Freitag, 28. Oktober 2022

Oh, so schön ist Deutschland: Uns geht's gold

In einer Welt, der es zusehends schlechter geht, erscheint Deutschland im Gemeinsinnfernsehen als letzte Idylle.

E
s steht schlimm, wirklich schlimm. Natürlich ist das Chaos in Großbritannien selbstverschuldet. Ohne Brexit wäre all das nie passiert. Und Frankreich? Ja, auch Frankreich hat sich aus eigener Kernkraft in die Bredouille manövriert! Auf Atomenergie zu setzen, in Zeiten, in denen es um die Pariser Klimaziele geht. Wie verrückt ist das denn? Nein, wie die Briten haben sich auch die Franzosen selbst zuzuschreiben, dass sie nun unter dem leiden, was ihnen geschieht. Explodierende Preise, ratlose Regierungen, Angst vor Aufständen im Land und Angst vor Rechtspopulisten, die die Gelegenheit ergreifen könnten, sich im Auftrag des Kreml nach der Macht zu strecken. In Italien ist es ihnen bereits gelungen, in Schweden auch.  

Im Keller der Grausamkeiten

Besorgt geht die Stimme des Korrespondenten zwei Etagen tiefer in den Keller des Grauen unaussprechlicher Möglichkeiten. Europa in Gefahr! Alles, was Angela Merkel und Olaf Scholz und Ursula von der Leyen gemeinsam aufgebaut haben, die Rettungspakete, die Schuldentürme, die Leitplanken, die die Menschen im Lande so zuverlässig vor dem Unaussprechlichen schützen, die drohen einzustürzen. Nicht hier, selbstverständlich, wo Kanzlernder und Wirtschaftsministernder, Kassenwart und Parteivorstände Tag und Nacht dabei sind, Rettungspakete zu schmieden, klimafreundlich aus Kaltstahl. 

Doch die Angst geht um im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass es den Nachbarn gar nicht so gut geht wie den Wählerinnen und Wählern der Ampel. Ist das nicht ganz übel, was da in Großbritannien läuft? Muss man nicht Angst haben um Frankreich? Wie schlimm steht es wirklich um Italien, Griechenland, Spanien, Portugal? All diese engen Freunde, Partnerländer, Kumpel und Geliebte, die wir so oft gerettet haben und die doch immer wieder widerborstig ablehnen, was erfahrene deutsche Diplomatinnen, ausgebuffte Öko-Logen und hervorragend ausgebildete kindliche Staatssekretär*innen ihnen als guten Rat gratis zu geben bereit wären.

Eine große Welle der Widerlichkeiten

Wie eine große Welle, der niemand entkommen kann, hat sie sich aufgebaut, die unaufhörliche Serie von Berichten deutscher Medien aus der fürchterlichen Ferne der Krisenstaaten, die Deutschland umgeben wie ein Kragen aus Niedergang, Zusammenbruch und Verdammnis. In Engeland, das sich abgewandt hat von der großen Völkerfamilie auf dem Festland,  müssen die Armen in diesen Tagen "einen harten Winter fürchten". Führungslos treibt das ehemalige Empire in die Energiekrise. Michael Haselrieder, der für das ZDF von der Front berichtet, hat Tränen in den Augen angesichts der harten Fakten. Die Inflation in Großbritannien ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht. 10,1 Prozent. Die Energiekosten explodieren. Die Rezession ist schon da. Viele fürchten den sozialen Abstieg.

Eine "Bananenrepublik" (Der Spiegel), schlecht bis gar nicht regiert! Und eigentlich nicht einmal eine Republik! Und nebenan ist es nicht besser. Frankreich, einst Erbfeind, dann Erbfreund, erntet in diesen Tagen die Früchte einer verfehlten Weichenstellung bei der Energieerzeugung. Nicht hören hatten sie wollen auf den guten Rat aus Berlin, eigensinnig wie Franzosen sind hielten sie fest an einer Art des Wirtschaftens, die sich jenseits des Rheins längst als tödliche Bedrohung herausgestellt hat. 

Und nun steht die Hälfte des halben Hunderts französischer Kernkraftwerke still wie 30.000 deutsche Windräder bei Flaute, keiner weiß mehr, wie er über den Winter kommen soll, es geht Angst um vor dem Blackout und davor, dass bedingungslose Grundeinkommen, das sich gerade erst herumzusprechen beginnt, nicht mehr lange finanziert werden kann. Im französischen fernsehen senden sie Energiespartipps. Der ARD-Berichterstatter ist von den Socken. "Wie Erziehungsfernsehen" sei das ja! Undenkbar daheim.

Aufatmen an den Schneidetischen

An den Schneidetischen von ARD und ZDF wie in den Schreibsälen der Danachrichtenagentur DPA liegt ein Hauch von Zufriedenheit in der Luft. Faktisch sieht es doch so aus: Die Slowakei ist "zerrissen zwischen Ost und West". Ungarn ein Schurkenstaat. Polen muss sich wegen seiner menschenrechtswidrigen Politik vor der EU-Kommission verantworten. 

