Mittwoch, 19. August 2015

Einmütigkeitsparade in Berlin

Großes Kino in Berlin: Heute gibt es keine Parteien mehr, sondern nur noch Retter.
Jawoll, sie kann es noch! Und wie! Allen Unkenrufen zum Trotz hat Bundeskanzlerin Angela Merkel es erneut geschafft, ihre Truppen pünktlich zur Abstimmung über das dritte Rettungspaket für Griechenland auf Linie zu bringen. Mit Hilfe von offenen Drohungen, Angeboten für lukrative Posten, die entzogen werden könnten, und scharfen Ordnungsrufen gelang es der CDU-Chefin, vier der zuletzt noch 60 Abweichler in den Reihen der Union davon zu überzeugen, diesmal für weitere Finanzhilfen für Athen zu stimmen.

Nicht mehr wie zuletzt 60, sondern nur noch 56 Unionsabgeordnete wollen ihrem Gewissen folgen und sich einer Fortsetzung der Rückzahlung alter Schulden mit Hilfe neuer Kredite verweigern. Auch die Front der lauwarmen Enthalter bröckelt: Nicht mehr fünf wie zuletzt, sondern nur noch vier Mutige wollen keinerlei Stellung zur Frage nehmen, ob Griechenland rund 86 Milliarden Euro bekommen soll, damit das Krisenland diese 86 Milliarden Euro an IWF und Europäischen Rettungsschirm weitergeben kann.

Ihn hätten nicht Drohungen oder das Angebot auf einen sicheren Listenplatz im kommenden Jahr überzeugt, sondern das "stimmige Konzept der Kanzlerin", betont ein Parlamentarier im Gespräch mit PPQ. Danach sei die Rettung nun in trockenen Tüchern. "Sie funktioniert ganz einfach", lässt der sächsische Abgeordnete einen Blick in die geheimen Konzepte werfen, nach denen die griechische Kuh nun endlich vom Eis soll. Der Plan folge der Systematik der sogenannten schlagartigen Dorfentschuldung (SchDoE), die der kretische Mathematiker Alessandros Akadamiko bereits vor Jahren vorgeschlagen hatte.

Das SchDoE-Konzept hatte Akadamiko in einem Beispiel so verdeutlicht: Ein Mann kommt in ein Hotel in Korfu und möchte sich ein Zimmer anschauen. Dafür muss er dem Hotelier 100 Euro Kaution hinterlassen. Als der Gast im Zimmer verschwindet, nimmt der Hotelier die 100 Euro und läuft zum Fleischer, dem er noch 100 Euro schuldet. Der freut sich, geht zum Bauern, gibt dem 100 Euro, die er ihm schuldet. Der Bauer bezahlt damit umgehend eine Prostituierte, bei der er noch mit 100 Euro in der Kreide steht. Die Dame hat es nun eilig, schnell rennt sie zum Hotel, um die 100 Euro für das Zimmer zu bezahlen, die sie dem Besitzer noch schuldet.

Kaum liegt das Geld auf dem Tisch, erscheint der Gast wieder. Das Zimmer hat ihm nicht gefallen. Er nimmt seine 100 Euro und verlässt den Ort, in dem nun niemand mehr Schulden hat.

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