitige "Übermacht fossiler Energien gegenüber allen Alternativen" in Abrede zu stellen. Neubauer scheut sich nicht, dazu tief ins Regal mit den Konspirationstheorien zu greifen.  

Die finstere Macht, die hinter allem steckt, heißt bei die "fossile Lobby", die keine direkte Anschrift hat, aber so gut wie allmächtig ist. Neubauer arbeitet heraus, dass die finsteren Hintermänner neuerdings nicht mehr auf Leugnung setzen, sondern auf Verzögerung der dringend notwendige Maßnahmen. Für Deutschland, das nach zehn Jahren müde ist vom Klimathema und ausgelaugt angesichts der Ergebnislosigkeit all der ausgegebenen Billionen, der zahllosen Gipfelbeschlüsse und Klimaziele, reißt  sie der "fossilen Brennstoffindustrie" die Maske vom Gesicht.

An den Strippen der Macht 

Statt Menschen zu motivieren, mehr zu recyceln, weniger zu fliegen und weniger Fleisch zu essen, führt die eine Kampagne führt, um von Schuld und Verantwortung abzulenken, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verzögern und  Klimaschutz auf die lange Bank zu schieben. In der Vorstellungswelt der Luisa Neubauer steckt hinter  allem, was geschieht, nicht ein permanenter Prozess des Ausgleichs unterschiedlichster Interessen, mal nach einer, dann wieder zur anderen Seite überschießend. Sondern das reichsbürgernde Diktat düsterer Machtkonglomerate, an deren langen Strippen die Menschheit geführt wird.


7 Kommentare:

Trumpeltier hat gesagt…

Ich kann mich nur wiederholen:
Auf einer dynamischen Erde, die währende ihrer Jahrmilliarden ohne Methan furzende Nutzvieherden und SUV fahrende Menschen bereits alles vom Feuerball bis zur Eiskugel durchprobiert hat, wobei auch nach den sehr warmen Saurierzeiten noch mehrere kilometerhohe Vergletscherungen folgten, die bei uns erst vor etwa 12.000 Jahren endeten, ist es entweder Dummheit oder Bosheit, von menschlicher Schuld zu schwätzen. Klima hat sich seit Anbeginn extemst gewandelt, muss also kosmische Ursachen haben.

Außerdem messen wir im Erdjahr nicht mal Eintagsfliegen (Wenn die gesamte Erde 24 Stunden alt wäre, würde der moderne Mensch erst 1 Minute vor Mitternacht auftauchen) erst seit wenigen Generationen (Sekundenbruchteile). Ich denke, wir leiden kollektiv unter Gottes- und Größenwahn und überschätzen unsere planetare Wichtigkeit massiv.

Panik-Schafe lassen sich von den Hunden der Hirten aber leichter umhertreiben. Darum geht es beim Schreckgespenst Klimawandel, denn tödliche Naturkatastrophen gab es mit oder ohne Menschen schon reichlich. Damals starben mehrmals fast alle Lebewesen aus, ohne dass Klein Fritzchen ein Lagerfeuer anfachte.

Wer also direkt am Meeresrstrand oder im engen Flusstal siedelt, muss immer wieder mal mit zumindest nassen Füßen rechnen.

Davor sind auch die Familienclans der Konzerne und deren Politikmarionetten nicht gefeit. Die Reichen können nur ein paar mal häufiger als Arme umziehen, doch schon das Wetter anerkennt keine Staatsgrenzen, nur Klimazonen. Eine zerstörte Infrastruktur nützt jedoch auch Multimillionären nix. Es könnte aber jemand auf die Endlösung kommen, um als besser-spät-als-nie-Notbremse Konkurrenten um weniger Nahrung zu eliminieren.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht wird es sachte eingehen, wie der Hexenwahn im letzten Drittel des 17. Jhds. Kaum einer traute sich, es auszusprechen, eher stillschweigende Übereinkunft. --- Aber im Moment - der Pöbel, besonders der Pöbel mit Hochschulabschluss, glaubt den Mulm doch! Bezahlen sollen es aber "die Reichen" - das sind die, die mindestes ein Fünftel mehr netto haben als man selber ...

Was anderes, Versuch macht kluch:
http://www.geocities.ws/films4/indianerinsektenjapaner.htm

Anonym hat gesagt…

Hat sie schon die Juden als Hintermänner ausfindig gemacht?
Irgendwem muss diese "Lobby" ja gehören.

Anonym hat gesagt…

Trumpeltier hat gesagt…
Ich kann mich nur wiederholen:


Lieber nicht.

Anonym hat gesagt…

Da möchte ich mich unbedingt anschließen!

Anonym hat gesagt…

Nein, nicht doch, die (((kleinen Schnuckelchen))) sind niemals an was auch immer schuld.

Trumpeltier hat gesagt…

Anonym & Anonym,

"Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht." (H. Heine)