Samstag, 11. Dezember 2021

Das kurze, aber schwere Leben des Klimawandels

Er wollte der Klimakanzler werden, an seiner Seite ein Klimasuperminister, beide Chefs einer Klimaregierung, die schnelle aus der Nichtnachhaltigkeit aussteigt als Armin Laschet im Ahrtal sein Lächeln unterdrücken konnte. Kein Wahlkampf nirgendwo war wie der letzte in Deutschland von dem einen, dem großen, dem Menschheitsthema geprägt: Wer soll uns retten aus der Klimakrise? Wie geht es am schnellsten, wer setzt die besten Zeichen, wer hat die meisten Ideen für neue Ziele, die noch schneller erreicht werden sollen?  

Alle für ein Thema

Klimaschutz wählen" plakatierte Olaf Scholz, "Klimaschutz mit Wirkung" versprachen die Grünen, die CDU versicherte "Klima schützen" zu wollen, die Linke wollte die "Umwelt schützen" und mehr Verkehr durch kostenlos Tickets erzeugen. Und die FDP wollte kein "oder" zwischen Umwelt und Wirtschaft sehen. 

Es war wie ein kollektiver Rausch. Wer richtig wählte, der würde, daran glaubten im verregneten September Millionen Deutsche, noch zu Lebzeiten ins Klimahimmelreich einfahren. Es würde hier und da ein wenig teurer werden, aber nicht für einen selbst. Man würde Ausgleichszahlungen bekommen, Klimaprämien, Umrüstbeihilfen, Fördermittel für dies und für das. Und das gute Gewissen dazu, der Welt ein Beispiel zu geben, wie man all dies durchhalten kann und dabei anständig bleibt, das reizte Wählerinnen und Wähler, das ließ sie im festen Glauben zur Wahlurne gehen, nun mit ihrer Stimme über die Zukunft der Menschheit abzustimmen.

Das Überthema eines Nicht-Wahlkampfes

Alles ging gut aus. Eine deutliche Mehrheit war für das Klima, das alles bestimmende, alles andere überlagernde Überthema eines Nicht-Wahlkampfes, der nicht als Wettbewerb unterschiedlicher Ideen ausgetragen wurde, sondern als Rennen um den schnellsten Ausstieg aus den meisten umweltschädlichen Industrien, gesellschaftlichen Bräuchen und traditionellen Verhaltensweisen.  Gleichzeitig. Sofort. Bei - keine Partei ließ daran einen Zweifel - absolut garantierter Sicherung aller Arbeitsplätze. 

Angetrieben von der Vier-Frauen-Kinderarmee von Fridays for Future und radikalisierten Wohlstandskindern im Hungerstreik war nichts nie genug. Jetzt sollten die Menschheitsprobleme endgültig gelöst werden, hier in Deutschland, wo schon andere Dinge singulär für die gesamte Welt ausgetestet worden sind. Neben der "großen Aufgabe" (Robert Habeck), künftige Generationen vor dem Klimatod zu retten, verschwand alles andere. Nur ein paar randständige Medien notierten das "dröhnende Schweigen" (Cicero), in dem "keine Silbe" (Freitag) über die Pandemie gesprochen wurde.

Monothematische Vergewisserungsmesse

Am Ende abgewürzt mit etwas Taliban in Afghanistan, geriet der Wahlkampf zur monothematischen Vergewisserungsmesse: Reden die Grünen vom Klima, müssen wir auch. Die Menschen wollen es so.  Und sie wollten es vor allem, weil alle darüber redeten, davon plakatierten und dazu rieten, sich bei diesem Thema für Gut oder Böse zu entscheiden.

Zwischen all den Versprechungen für eine CO2-Steuererhöhung und höhere Benzinpreise, für Tempo 130 und Fahrradwegeausbau und all die anstehenden Ausstiege von Braunkohle über Kernenergie und Verbrenner bis Ölheizung, Gasversorgung und Kurzstreckenflug blieb keine Gelegenheit, über sehr viel näherliegende Probleme zu sprechen. Corona galt im Wahlkampf als vermintes Gefechtsfeld, kaum lösbar durch fernliegende Versprechen. Das Ende der Maßnahmen, die Rückgabe der Grundrechte, die Aufarbeitung der Versäumnisse und Fehler der Pandemiezeit - keine Zeit, keine Zeit.

Ein Chor der Demokraten

Für Politikerinnen und Politiker, die seit Menschengedenken lieber eine möglichst ferne Zukunft regieren als sich mit den akuten Fragen der Gegenwart herumzuschlagen, war der von allen Parteien des demokratischen Blocks auf einer identischen Grundmelodie abgesungene Klimawahlkampf ein Geschenk, das sie sich selbst machen konnten. Willkommen in Wolkenkuckucksheim, wo der Wasserstoff die Heizung billig und grüne Physik die Netze zum Speicher macht. Während die Koalitionspartner verhandelten, wie zwischen Scholzens "Klimaschutz wählen" und den "Klimaschutz mit Wirkung" der Grünen das "kein oder" der FDP transplantiert werden könne, fand in Glasgow der vorläufige Abgesang auf das Klima statt. 

Seit Ende der großen, wegweisenden Konferenz Mitte November geht es nun aber stabil abwärts mit dem Großthema der Wahlkampfwochen. Das Klima, eben noch so akut bedroht, dass keine neue Maßnahme undenkbar war und ihre Einführung keine  Woche mehr warten konnte, scheint plötzlich befriedet. Die Klimacamps haben abgebaut, die Hungerstreiks sind beendet. Am ersten Tag, an dem Robert Habeck im Amt des Klimaministers aus den Fenstern des früheren Wirtschaftsministeriums schaute, schneite in Deutschland.



2 Kommentare:

Volker hat gesagt…

Das waren noch Zeiten, als die Grünen was mit Umwelt zu tun hatten.
Kein Getier, kein Gewächs war klein genug, dem grünen Artenrettungseifer zu entgehen. Großprojekte wurde be- und verhindert wegen Großtrappe, Juchtenkäfer oder der kleinen Hufeisennase. Die Viecher mussten nicht mal dort sein, es reichte der Verdacht oder die belegfreie Behauptung ihrer Anwesenheit.

Wir älteren erinnern uns an Karl den Käfer, der von der Schnellstraße verdrängt wird. Sein Schicksal wurde tausendfach in Worten beschrieben und in Liedern besungen.

Nun sind die Grünen wieder mal an der Macht und siehe … Habecks Ministerium will auf Entschärfung von EU-Naturschutzrichtlinien hinwirken.

Anonym hat gesagt…

Der Klimawandel ist der Joker, der immer sticht, wenn die anderen Karten ausgespielt sind. Spätestens, wenn die Schneefälle und Schneestürme aus den internationalen Kurznachrichten verschwunden sind und irgendein Monat über irgendeinem in Potsdam fabrizierten 'Mittel' gelegen hat.

OT Was sind Fefes Quellen?
Das sind Fefes Quellen:
https://twitter.com/musichistorylaw/status/1468969877629128710
Musichistorylaw, ein Twitter-Nobody, verbreitet Pfizerpropaganda von Drosten ('Denkt an die Kinder!!!1!!1')

Was sind nicht Fefes Quellen?
Reale News von realen Leuten vor Ort.
https://www.standard.co.uk/news/world/south-africa-omicron-cases-children-mild-hospital-covid-pandemic-b970334.html