Samstag, 22. Juli 2023

Verrat am Fahrrad: Lastenräder in der Todeskurve

Lastenrad traditionelle Familie
Eine grüne Zukunftsvision: Die traditionelle deutsche Familie, vom Vater gesteuert, während Mutter die unbezahlte Sorgearbeit leistet, sollte künftig im smarten Lastenkorb transportiert werden.

Klein, beweglich, mit hohem persönlichen Aufwand von Muskelkraft angetrieben und damit überaus klimaverträglich, zumindest, so lange sich der Fahrer vernünftig ernährt, nicht zu viel wiegt und unter keinen Vorerkrankungen leidet. Das Fahrrad, in seiner heutigen Grundform vor knapp 200 Jahren vom Hamburger Zimmergesellen Eduard Siemers erfunden, war auserkoren, die den Energieausstieg mobil zu machen. Der "echte Zukunftsplan" der Grünen sah die traditionelle altbundesdeutsche Familie zwar immer noch mit Vater, Mutter und zwei Kindern, Vater trat in die Pedalen, Mutter leistete im Förderkorb die Sorgearbeit. Aber statt wie früher im Golf oder - bei Beamten - im edlen Volvo saß die kleinste gemeinsame Zelle der Gesellschaft im Lastenrad.  

Pro ungeschütztem Individualverkehr

Keine rein deutsche Erfindung, aber eine Weiterentwicklung des in armen globalen Süden gebräuchlichen zweirädrigen Lastenesels aus Metall, dessen Spuren sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Die Zahlen sprechen für den Umstieg auf den äußerlich ungeschützten Individualverkehr auch zum Transport schwerer Lasten: Nach Berechnungen des Verkehrsclub Deutschland (VCD) spart ein Transportfahrrad im Vergleich zum Pkw 800 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr, wenn es täglich nur 20 Kilometer bewegt wird. 

Höher wird die Ersparnis bei weiteren Fahrstrecken. Wer für täglich 100 Kilometer vom Pkw auf ein Lastenrad umsteigt, spart vier Tonnen im Jahr, bei 200 Kilometern sind es bereits acht und bei 300 Kilometern täglich bewältigter Distanz bewegt sich der Fahrer angesichts eines durchschnittlichen deutschen "CO2-Verbauchs" (Malu Dreyer) bereits im negativen, also positiven Bereich.

Umstieg heißt Ausstieg

Die restliche Rechnung ist relativ einfach: Um die CO2-Emissionen der Mobilität in Deutschland auf Null zu reduzieren, müssten nur etwa 19 Millionen Deutsche diese Strecke täglich mit dem Lastenrad zurücklegen. So einfach aber, so schwer, denn nicht nur die Gebäudesanierung und der Wohnungsbau, die Elektrifizierung der Bahn, die Dämmoffensive, der Heizungsaustausch und die Aufrüstung der Bundeswehr stocken, sondern auch der Umstieg von vier auf zwei Räder: Trotz aller Bekundungen vermeidet es eine Mehrheit der Deutschen beharrlich, sich dauerhaft aufs Fahrrad zu begeben. Im Bereich der innovativen jungen und smarten Hersteller von sogenannten Cargo-Bikes ist bereits von einer Todeskurve die Rede.

Gestorben wird in der Wirtschaft freilich immer, Spekulanten verzocken sich, Manager werden zu gierig, die gesetzlichen Auflagen ändern sich zu oft und zu schnell, so dass mancher an eine gewisse Behäbigkeit gewohnten schon länger hier lebende Kaufmann nicht mehr mitkommt mit dem Zug der Zeit. Der Boom geht dann an ihnen vorbei, trägt aber eben Wettbewerber zu neuen Umsatz- und Gewinnrekorden. Die Wirtschaft reinigt sich so selbst, ein steter Prozess, der nach den Darwinschen Gesetzen funktioniert und dafür sorgt, dass nur die kräftigsten Blüten am Baum zu Früchten werden.

Stattdessen Baumsterben

Im jungen und innovativen Bereich der Räder und Lastenräder aber hat nach den Jahren der Euphorie unversehens ein Baumsterben eingesetzt, das an die Vernichtung der Wälder im Harz durch den Borkenkäfer erinnert. Eben noch gefangen in einer branchenweiten Euphorie, befeuert durch Pandemie und die Verwandlung von schweren Tretmaschinen in batteriebetriebene Rentnerräder, klagt die Fahrradbranche seit Monaten über ein schwieriges Marktumfeld ohne Aussichten auf baldige Erholung. Die dritte Phase des bekannten Schweinezyklus: Der Mangel an Rädern bei hoher Nachfrage gebar zuerst hohe Preise, dann explodierende Produktionszahlen und schließlich exorbitante Lagerbestände, die zu dramatisch abstürzenden Erlösen führten.

