Sonntag, 14. September 2025

Geld wird immer billiger: Werteverfall bei der Bundesbank

Sie hatte ein nur kurzes Leben: Nur knapp länger als zehn Jahre konnte die deutsche 20-Euro-Silbermünze dem Wertverfall der Einheitswährung trotzen. Jetzt fällt nach schon ihr Nachfolger weg, die 25-Euro-Münze.

Es wieder einmal so weit, schon wieder. Der stetige Anstieg des Silberpreises zwingt die Bundesregierung zu einer Maßnahme, die in der Geschichte der deutschen Gedenkmünzenprägung früher Seltenheitswert hatte: Ab 2026 werden die Nennwerte der Bundesbank-Silbermünzen erhöht – von 20 auf 25 Euro für Sterlingsilbermünzen aus 925er Silber und von 25 auf 35 Euro für Feinsilbermünzen aus 999er Material. Diese Anpassung ist unumgänglich, um die Wirtschaftlichkeit der beliebten Sammlermünzen sichern, denn deren Materialwert ist dem aufgeprägten Nennwert erneut bedrohlich nahegekommen.  

Ein galoppierender Silberpreis

Der Silberpreis hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Rallye hingelegt. Am 3. September 2025 erreichte er in Deutschland ein Jahreshoch von 35,20 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm). Der Anstieg des Preises ist kein Einmalereignis, sondern die Fortsetzung eines Trends, der 2010 begann, als der Preis aufgrund der weltweiten Staatsverschuldung um rund ein Drittel anstieg. Damals führte die Entwicklung dazu, dass der Materialwert der 10-Euro-Gedenkmünzen aus 925er Sterlingsilber (16,65 g Feinsilber) den Nennwert von zehn Euro überstieg. Der Bundesbank drohte eine Situation, in der sie zehn Euro für eine Münze bekommen hätte, deren Materialwert höher liegt.

Das Bundesfinanzministerium reagierte darauf im Jahr 2011 mit einer drastischen Maßnahme: Der Silbergehalt wurde um ein Drittel auf eine 625er Legierung gesenkt, wodurch die Münzen nur noch 10 Gramm Feinsilber enthielten. Doch selbst diese Light-Münzen konnten die steigenden Kosten nicht dauerhaft abfedern. Bereits kurz nach der Umstellung lag der Wert von zehn Gramm Silber bei 10,51 Euro – ein Verlustgeschäft für die Prägeanstalten.

Notgedrungen folgte schon 2016 der nächste Einschnitt: Die 10-Euro-Münzen verschwanden, ihren Platz nahmen 20-Euro-Münzen aus 925er Silber ein. Mit 16,65 Gramm Feinsilber und einem höheren Nennwert sicherte dies zunächst einen Gewinn von etwa 11 Euro pro Münze. Doch inzwischen hat der  Silberpreis die Umstellung zur Profisicherung eingeholt. Bei 35,20 Euro pro Unze Silber liegt er bei einer 20-Euro-Münze bei etwa 18,80 Euro – gefährlich nahe am Nennwert.

Höhere Nennwerte statt Verdünnung

Die Bundesregierung hat sich diesmal entscheiden, nicht erst wieder am Materialwert zu sparen, um den Eindruck von Geldwertstabilität zu erwecken. Stattdessen werden die bisherigen 25-Euro-Münzen aus 22 Gramm 999er Feinsilber durch Münzen mit dem Aufdruck 35 Euro ersetzt. Ziel ist es, den Puffer zwischen Material- und Nennwert wieder zu vergrößern. Den hatte der galoppierende Kaufkraftverlust des Euro in den zurückliegenden Monaten wieder auf nahezu Null schrumpfen lassen. Bei einem Silberpreis von 35,20 Euro liegt der Materialwert der neuen 25-Euro-Münze bei etwa 18,80 Euro, während die neue 35-Euro-Feinsilbermünze nur einen Materialwert von rund 24,90 Euro hat – daraus ergibt sich wieder ein komfortabler Gewinn für das Bundesfinanzministerium. 

Eine erneute Verdünnung hingegen, nur eben nicht über eine neue Materiallegierung, wie sie in Tausenden von Jahren alle Imperien vorgenommen hatten, ehe sie fielen, sondern über einen  neuen Nennwert. Anderenfalls, argwöhnt die Bundesbank, werde das Vertrauen der Sammler untergraben, die sich nach früheren Verdünnungsrunden weigerten, die Light-Münzen zum Nennwert zu kaufen. Verständlich, denn bei der letzten Umstellung war der Silbergehalt von 13,87 Gramm, wie sie noch in den alten 10-DM-Münzen enthalten waren, auf 10 Gramm gesunken, während der Preis verdoppelt wurde. 

Der Anfang vom Ende des Euro als Hartwährung kam schon vor Jahren, damals fast völlig unbeachtet. 2010 beschloss das Bundesfinanzministerium, seine Zehn-Euro-Münzen aus Silber kräftig zu verdünnen: Weil der reine Silberwert der 10-Euro-Gedenkmünzen aus 925er Silber höher geworden war als der Nennwert von 10 Euro, wurde alles anders. Deutschland presste seine Silbermünzen seitdem nur noch aus einer Mischung von 625 Teilen Silber und 375 Teilen Kupfer. Mit dem Wechsel von der D-Mark zum Euro war bereits das Silbergewicht der auf den Nennwert zehn lautenden Münze verändert worden. 

Die Drohung der Verdünnung

Trotz der aktuellen Maßnahme bleibt die Gefahr einer erneuten Verdünnung akut. Die neuen Breakeven-Punkte – der Silberpreis, bei dem Material- und Nennwert gleich sind – liegen bei 46,70 Euro pro Unze für die 25-Euro-Münze (925er) und 49,47 Euro pro Unze für die 35-Euro-Münze (999er). 

Angesichts des aktuellen Preisniveaus von 35,20 Euro scheint dies zunächst ein sicherer Puffer. Doch die Geschichte zeigt, wie schnell solche Schwellen überschritten werden können. Bereits 2011 wurde die 625er-Legierung eingeführt, weil der Silberwert die 10 Euro überstieg. Nur fünf Jahre später war die Einführung der 20-Euro-Münze eine Reaktion auf ähnliche Probleme. 

Experten prognostizieren, dass ein Silberpreis von 46 bis 49 Euro pro Unze in den nächsten Jahren realistisch ist, getrieben durch globale Inflation, geopolitische Unsicherheiten und die Nachfrage nach Edelmetallen als Wertaufbewahrungsmittel. Sollte der Silberpreis diese Marken erreichen, stünde die Bundesregierung vor einer schwierigen Wahl: Entweder eine weitere Erhöhung der Nennwerte – etwa auf 30 oder 40 Euro – oder eine erneute Reduktion des Silbergehalts. 

Letzteres würde die Münzen ihrer Anziehungskraft berauben, wie es bereits in anderen Ländern geschah. Österreich etwa ersetzte seine 5-Euro-Silbermünzen durch Kupfervarianten, während die DDR in ihren letzten Jahren 20-Mark-Münzen mit nur 7,5 Gramm Silber prägte – ein Niveau, das die aktuellen 20-Euro-Münzen (8,32 Gramm bei 625er-Legierung) fast erreichen.

Inflation und Kaufkraftverlust

Der Anstieg des Silberpreises ist kein isoliertes Phänomen, sondern ein Indikator für einen tieferliegenden Prozess: den Verlust der Kaufkraft des Euros. Zwar behaupten Banker, Medien und Politik einhellig, der Silberpreis steige. Doch in Wirklichkeit ist es die Kaufkraft der Gemeinschaftswährung, die dahinschmilzt. Auch der Goldpreis, der in 21 Jahren von 250 Euro (2000) auf 1700 Euro pro Unze (2021) stieg, zeigt das. Was als Wertsteigerung von 700 Prozent oder etwa 33 Prozent jährlich wahrgenommen wird, spiegelt eigentlich ebenso wie der Silberpreis die Schwäche der einst als "stabil" gepriesenen Währung wider. 

Nicht Silber oder Gold werden teurer, sondern das Geld wird billiger. Der Euro kauft heute nicht nur weniger Edelmetall, sondern auch weniger Aktien, Immobilien oder Rohstoffe. Der Silberpreis, so der Tenor, ist ein Indikator für die schleichende Inflation, die durch Nullzinspolitik, Staatsverschuldung und globale Krisen  angefacht wird. Historische Parallelen untermauern diese Sicht. Schon im antiken Rom wurde der Silbergehalt der Denare reduziert, um militärische Ausgaben zu finanzieren – ein Prozess, der die römische Währung über Jahrhunderte schwächte. Diesmal geht alles ein wenig schneller.

Ähnlich agierte die DDR, deren Münzen in den 1980er-Jahren immer weniger Edelmetall enthielten. In Deutschland begann diese Entwicklung allerdings erst mit dem Übergang von der D-Mark zum Euro: Eine 10-DM-Münze mit 13,87 Gramm Feinsilber ist heute etwa sieben Euro wert, während eine 10-Euro-Münze (625er) zwar nahezu den doppelten Nennwert, aber nur etwa sechs Euro Materialwert hat. 

Die neuen 25- und 35-Euro-Münzen sollen diesen Trend bremsen, doch der Versuch wird scheitern. So sehr EZB und Bundesbank betonen, dass die explodierende Verschuldung keine dauerhafte Inflation auslösen werde, so deutlich spricht die Realität eine andere Sprache: Der Silberpreis steigt seit Jahren, weil der Euro an Kaufkraft verliert. 

Die offiziellen Silbermünzen drohen, demnächst wieder ein Verlustgeschäft zu werden. Schon bei einem weiteren Anstieg auf etwa 50 Euro pro Unze müsste die nächste Verdünnung vorgenommen werden. Das würde nicht nur die Sammler enttäuschen, sondern auch die Schwäche des Euros weiter offenlegen. Zwar ignorieren die meisten Bürger diesen sicheren Indikator dafür, was ihr Geld wirklich wert ist. Doch der Wahrung des Vertrauens in die bis heute hochgelobte Einheitswährung dienen höhere Nennwerte so wenig wie weniger Silbergehalt. 

Wie drastisch 

Ein Blick in die Geschichte offenbart Erschütterndes. Eine D-Mark-Münze - einst ausgegeben für zehn D-Mark - repräsentiert heute einen Silberwert von etwa sieben Euro. Der Materialwert einer 10-Euro-Münze mit dem annähernd doppelten Nennwert liegt hingegen nur bei etwas über sechs Euro. Nach den neuen Beschlüssen des Finanzministeriums gibt es für 25 Euro künftig 16,65 Gramm Silber setzte sich der Trend des Kaufkraftverlustes des Euro fort, wie sie seit Einführung aktenkundig ist, müsste die Bundesbank im Jahr 2050 auf eine Münze aus so viel Silber einen Geldwert von 150 Euro stempeln, um den üblichen Abstand zum Materialwert - dann etwa 133,78 Euro - zu wahren. 

Besser wird es auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht: Im Jahr 2100 muss der nominale Aufdruck "7.500 Euro" lauten, um mit dem üblichen Abstand über dem Materialwert von etwa 6.700 Euro zu bleiben. Da ein solcher Nennwert für Sammlermünzen unpraktisch ist, wäre eine drastische Verdünnung 10 Gramm Feinsilber fast schon  zwingend. 

Der aufgeprägte Nennwert könnte dann bei 5.000 Euro liegen. So viel wäre dann auch eine der alten D-Mark-Silbermünzen wert.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Also: Finger weg von solchem Scheiß.