Donnerstag, 28. Mai 2015

Blatter-Mafia: Im Banne des Balls

Merkel macht es vor, Blatter zieht nach: Nie was gewusst, nichts geahnt und am Ende ganz vorn bei der Aufarbeitung. Nach der Verhaftung einer ganzen Gruppe von Fifa-Funktionären bleibt Fifa-Chef Sepp Blatter hart. Wie der Ausbau der Fifa zum Fußball-Monopol sein Werk war, ist es nun auch die Enthüllung des Gebildes als Mafia-Organisation. Der zwergenhafte, verwachsene rundliche 79-Jährige aus dem Wallis triumphiert in der Stunde der Niederlage. Wohlweislich hat Blatter, der Pate des Balls, die Weltorganisation Fifa von Anfang an so aufgebaut, dass er keinen demokratischen Widerstand fürchten muss, ganz egal, wie sehr sein Ruf auch leidet.

Es ist das Ideal jedes Herrschers, das der greise Präsident ebenso perfekt umgesetzt hat wie die deutsche Kanzlerin. Blockiere deine Gegner oder ziehe sie auf deine Seite, indem du ihnen Pfründe verleihst, dann kann dir nichts geschehen. Blatter, der nie etwas anderes war als Funktionär, hat seinen Matchplan perfekt umgesetzt. In seine Nähe drängte, wer sich dem Volk als volksnah präsentieren wollte, die Plätze neben ihm auf der Tribüne waren heiß begehrt, jede Kritik verbot sich und wer doch kritisierte, wurde von Satrapen des Bosses wie dem ehemaligen DFB-Chef Theo Zwanziger in Grund und Boden gebohrt.

Die Fußball-Welt hatte nur eine Sonne und die blendete mit ihrem Glanz alles um sich her: Wer vom Fußball leben wollte, musste sie anbeten, sei er Sportartikelfirma, Fernsehsender, Verlagshaus oder Politiker. An Blatter zahlten alle, von Blatter sind alle abhängig, sein Hofstaat aus Fußballfürsten aus Ländern, von deren Nationalmannschaften noch niemand je gehört hat, lieh einen Teil der Fußballmacht und ließ sich für das Verleihen fürstlich bezahlen.

All das ist bekannt, all das hat im Kleingedruckten sogar immer mal wieder irgendwo gestanden. Doch es gab nie und bei niemandem ein Interesse, den hinter ihren Verbandsmauern und der vertraglich besiegelten Komplizenschaft mit Behörden und Regierungen verschanzten Fifa-Mafiosi auf die Schliche zu kommen.


Die Fifa nämlich wird gebraucht. Sie ist für die Massenbespaßung der Völker, was Afghanistan für den Rauschgiftmarkt der Welt ist. Niemand sonst lenkt die Völker der Erde so perfekt ab von dem, was wirklich eine Rolle spielt, niemand sonst verbindet Spiel und Spaß und Spannung so lässig mit dumpfestem Nationalismus und und dem fürchterlichsten Fahnenschwenken. Die Fifa anzugreifen, heißt an einem der wichtigsten Pfeiler der Brot-und-Spiele-Industrie zu sägen.

Niemand tut das, schon gar nicht gern. "Der Fußball ist die größte Freiheitsbewegung dieses Planeten", hat Sepp Blatter einmal verkündet, denn "nichts nimmt die Menschen auf diesem Globus emotional so mit wie unser geliebter Fußballsport". Thomas Kistner hat vor drei Jahren in seinem bemerkenswerten Buch "Fifa-Mafia" umfassend beschrieben, was Blatters Lobgesang meint: Eine Geldpumpe befördert Milliarden Dollar von Fans, Firmen und Staaten auf die Konten der steuersparoptimierten Fifa-Tochterfirmen. Und wer mittun will beim großen Spiel, muss unter der Hand zahlen.

Keine Turniervergabe der letzten 20 Jahre war sauber, auch nicht die der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland, wie Blatter selbst bestätigt hat. Und kein Weltmeister wäre einer geworden, hätten nicht Blatters Truppen den Weg bereitet. Doch war da je ein Aufschrei? Kam da was nach? Wollte irgendwer mehr wissen? Wuchs die Empörung mit den Summen, die unter und über der Tisch den Besitzer wechselten? Gerieten bei der Frage, wer da eigentlich wen schmiert, Top-Sponsoren und Fernseh-Partner unter Verdacht?