Schweden kaut immer noch an seiner falschen Corona-Strategie und droht derweil, in den Faschismus abzurutschen, in dem sich Italien bereits einrichtet. Dänemark muss neu wählen, die Niederlande müssen hoffen, dass ihre per "Zangengeburt" (SZ) nach 271 Tagen Schwangerschaft zur Welt gebrachte Regierung noch ein wenig hält. Spanien ist offiziell kein intakter Rechtsstaat mehr. In Belgien organisieren Kommunisten "Tage des Zorns". In Tschechien marschiert der Mob schon auf dem Wenzelsplatz. Und Griechenland stöhnt unter einer "Super-Inflation" (heise.de) von zwölf Prozent!

So schlimm steht es ringsherum. Das ist die grausame Wahrheit. So ehrlich wollen sie sein, die großen Sender und die großen Redaktionen, auch wenn es hart ist, solche schlimmen Nachrichten verkünden zu müssen. Glücklich jeder, der in Deutschland lebt, wo sich gekümmert wird, dass alles schön bleibt wie es immer war. Mit Strom für alle und Gas für jeden, mit Backenden, die frische Brötchen anbieten oder eines Tages wieder werden, mit einer Exportindustrie, auf die jeder stolz ist, mit einer Klimabewegung, die ebenso wie die Bundeswehr mit Fug und Recht eine weltweite Führungsrolle reklamiert.

Überall steht es wirklich übel

Es mag schwer sein für Franzosen, Briten und Polen, aber auch für Tschechen, Griechen, Italiener und Schweden, aus dem deutschen Fernsehen zu erfahren, wie übel es um ihre Staaten steht und wie super es in den Land läuft, das der Kinderbuchautor Janosch einst im Hinterkopf hatte, als er sein preisgekröntes Hauptwerk "Oh, so schön ist Panama" schrieb. Kein Hunger, keiner muss frieren, fleißige Rentnerinnen und Rentner bekommen die Energiepauschale sogar doppelt, weil das gerecht ist gerade denen gegenüber, die sie gar nicht bekommen.

Die Botschaft ist deutlich: Schauen Sie sich um. Gruseln Sie sich mit! Elend, Angst und Energienot allüberall, Menschen, die eben noch glücklich waren, Regierungen , die gerade noch als verlässlich galten. Und nun, im ersten kalten Wind aus dem Osten, zeigen sie sich allesamt nicht in der Lage, ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen, Abwehrschirme aufzuspannen gegen die Angriffe mit der russischen Energiewaffe und parallel zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern eine neue Infrastruktur für das Anlanden von Fracking-Gas aufzubauen. Tsss. Sehr bedenklich.  

Aber irgendwie auch richtig gut, so lautet die Erkenntnis aus den Untergangsberichten, die von überallher gekabelt werden.  Verglichen mit da und dort geht's uns gold wie immer, der Schaum der Welt schwimmt oben, da mögen die Leugner, Zweifler, Hetzer und Abrüstungspropagandisten noch so sehr heulen. Niemand ist nirgendwo glücklicher dran als die Deutschen, um keinen wird sich besser gekümmert.


5 Kommentare:

Jodel hat gesagt…

Unser Paradies wird taggenau so lange währen, bis evtl. einmal eine konservative oder, Gott verhüte, sogar eine eher rechtsgerichtete Regierung die Amtsgeschäfte in Schland übernehmen sollte.
Dann wird aber zwangsgeldfinanziert so was von schonungslos aufgedeckt werden, was bei uns so alles komplett schief läuft. Dann wird gar nichts mehr gut sein. Nichts davon wird natürlich von irgendeiner Vorgängerregierung verschuldet sein. Vom einen Tag auf den anderen werden diese Beelzebuben das beste Deutschland aller Zeiten in eine Kloake verwandelt haben.

Wenn ich es mir recht überlege, müssten die Öffis derzeit eigentlich für eine rechte Regierung trommeln. Irgendwann wird man schließlich einen eindeutigen Schuldigen für die ganzen derzeit überkochenden Miseren brauchen. Auf ewig und für an allem schlechten Schuldigen wird man Putin schließlich nicht präsentieren können.

Die Anmerkung hat gesagt…

So schön.
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https://www.bild.de/regional/berlin/berlin-aktuell/berlin-mann-sticht-auf-ex-freundin-ein-und-verletzt-sie-schwer-81758740.bild.html

"Schreckliche Szenen am Donnerstagabend im Stadtteil Niederschöneweide! Ein 23-Jähriger soll dort auf seine 50 Jahre alte Ex-Freundin eingestochen haben.

Die genauen Hintergründe der Tat sind bisher noch unklar."
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Was ist daran unklar?

Anonym hat gesagt…

>Was ist daran unklar?

Es ist unklar, welcher Rassist den 'Ein Mann' (DPA) zu der Tat getrieben hat.

>Paradies wird taggenau so lange währen, bis evtl. einmal eine konservative oder, Gott
>verhüte, sogar eine eher rechtsgerichtete Regierung

Darauf müssen wir wohl warten, bis unsere orientalischen Mitbürger die Mehrheiten stellen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Klare Worte von Christian Lindner: "Es ist besser, schlecht zu regieren, als schlecht regiert zu werden"

https://zellerzeitung.de/index.php?id=1310

Anonym hat gesagt…

Auf ewig und für an allem schlechten Schuldigen wird man Putin schließlich nicht präsentieren können.

Mit Gerhard Polt: Doch, das geht.