Leichen pflastern nicht nur den Weg den das Fahrrad als neues Hauptverkehrsmittel der alternden Gesellschaft nimmt, sondern auch den Aufbau der europäischen Radindustrie, die auserkoren war, in Bälde schon die obsolete Autobranche als Rückgrat der Industrie abzulösen. Pleiten hier und Pleiten da, das Ende schon kurz nach dem Anfang und unklare Aussichten für die Zukunft: Die schwachen Preise drücken auf die Marge, genauso wie die fehlenden Umsätze, der hohe Lagerbestand belastet die Unternehmen und die Branche liefert sich zerstörerische Rabattschlachten. Bike24, im dunkeldeutschenn Dresden gegründet, meldete zuletzt 6,1 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr und eine auf Dauer ruinöse Ertragsmarge von 0,9 Prozent. Für das Gesamtjahr sieht die Firma einen Umsatzrückgang von bis zu zehn Prozent - statt eines Wachstums in gleicher Höhe. 

Getrübte Stimmung

Die Stimmung ist getrübt, die Aussichten, dass die ursprünglich so stark wachsende deutsche Fahrradindustrie zu einem weltweiten Vorbild für andere Staaten wird, die nach Möglichkeiten suchen, klimaschädliche Industriezweige wie die Auto- oder Kohleproduktion einer grundlegenden Transformation zu unterziehen, schwinden. Ignoriert die Bundesregierung weiterhin, wie sich die Lage auf dem Zukunftsmarkt unerbittlich verschärft, droht eine Wiederholung der Katastrophe, die die weltweit führende deutsche Kätzchenindustrie vor zehn Jahren binnen nur weniger Wochen dahinraffte.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was mir noch nicht klar ist, wo sollen die Millionen Lastenräder eigentlich abgestellt werden?
In den Fahrradkellern ist dafür kein Platz und Treppen hoch kriegt man sie auch nicht. Das ist auch die Achillesferse der E -Bikes, sie sind verdammt schwer. Im Freien parken, wie die Autos?
Viel Spaß dabei. Man braucht Innenhöfe und Schuppen, die es in Wohngebieten kaum gibt. Die ganze Fahrraddiskussion ist auch immer ein Sommerthema. Warum wohl?

Anonym hat gesagt…

Das Plakat war schon fein abgestimmt auf die Wählenden, denn kein nichtindigener Deutscher würde sich von der Aussicht auf so eine ScheiBe zur Wahl locken lassen.

Anonym hat gesagt…

Der brave deutsche Lastenradler mit PV auf seinem Dach, Wärmepumpenwaschmaschine und Elektroauto vorm Haus hat seine Schuldigkeit getan. Im nächsten Level kann er seine Kinder im Lastenradkorb unangeschnallt und ohne Knautschzone im immer wilderen Strassenverkehr opfern. So kann aktiv der CO2 Verbrauch gesenkt werden und die Selbstabschaffung vorangetrieben werden.

ppq hat gesagt…

nach der abschaffung der autos wird überall genug platz sein! https://www.politplatschquatsch.com/2022/06/verbrennerverbot-auf-dem-weg-zum.html

Anonym hat gesagt…

die Gutmenschfamily mit Lastenrad möchte bitte NICHT nach der Polizei rufen wenn die teuren Hochleistungsräder aus dem Altbaukeller entwendet werden .

"bestimmt hat der Drogenneger mein Fahrrad geklaut"

"nein - es könnte auch ein deutsches Akademikerkind gewesen sein " so der Herr Lollizei

"ich muss Sie gemäß Antidiskriminierungsgesetz anzeigen weil Sie den Herrn Mubuntu verdächtigen "

dann zieht die Gutmenschfamilie um. Nach Brandenburg

dort gibts von den Ossis was aufs Maul weil das vergeistigte Berlin-Mitte Balg sein blödes Maul ständig aufreißt .

ich wünsche dem internationalen Gutmenschentum die Hölle auf Erden - sie wird schon bald Realität wenn die berliner cdu das kommende Asylat in Mitte ansiedelt. und ja - der rotgrüne Kiez hat noch viel Platz

Anonym hat gesagt…

2 Tage später bei Schrott Adolf in Königswusterhausen .

"na Mubuntu, was haste denn heute mitgebracht ?! "

"guda Akku von Rad und Kuupffakapel"