Niemals. Wie einst der Nationalsozialistische Untergrund, ein Geschöpf der Geheimdienste, angeblich morden konnte, ohne dass es jemand bemerkte, wirkt auch die Fifa öffentlich vor aller Augen, ohne dass je jemand gefragt hat, was das ist: Eine supranationale Organsiation, beherrscht von miteinander verschworenen Greisen, die keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegen, mit Privilegien wie die Uno und mit weltweiter Macht wie die US-Armee. Protegiert, wo immer sie auftaucht. Hofiert von allen, denen ihre Spitzen Audienz gewähren. Angebetet rings um den Erdball wie der Gottvater des Balls.

Erst nach der Festnahme-Aktion des FBI versammeln sich in der Tiefe des Raumes die Kommentatoren und verurteilen harsch, was sie selbst am Leben halten: ARD und ZDF haben zwischen 150 und 180 Millionen Euro für die Übertragung der WM 2014 in Brasilien gezahlt, auch für die WM 2018 und 2022 schoben die öffentlich-rechtlichen Sender wieder dreistellige Millionensummen an Gebührengeldern auf Fifa-Konten.

Letztlich gehören sie ebenso zum System wie Politik, die das Wirken der Fifa begünstigt, und Verlagshäuser wie Springer, die mit dem Klatsch um die Kicker Auflage machen. Sie alle sind nicht objektive Berichterstatter über Ereignisse, sondern Teil der Vermarktungskette eines Produktes. Das wollten sie über Jahre hinweg tunlichst genausowenig beschädigen wie das deutsche Staatsanwälte, französische Polizisten oder Schweizer Sonderermittler vorhatten.

Sobald das Gröbste vorüber ist, wird Sepp Blatter deshalb wieder triumphieren. Alles geht dann genau weiter wie zuvor.

12 Kommentare:

derherold hat gesagt…

Es ist ja noch viel spannender. 1998 war ich *hüstel* Mini-Sponsor eines *räusper* Verbandsligisten aus Sachsen-Anhalt und interessierte mich ein klein bißchen für Fußballverbandsarbeit. Da gab es einen Krimi:

Es standen die Wahlen an zum Nachfolger von Joao Havelange. Die UEFA wollte verhindern, daß der Generalsekretär, ein gewisser Sepp, zum Präsidenten gewählt wird und hatte mit dem eigenen Präsidenten Johansson einen Gegenkandidaten aufgestellt.

Absprache in Europa: Blatter verhindern, Johansson wählen !
Doch da gab es das perfide Albion, das mit seinen Knechten Nordirland, Schottland und Wales die Vereinbarungen zerriß und Blatter zum Präsidenten machte.

Interessant unsere heutige Mediendarstellung:
England als edler Blatter-Kriitker und Johansson-Intimus Beckenbauer als Blatter-Fan. Man könnte fast an eine Kampagne glauben. ;-)

ppq hat gesagt…

die wechseln die allianzen doch alle, wie es gerade passt. beckenbauer weiß, was blatter über die vergabe 2006 weiß, zwanziger weiß, dass er nicht länger an blatters seite gegen den dfb stehen sollte. england macht stets, was england nützt

dein engagement im echten fußball nötigt mir ehrfurcht ab. welcher wars? gibts ihn noch?

derherold hat gesagt…

Ja, den Verein gibt es noch, nur spielt er nicht mehr in der Verbandsliga. Ein neues Stadion hat er auch.

derherold hat gesagt…

Die narrative "faires England kämpft gegen Sumpf_Sepp" wurde nach dem Scheitern der 2010 in allen englischen Zeitungen verbreitet ... Ausnahme war Jeff Powell vom Bullewahrblatt Daily Mail. Der schrieb Interessantes und da es sich im "allgemeinen Teil" mit meinen Erinnerungen deckt, gehe ich von der reinen, puren Wahrheit aus.

Anfang der 90ger wollte Fußballengland aus dem Hooligan-Strafeck wieder heraus und bewarb sich um die Austragung der EM 1996. Die meisten Uefa-Mitglieder waren nicht begeistert, doch der DFB sicherte seine Unterstützung (bei der Amstimmung, orga, etc.) zu. Zwei Bedingungen:
1. England und seine Muschiks stimmen der Uefa gegen Blatter
2. Deutschland bekommt die Unterstützung aus London für seine Bewerbung zur WM 2006.

Gesagt, getan, vereinbart. Die Verbannung nach Inselsibirien aufgehoben, EM in England (mit Erfolg) durchgeführt.

Doch dann ...

derherold hat gesagt…

Doch dann ... kam eine neue Regierung in London an die Macht.
Deren Kapo sagte: "Leckmichfett, was war die EM toll. Jetzt hätte ich gerne auf meiner Uhr die WM in England. Vereinbarungen ? Am Arsch ! Sportfunktionäre, kauft ... äh... holt mir die WM nach England !"

Uefa wurde reingelegt, Blatter wurde unterstützt.
Es gab eine Kampfkandidatur des engl. Verbandes zur WM 2006 ... die man verlor.

Englischer Plan B: Blatter hatte (auch um die Stimmen der afrikanischen Vertreter bei seinen Wahlen zu erhalten ) verkündet, 2010 eine WM in Afrika abzuhalten.

Experten glaubten, daß kein afrikanischer Staat dazu in der Lage sei. England solle in Ruhe abwarten, bis (das dann ausgewählte) Südafrika während der Bauphase einen Rückzug machen müsse. Dann solle der englische Verband als weißer Ritter auftreten und sich als Ersatz-Gastgeber präsentieren. Aufgrund der Unterstützung für Blatter ´98 könne man mit dessen Hilfe rechnen.

Aber es kam anders.

Anonym hat gesagt…

Bitte keine Vorverurteilungen ; das antirassistisch - progressive Weltfinanzfußballtum hat viel für den gesellschaftlichen Fortschritt getan - warum sich jetzt die Kola-und Bulettenkonzerne abwenden wollen ist mir völlig schleierhaft .Die FIFA - Manager stehen doch auf einer Stufe mit seiner Heiligkeit dem Papst San Francisco und anderen Würdenträgern .

der Sepp

Bundesklarstellungsbeauftragter ; Sonderdezernat alternative Hermeneutik , Metafrivolität und politische Grenzkostenevaluierung

Gerry hat gesagt…

Das ist kein Abwenden, mehr wohl bisschen Druck vom Kessel nehmen, Sollbruchstellen aktivieren, ein paar unwichtige Wasserköpfe absägen, es rechtsstaatlich aussehen lassen.

Gerry hat gesagt…

Costas Takkas, ehemaliger (d.h. unwichtiger und) Generalsekretär des Fußballverbandes (pompöser Größenwahn trifft auf) der Cayman Island (Korruption) Kurz: FIFA.

ppq hat gesagt…

"progressives Weltfinanzfußballtum" kommt in die schrankwand, gleich neben die drei römer. das muss jeder sehen, wenn er zu besuch kommt. ein geniestreich von funkelnder brillanz

Anonym hat gesagt…

re PPQ : Danke

der Sepp

Anonym hat gesagt…

http://vu2027.thomas.1984.is/DieJahrhundertluege-die-nurInsider-kennen--von-Heiko-Schrang-2013.pdf

LESEN , AUSDRUCKEN UND VERBREITEN !

Anonym hat gesagt…

Der Blatter Sepp, der Blatter Sepp, der ist nun alles nur kein Depp,
man wird ihn wieder wählen, denn Sepp lässt sehr gut zählen.

Der Niersbach und der Prinz Ali, hingegen werden gewählt nie,
im Kernthema des Stimmenkaufs laufen Sie beim Sepp supivoll auf -

Die FIFA-Negerländer feiern Sepp als ihr`n Vollender.

Ob Panamera und Macan, der Sepp schleppt jeden Porsche an,
für seine "Weggefährten" von der FIFA, sonst zieht er sich ein `nen Schiefer

und wird nicht mehr gewählt als Präsident,
dann wär er los sein letztes Hemd.

Und müsste hinfort vegetieren,
als Hartz IV-Rentner auf allen Vieren.