Sonntag, 14. Oktober 2007

Per Volksschule zum Nobelpreis

Es war nicht alles schlecht im Dritten Reich sagt nach Eva Herman nun auch Anne Will: Zur Sendung zum Thema Bildungswesen in Deutschland ludt die Thronfolgerin neben den von Vorgängerin Sabine Christiansen übernommenen Diskutanten auch beiden frischgekürten deutschen Nobelpreisträger ein. Und von der Couch am Bildschirmrand gockeln Gerhard Ertl und Peter Grünberg - befragt nach den Ursachen für ihre wissenschaftlichen Erfolge - wunderliche Dinge wie "ja, ich bin 1942 in die Volksschule gekommen", "wegen des Krieges habe ich die 4. Klasse auslassen müssen" und "wir haben ja damals noch Studiengebühren bezahlt." Talent setze sich immer durch, blendet die Regie unbedacht Ertls Lebensthese ein - ein unerhörter Affront gegen Millionen bildungsferne Haushalte vor dem Bildschirm.

Obwohl der nimmermüde Karl Lauterbach, den wir bisher irrtümlich ja immer bloß für einen "Gesundheitsexperten" gehalten hatten, der aber ein Experte für alle Lebensfragen ist, anschließend sofort die üblichen Sprechblasen über Ungerechtigkeit und Durchlässigkeit und Pisa zur Studiodecke aufsteigen lässt, steht über den Köpfen des Publikums unübersehbar die Frage: Ääähm, ist der Hitler an den Nobelpreisen schuld? Sollen also besser möglichst bald alle deutschen Kinder die 4. Klasse auslassen? Reicht es, wieder Studiengebühren zu nehmen, um die Bildungschancen der jungen Generation zu erhöhen? Oder muss etwa noch vor dem nächsten Pisa-Test wieder ein Krieg her?

Keine Kommentare: