Sonntag, 9. Februar 2014

ADAC: Per Masterplan zum Mitmachklub

Bei der Vergabe des bislang kaum beachteten ADAC-Preises „Gelber Engel“ für die angeblichen Lieblingsautos der ADAC-Mitglieder sollen nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ nicht nur die Abstimmungszahlen manipuliert worden sein, sondern auch die Rangfolge der Lieblingsautos. Danach hätten die paar ADAC-Mitglieder, die angeblich wirklich an der Abstimmung teilnahmen, eigentlich den VW Tiguan auf Platz fünf gewählt. Aber der Marketingchef des Autoclubs habe den 5er BMW auf Platz fünf gehoben, der bei der Abstimmung eigentlich nur auf Platz sieben gekommen sei. Der Toyota Camry sei von Platz 117 auf 14 geschoben worden, der Nissan Prmiera von Platz 56 auf 55, der Trabant sei gar nicht mehr vertreten. ADAC-Sprecher Christian Garrels sagte, er könne den Bericht nicht bestätigen und verwies auf die Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Dem ADAC sind bisher keinerlei Ergebnisse bekannt“, sagte Garrels. BMW und VW teilten auf Anfrage mit, sie wollten das offizielle Untersuchungsergebnis abwarten. BMW-Sprecher Kai Lichte kündigte aber an, wenn der Zeitungsbericht zutreffen sollte, „dann wären die Preise für uns wertlos, und wir würden sie zurückgeben“. Der ADAC hat noch nicht bekanntgegeben, ob er sie zurücknehmen würde.

Um die Servicequalität zu erhöhen, erhalten Pannenhelfer künftig keine Prämie mehr, wenn sie ADAC-Mitgliedern eine neue Starterbatterie verkaufen. Rettungsflieger und -hubschrauber dürfen künftig nur noch Kranke oder Verletzte transportieren. Alle Organisationsstrukturen und sämtliche Geschäfte werden überprüft, und im Internet richtet der Club eine externe Beschwerdestelle ein. Ziel sei es, den Automobilclub von allen Autogeschäften zu lösen und als reine Mitmachgesellschaft für Mitglieder zu etablieren. „Eine Schau für das Volk – nicht mehr, wie in vergangenen Jahren, eine Ausstellung für die bürgerlichen, wohlhabenden Schichten“, das solle der ADAC wieder werden – wie 1934. Dazu achtet künftig ein von den Mitgliedern bezahlter hauptamtlicher Chief Compliance Officer (CCO) darauf, dass ein Zehn-Punkte-Programm zur Vertrauensgewinnung öffentlich entsprechend wahrgenommen wird.

Beschlossen wurde der Masterplan auf einer außerordentlichen Sitzung von Präsidium und Verwaltungsrat in Köln. Personelle Veränderungen sind nicht geplant, der 18-köpfige Verwaltungsrat habe sich ebenso wie das ADAC-Präsidium um Peter Meyer bewährt. Die Führungsspitze des ADAC kündigte einen umfassenden Reformprozess an. Alle Leistungen und Produkte, die der Verein bisher aus kommerziellen Gründen angeboten hatte, kommen unter die Lupe, Tests und Auszeichnungen, die der Club durchführt oder vergibt, Prozesse und Rechtsformen, aber auch die Führungsstrukturen werden in den ADAC-eigenen Prüfständen auf Herzen und Nieren gecheckt.

„Angesichts der Vorwürfe der vergangenen Wochen sind wir überzeugt, dass der ADAC eine Zäsur braucht und sich neu ausrichten muss“, erklärte Präsident Meyer nach der Sitzung in Köln. Er wolle „alles Etablierte auf den Prüfstand“ stellen und „Strukturen, Abläufe, Regeln und auch unsere bisherige Kultur kritisch hinterfragen“ – unter anderem mit Hilfe eines prominenten Kreis von drei bis fünf glaubwürdigen Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft, die helfen sollen, die verlorene Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen.

2 Kommentare:

Sebahattin hat gesagt…

Hoffentlich wird diese Plan ADAC zum Guten wenden. Denn ADAC hat auch viele gute Dienste für das Volk geleistet. Wenn auf einem Schiff hundert unschuldige Menschen sich befinden und nur eine böse Wicht sich darauf geschafft hat, kann man wegen Menschlichkeit diesen Schiff nicht sinken lassen. Auch wenn nur eine unschuldige auf diesem Schiff wäre, muss man diese schützen. Deshalb wünsche ich mir, dass ADAC zum noch besserem reformiert wird. Diese Tests (Reifen und andere) waren für uns eine Entscheidungshilfe gewesen. Doch jetzt ist dieses Vertrauen niedergeschmäht. Das sollte wieder gewonnen werden. Vielleicht sollte eine staatliche Institution dafür geschaffen werden, solche Vereine zu kontrollieren. Denn solche Vereine - auch wenn es finanzielle Hintergründe hat - üben menschliche Hilfe. Hoffentlich wird es zum Guten wenden...

Anonym hat gesagt…

Das einzige Gute ist der Pannendienst, das Andere ist nur Betrug durch Bestechung beim Preis! Und wer ist dafür zuständig? Natürlich die Führungs-Etage! Sicher nie der einfache ehrliche Arbeiter. Wer am meisten bezahlte, kriegte den Preis!Also für was eine Untersuchung und soviel Blabalba. Wie heisst es doch so schön: ist der Ruf ramponiert, lässt es sich leben ungeniert. Aber lasst euch gesagt sein, dass viele solche Preise "manipuliert" sind. Aber das Volk will es ja lustig haben...