Donnerstag, 14. November 2013

Gauck: Die Einmisch-Maschine

Der eine stellt sich der Wirklichkeit, der andere einem Prozess: Mit dem Verfahren gegen den von einer wildgewordenen Kamarilla aus Neidern, politischen Feinden und rechten Integrationsverweigerern aus dem Amt gemobbten ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff zeigt sich, welcher Glücksfall die Auswechslung des glücklosen Niedersachsen gegen den charmanten Mecklenburger Joachim Gauck für die Nation gewesen ist.

Denn wenn heute vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Hannover das Verfahren mit dem Aktenzeichen 40 KLs 6/13 aufgerufen wird, wird Christian Wulff weiter seine Schuld leugnen. Im zweitgrößten Medienverfahren des Jahres mussten zwar keine Presseplätze verlost werden, auch so aber sind 22 Verhandlungstage angesetzt, um zu klären, ob Wulff wusste, dass er bestochen worden ist. 45 Zeugen sollen gehört werden, darunter auch Wulffs seit dem gemeinsamen Sturz getrennt lebende Ehefrau, die Buchautorin Bettina Wulff.

Von den Vorwürfen, die Wulff anfangs gemacht wurden, ist allerdings kaum etwas übrig geblieben. Weder der Bobbycar noch das kostenlos gekaufte Auto von Frau Wulff, weder die Bargeldschiebereien in der Familie noch der privat aufgenommene Hauskredit spielen vor Gericht noch eine Rolle. Christian Wulff ist damit zu Besuch in einer wirklichen Wirklichkeit von der Art, wie sie auch seinem Amtnachfolger Joachim Gauck tagtäglich mundgerecht serviert wird: Das richtige Leben zeigt sich im falschen und der richtige Präsident beweist sich, wenn er alle Dissonanzen zwischen Realität und Ideal beherzt weglächeln kann.

Christian Wulff hat das nie vermocht. Stets wirkte der Schnellaufsteiger mit dem Schwiegermuttersbester-Image, als sei ihm bewusst, dass er in viel zu großen Schuhen eine viel zu hohe Leiter hinaufgestiegen war. Wenn Wulf sprach, dann bemüht landesväterlich, wenn er Ruck-Reden hielt, wie sie von jedem Bundespräsidenten hin und wieder gefordert werden, dann ruckte es so steif und kantig, dass ein Satz wie „der Islam gehört zu Deutschland“ ankam wie „die Islamisten gehören zu Deutschland“.

Tun sie ja auch, würde Joachim Gauck da rufen, wie selbstverständlich und mit sonorem Bass. Wulffs Nachfolger muss keine Sorge haben, von Zeitungen angegriffen, zu einem angeblichen Vorleben befragt oder auf Hotelrechnungen angesprochen zu werden. Gauck ist unangreifbar nicht aufgrund seiner Person, sondern aufgrund der Tatsache, dass zwei seiner Vorgänger ihren Posten vor der Zeit verlassen haben. Ein dritter, und die mürbe Demokratie im Lande geriete vollends ins Wanken.

So darf der greise Revolutionär, der zumindest aus heutiger Sicht die Rolle beansprucht, die Lech Walesa für den Systemwechsel in Polen spielte, salbadern und gedenken, die ewig gleichen Schwatzkekse backen, erinnern, mahnen und zu allem Wesentlichen fein still schweigen.

Welt-Leser über ihren Bundespräsidenten:
Pastorale Selbstverzückung...


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

sehr gut,
alles richtig erkannt,
Der dauer Fettnapf treter
der fauxpas,
der Gauckler hat
Narrenfreiheit.