Montag, 19. Dezember 2011

Kim, Havel, Wulff: Wie die Präsidenten enden

Ein kleiner, großer Erneuerer war der eine, ein Dramatiker und Freiheitskämpfer der andere, Freund von Ferien bei Freunden ist der dritte. Es ist Präsidentendämmerung draußen in der Welt, sie sterben wie die Fliegen, die Anführer von Despotismus und Demokratie, Nepotismus und Niedgesellschaft. Nach Vaclav Havel, dem liebenswerten Tschechen, der alks erster Beatpräsident weltweit sogar mit Frank Zappa befreundet war, hat es jetzt auch Nordkoreas "geliebten Führer" Kim Jong Il erwischt. Der zwergenhafte Diktator, vor Jahren verantwortlich für den grausamen Mord an einem Dutzend deutscher Riesenrammler (Foto unten: der ermordete Riesenrammler Robert), starb "während der Fahrt mit seinem gepanzerten Zug an einem Herzionfarkt", wie die Tagesschau tiefgründig analysiert.

Eine Lehre für das Leben. Panzer außen reichen nicht, wenn das Herz aus dem Takt ist. Vaclav Havel hätte gewusst, wovon die Rede ist, denn der Tscheche kam ein Leben lang ohne Panzerzug aus. Havel musste allerdings auch nicht wie Kim ein Land im Kalten Krieg führen, geschweige denn musste er den Kalten Krieg weiterführen, als er längst schon beendet war. Kim tat das, denn er hatte erkannt, dass nur die eiserne Klammer der Furcht vor dem Außen sein halbes Land zusammenhält. Was von außen kam, ist schlecht, abgesehen vielleicht von den vielen Pop-Stars, denen der begeisterte Musikliebhaber gegen gelegentliche Privatkonzerte gern Asyl gab. Nur konsequent: Obwohl der gottgleiche Überpriester der von seinem Vater geschaffenen Chuch'e-Ideologie sich selbst als Internet-Kenner sah, ist Nordkorea das einzige Land weltweit, das keinen Anschluß ans Internet hat. Auch Handys sind im Volksstaat verboten, dafür brechen regelmäßig Hungersnöte aus.

Man kann nicht beides haben, wie Deutschlands Präsident Christian Wulff immer behauptet. Wenn alle mitreden dürfen, babelt jeder, was er denkt, Twitter, Facebook und das ganze Internet quellen über von Hohn und Spott und Enthüllungen, die gehalten sind, die Würde des Amtes zu beschädigen.

Kim Jong Il setzte auf wohlwollende Abschirmung seines Volkes. "Ich kann verantworten, was ich getan habe", soll er Vertrauten auf dem Totenbett gesagt haben. Ein Hinweis auf interne Kritiker, die den Kurs des gesundheitlich angeschlagenen Staatsführer missbilligten. Kim hatte versucht, die gierigen Banken draußen zu halten und sein Land doch leise zu modernisieren. Eine staatseigene Agentur bot sogar Reisen hinter den eisigen Vorhang an, allerdings ohne Möglichkeit, kostenlos aufzuwulfen. Doch das klassische Land des praktizierten modernen und produktiven Sozialismus geriet nur tiefer in den Strudel der Krise: Drei Jahre nach dem Beginn des Desasters an den Weltbörsen, so berichtet die NZZ, stieg die Rate der Armen und Hungernden auch in Nordkorea auf das Maß, unter dem Deutschland bereits seit Jahren leidet.

Erbfolger

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