Dienstag, 10. September 2019

Bundestagswahl: Warum Kramp-Karrenbauer schon Kanzlerin ist


Sie sah ernst aus und sie guckte nicht so besonders fröhlich, denn das wäre fürwahr nicht angemessen gewesen angesichts eines Wahlergebnisses, das die CDU in einem Bundesland ein Drittel ihrer Wähler kostete und sie in einem anderen zu einer Partei machte, die in etwa Wähler in einer Größenordnung zieht wie die SPD es bundesweit vermag.

Doch tief im Inneren, das ist klar, jubilierte Annegret Kramp-Karrenbauer wie zuletzt, als Kanzlerin Angela Merkel sie auf dem Weg der vorhezogenen Erbfolge zur CDU-Parteichefin ernannte. Denn das Wahlergebnis in Sachsen und Brandenburg beendete nicht nur alle Spekulationen um die Eignung der "AKK" genannten Frau als nächste Bundeskanzlerin. Sondern endgültig auch die Zweifel daran, dass es der spröden Saarländerin mit dem Talent für Kopfsprünge in Fettnäpfchen gelingen kann, eine Mehrheit für die eigene Wahl zur Bundeskanzlerin zu mobilisieren.

Kramp-Karrenbauer ist nicht zu stoppen



Die Bürger in Brandenburg und Sachsen aber machten nun klar: Sie kann nicht nur, sie wird. Nicht, weil der Wähler bei der Bundestagswahl in zwei Jahren meinen wird, Kramp-Karrenbauer sei eine ganz besonders gute Wahl. Nicht einmal, weil die CDU ihre programmatische Ausrichtung bis dahin soweit korrigiert haben wird, dass der ganz normale Dieselfahrer mit zwei Kindern, Jahresurlaub auf Gran Canaria und facharbeiterangemessenem Spitzensteuersatz sie wieder bedenkenlos und ohne Angst vor weiterer Melkung wählen kann. Nein, ganz einfach deshalb, weil sonst niemand da sein wird.

AKK startet ihre bundespolitische Karriere in Zeiten, die für eher führungsschwache und wenig charismatische Politiker ideal sind. Durch das Erstarken der AfD fällt die Schwäche der CDU nicht mehr ins Gewicht: Eine lavede Linke und eine pubertär selbstbewusste Rechte bilden die Leitplanken, zwischen denen AKK 2021 ganz automatisch ins Kanzleramt fahren wird. Einzige Voraussetzung ist, dass die CDU noch einmal stärkste Partei wird – aber da die Grünen allem medialen Jubel zum Trotz im Osten kein Bein auf den Boden bekommen, wird es für sie auch bundesweit nicht reichen.

Afghanistan für überall


Um an die begehrten Ministerposten zu kommen und einmal mehr die viebeschworene "Zukunft" zu „gestalten“ (Baerbock), bleibt der Ökopartei nur der Joschka-Fischer-Weg, als Juniorpartner in eine Koalition einzusteigen. Ob das dann ein Afghanistan-Dreier-Notbündnis mit CDU und SPD sein wird oder ein Duett von Schwarz und Grün, ist nicht weiter von Belang. Kanzlerin wird in beiden Konstellationen nur der jeweilige CDU-Chef werden können, denn weder die Grünen noch die SPD  noch die langsam sterbenden Linke oder FDP sind auf absehbare Zeit in der Lage, Ambitionen zu heben, als stärkste Partei aus einer bundesweiten Wahl hervorzugehen.

Ausgerechnet die AfD hilft der in der Ära Merkel auf 33 Prozent der Wählerstimmen geschrumpften Union, trotz des niedrigsten Stimmenanteils seit 1949, auf eine Art zu wirtschaften, die die nächste Kanzlerschaft heute schon zu hundert Prozent sicherstellt. Phantomdiskussionen um Koalitionen mit dem besten Wahlhelfer, den die CDU sich nur wünschen kann, dienen der Beschäftigung einer auf einfache Reize trainierten Medienbranche und der Unterhaltung eines Publikums, das sich angesichts einer Bundespolitik der ritualisierten Bewegungslosigkeit nach Thrill und Drama sehnt.

Brandmauer nach rechts


Die CDU aber hat ein solches Bündnis weder nötig noch könnte ihr die Erweiterung der Koalitionsoptionen um die Variante Schwarz-Blau irgendeinen Vorteil verschaffen. Ganz im Gegenteil: Kramp-Karrenbauer wird umso sicherer Kanzlerin, umso höher die Brandmauer nach rechts aufragt. Siehe Sachsen-Anhalt, siehe Sachsen und Brandenburg: Wenn rund 40 Prozent  der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei AfD und der Linken machen, wird das "Magdeburger Modell" einer Notregierung aus Christdemokraten, Grünen und den Resten der Sozialdemokratie zur alternativlosen Koalitionsvariante, weil jenseits davon nirgendwo mehr eine regierungsfähige Mehrheiten zu mobilisieren sein wird.

2 Kommentare:

Florida Ralf hat gesagt…

nu g'nau.

allerdings wuerde ich vorsichtig in frage stellen wollen, dass akacka jenes hypothetischen ereignishorizontes gewahr ist. sie wird ja solide aufgebaut, man kann sie ja taeglich bewundern, und waehrend kein fitzelchen zweifel an ihrer machtgeilheit besteht, wuerde ich ihre strategische intelligenz trotzdem hinterfragen. ein bisschen sieht sie immer so aus als falle sie die richtige treppe in zeitlupe hinauf.

Anonym hat gesagt…

Ach, Ihr Spießerlein und Kannegießer, unser giftig-galle-geifernder Nicht-Piefke mit eingeschlossen: Politiker sind Komödianten, alle, ohne Ausnahme.
Komödiant beinhaltet zwar einen gewissen Unterhaltungsfaktor - aber den weisen Kalbitz und Gauland ja auch auf: Mit "unserer Verantwortung". Sie mögen es (Verantwortung) auch Bockwurst oder Schraubverschluß nennen - gemeint ist Kollektivschuld. Am Gesäß.