Sonntag, 24. November 2019

CDU-Parteitag: Der Schluck Wasser wurschtelt weiter so

Die wegweisenden Worte der alten und neuen Vorsitzenden als Wortwolke: "Menschen waren obwohl CDU hat viel Wende heute war etwas!"

Aufstand im Foyer, auf dem Männerklo vielleicht auch und natürlich abends in der Kneipe, in der die verbliebenen Konservativen in der CDU den großen Neuanfangsparteitag von Leipzig diskutieren. Was war da? War da was? Im Grunde nicht, denn Annegret Kramp-Karrenbauer, risikolos als schwächste Vorsitzende einzuordnen, die die CDU jemals hatte, ist immer noch da, ein wenig mehr geschwächt noch, aber nun vollkommen alternativlos. Friedrich Merz, der Brutus ohne Dolch, hat im entscheidenden Moment nicht die Machtfrage gestellt, weil er ahnte, dass er verlieren würde.

So haben nun beide verloren, die Kanzlerin in spe, die das als verdienten Lohn für treue Dienste beanspruchen wird und es nur nicht bekommen kann, wenn eine lavede Linke und eine pubertär selbstbewusste Rechte plötzlich als die Leitplanken wegfallen, zwischen denen sie 2021 ganz automatisch ins Kanzleramt fahren wird. Und der Herausforderer, der wie einst Egon Krenz immer noch einen Tag auf den Augenblick wartet, der sich anbietet, aktiv zu werden.

Er ist nicht gekommen, er kam nicht und er kommt nun auch nicht mehr. Nachdem der Parteitag seiner Vorsitzenden ein Jahr nach deren Inthronisierung aufgrund einer für die Kanzlerin seinerzeit notwendigen Rettungsaktion Prokura gegeben hat, weiterzuwurschteln und auf einen glücklichen Ausgang des Unternehmens Kanzlerwechsel zu hoffen, mehltaut es weiter im Lande.

Merkel regiert im Abendschatten ihrer Tage, mehr Fürstin unergründlicher Entschlüsse als Politikerin, die ein vorab verkündetes und von einer demokratisch zustandegekommenen Mehrheit befürwortetes Programm abarbeitet. Die CDU-Spitze schart sich um die von der Vorgängerin auf dem Wege der Erbfolge bestimmten Nachfolgerin, weil niemand in Sicht ist, der als Sehnsuchtsfigur wie der Franzose Macron, der Österreicher Kurz oder der bis zu seinem tiefen Sturz gefeierte Karl-Theodor von und zu Guttenberg in der Lage wäre, den Deutschen, die keine mehr sein sollen, in einem Land, das keines mehr sein will, eine Vision davon zu geben, was denn anstatt.

Einen wie Kennedy wünschen sich die Menschen. Eine wie Kramp-Karrenbauer bekommen sie. Die Saarländerin hat Fantasie, wie sie bereits in der frühen Phase ihres neuen Amtes bewies, als sie ungeprüft soegnannte Fake News über die Folgen des chinesisches social scroring weiterverbreitete. Aber ein Visionärin ist sie nicht: Wenn "AKK", wie deutsche Medien sie aufgrund einer Empfehlung des mittlerweile medial schon nicht mehr nachweisbaren CDU-Newsrooms nennen, von "Quantenphysik" spricht, klingt der Begriff wie einst Merkels "Neuland". Eine Beschwörungsformel, die nicht aus inhaltlichen Gründen benutzt wird, sondern in der Hoffnung jedes Schamanen. Dass die, die da unten zuhören, schon noch weniger von der Sache verstehen werden als ich.

Aufbruch, Neustart, Ruck, wie es ehemals ein Bundespräsident nannte, der sein Amt mit einer heute kaum noch vorstellbaren Ernsthaftigkeit ausübte? Die CDU hat sich für ein ganz entschiedenes "Weiter so" entschieden, eine Art Verlängerung des Wachkomas,von dem AKK argwöhnt, es könne damit enden, dass das Land "in zehn Jahren abgehängt" sein werde und "nicht mehr die Rolle in der Welt spielt" (AKK), die es sich selbst geschrieben: Erzieher und väterlicher Freund anderer Staaten und Völker zu sein, Beispiel und moralisches Vorbild, das dafür sorgt, dass, wie Kramp-Karrenbauer zukunftsfroh formuliert, "der Welt unsere Werte und das, wovon wir so lange profitiert haben, auch für die Zukunft erhalten können" bleiben.

Sie warten doch alle nur darauf, die Franzosen, der Chinese, die Amerikaner, erst recht die Polen, auch die Russen, die Türken, Japaner und Dänen und all die anderen Völker, die orientierungslos durch die Gegenwart stolpern, sobald ihnen der Leitstrahl aus Berlin abhanden kommt. "Ich möchte, dass wir Wohlstand für alle im Sinne von Ludwig Erhard erreichen", hat AKK den Flaschensammlern und Mindestlohnern über all in deutschland zugerufen, und mutig hinzugesetzt: "Nicht trotz Digitalisierung, sondern mit Digitalisierung". Aber eben, das ist der deutsche Weg, auch nicht wegen und durch.

4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

>> Merkel regiert im Abendschatten ihrer Tage ...

Merkel regiert schon lange nicht mehr.

ppq hat gesagt…

ich halte mich an das, was offiziell gesagt wird

Anonym hat gesagt…

Schon Benjamin D'Israeli (der Jarl von Bakenfeld, angenehme Physiognomie, hehe, "Anglikaner"), und Walther Rathenau (Alles Echte Germanen = AEG) sagten sinngemäß, daß die Welt von ganz anderen regiert wird, als klein Fritzchen meinen mag - so gesehen, hat IM Erika nie (never, aldrig, jamais, nunquam) regiert.

Anonym hat gesagt…

... das illegal importierte Goldstück Samuel U. (43), im Juni in Bremen-Lüssum an seiner Lebensgefährtin anrichtete und das seit Donnerstag vor dem Bremer Landgericht „verhandelt“ wird ...

Samuel aber wuchs heran, und der HErr ließ keines von seinen Worten zur Erde fallen ... 1.Samuel 3.19
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Der Sünde Sold ist der Tod - Römer 6.23 --- Wo ist eigentlich Pater Lingen, wenn man ihn einmal braucht?