Freitag, 9. Oktober 2009

Göringgeschütze und Hitlerkanonen

Neun Monate hat es gedauert, nach der Amteinführung. Und was ist rausgekommen? Ein Friedensnobelpreis! Freude bei Mutti und Vati Obama, ganz große Sorge aber beim Zentralrat der Juden. Stephan Kramer, der Generalsekretär des Verbandes, hat fünf Tage angestrengt nachgedacht, nachdem er von den unverantwortlichen, ekelerregenden, betroffenmachenden und völligfalschen Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin gehört hatte. Was, so fragte sich Kramer, können wir jetzt noch draufsetzen auf das, was bisher an Empörung geheuchelt, an Verdammnis gewünscht und an monströsen Vergleichen an den Haaren herbeigezogen wurde? Selbst im Zentralrat glaubten viele nicht, dass es Kramer gelingen werde, aus der inzwischen schon ein wenig kalt riechenden Skandalasche um die Sarrazinschen Kopftuchmädel noch einmal Flämmchen zu blasen.

Aber siehe da, es war doch möglich, allen Unkenrufen zum Trotz. Kramer bläst nicht nur Flämmchen, er schlägt Flammen, er schießt nicht nur zielsicher auf Sarrazin, sondern auch mit dem größten vorstellbaren Geschütz von allen: Die Hitlerkanone ballert wieder! Und Göringgeschütze dazu! Flankiert von Goebbelsgewehren! Sarrazin, erweise "mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler große Ehre", hat sich Kramer als provokativen Leadsatz seiner Äußerungen ausgedacht, denn "er steht in geistiger Reihe mit den Herren."

Soweit, die Analyse Sarrazins über Probleme der "Unterschichten" falsch zu nennen, geht Kramer dann aber nicht. Nein, sie sei bloß "perfide, infam und volksverhetzend" und erinnere an die Untermenschen-Terminologie der Nazis.

Leider springt diesmal nicht einmal die renommierte Zeitschrift "Die Zeit" freudig an auf die Vorlage. Lieber macht das Blatt unverantwortlicherweise gemeinsame Sache mit dem Mann, der sich nicht scheut, wie Hitler Bart zu tragen und wie Goebbels Anzüge: Der Zentralrat, der eine sehr ernste Einrichtung ist, mache sich "lächerlich" hetzt das Magazin aus Hamburg und wird dafür mit Sicherheit den "Applaus von der falschen Seite" (Claudia Roth) bekommen, auf den die Redaktion offensichtlich schielt. Stephan Kramer hat sich zurückgezogen, um entsprechende Maßnahmen gegen die Postille zu überdenken. Es könnte sein, dass er schon in der kommenden Woche nachweist, dass es sich bei den Formulierungen um verbalen Völkermord oder "Hamburger Holocaust" handelt. Damit dürfte die ehemals so angesehene Zeitung bereits jetzt als "perfide, infam und volksverhetzend" gelten. Zeit für ein "Zeit"-Abo.

5 Kommentare:

Pisaner hat gesagt…

Mich hat Kramer überzeugt. Deswegen fordere ich:
Sarrazin muß ebenfalls durch einen inernationalen Gerichtshof verurteilt werden.Natürlich paritätisch besetzt durch je 2 Richter aus der Türkei, Saudi-Arabien und Deutschland. Bei der Besetzung der Richterstellen muß gegenseitiger Reschpekt herrschen. Daher kann die ansonsten bestens geeignete C.Roth mit Rücksicht auf die religiösen Empfindungen der Saudis leider nicht für Deutschland nominiert werden. Kramer müßte eigentlich keine Ressentiments bei den Arabern verursachen, schließlich ist er mangels jüdischer Großmutter nach dem Urteil maßgeblicher Rabbiner kein Jude.

Wichtig ist ,daß sofort Maßmahmen ergriffen wereden, die verhindern, dass sich Sarrazin wie seinerzeit Hitler und Goebbels noch vor Prozeßbeginn seiner gerechten Strafe entzieht. Und natürlich darf sich vor Vollstreckung des Urteils auch ein Fall Göring nicht wiederholen.

Anonym hat gesagt…

Ein redaktioneller Irrläufer macht aus der Zeit noch kein Qualitätsmedium.

Das Abogeld kann man ruhigen Gewissen zur Dönerbude tragen, um die seelisch angeschlagenen Mitmenschen finanziell aufzumuntern. Hilft denen mehr.

VolkerStramm hat gesagt…

Leute, was wollt Ihr denn?!
Seid ehrlich, wir hätten unter Entzugserscheinungen gelitten, wenn Goebbles-Nachfolger Kramer und sein Remmidemmiverein ausgerechnet Sarrazin nicht mit der Nazi-Keule geschlagen hätten.
Sarrazin hat die Wahrheit gesagt. Wirklich ein Skandal, dass es „65 Jahre nach Auschwitz schon wieder so weit ist“.
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Deshalb für Kramer und alle anderen die Nazikeule schwingenden Schwachmaten:
Faschismus war Abschaffung der Meinungsfreiheit, war Angriffskrieg, Entrechtung der Juden, Deportation, industrieller Massenmord.
Die Juden im dritten Reich wären froh gewesen, wenn das Verbrechen der Nazis das gewesen wäre, die Wahrheit zu sagen.
Wenn Kramer das Aussprechen der Wahrheit als die Haupteigenschaften von Hitler, Goebbels und Göring darstellt, als Verbrechen das Faschismus – dann gehört Kramer verurteilt. Denn bisher hat noch keiner so niederträchtig wie Kramer die Opfer des NS-Regimes verhöhnt.

derherold hat gesagt…

Obwohl der Zeit-Artikel absoluter Dünnpfiff ist - und mich an "Genosse Ehrenburg vereinfacht" erinnert.

Allein diese Gemme Laus:
"Aber nirgendwo gibt es einen Fitzel von NS-Gedankengut bei Sarrazin. Seine Einmauerungs- und Abschiebe-Phantasien finde ich übertrieben und falsch, aber sie haben nichts mit rassistischen Vernichtungswünschen zu tun, die die NS-Politik kennzeichneten."

... würde bei Anderen ohne Probleme für mind. zweimal "Anfangsverdacht" ausreichen. :-)

ppq hat gesagt…

mal ganz ehrlich: das mit dem zeit-abo war nicht ehrlich gemeint. aber zweimal straflos "zeit" in einem satz schreiben zu können, das ist eine gelegenheit, die bekommt man nur einmal im leben. wenn überhaupt